Fußball

Nur Trostpreis für Bayern-Star Sogar Messi hat Mitleid mit Lewandowski

Lewandowski bekommt einen Trostpreis.

Lewandowski bekommt einen Trostpreis.

(Foto: AP)

Robert Lewandowski ist ein Preisträger der diesjährigen Ballon-d'Or-Wahl, aber eben nicht der ganz besondere Preisträger, nicht der große Gewinner. Das ist einmal mehr Lionel Messi. Der Argentinier holt die Trophäe zum siebten Mal - lobt und tröstet anschließend seinen ärgsten Konkurrenten.

Als Robert Lewandowski als Sieger auf die Bühne gerufen wurde, war es den meisten Beobachtern klar: Der große Gewinner wird ein anderer sein. Denn was der Stürmer des FC Bayern da am Montagabend im "Theatre du Chatelet" in Paris gewann, war nichts anderes als ein Trostpreis. "Torjäger des Jahres" darf sich Lewandowski nennen. Es ist eine Trophäe, den der Ausrichter, die französische Fußballzeitschrift "France Football" mal eben überraschend aus dem Hut gezaubert hatte.

Die Auszeichnung, die sich Lewandowski gewünscht hatte, war es nicht. Statt des Ballon d'Or gab es für ihn den Pokal, der wie eine extrem plattgedrückte Variante aussieht, böse Zungen sprechen von einer Tortilla. Den goldenen Fußball dagegen erhielt Lionel Messi - zum siebten Mal. "Gratulation an Leo Messi und Alexia Putellas (Gewinnerin des Ballon d'Or feminin, Anm. d. Red.), Gratulation an alle nominierten Spieler", meldete sich Lewandowski nach der Feier, ganz der faire Verlierer.

Messi hatte beim FC Barcelona eine Saison zum Vergessen erlebt. Auch wenn er bei den Katalanen noch herausragte, mit 30 Toren und neun Assists in 35 Partien ligaweit der Top-Scorer war. Bei seinem neuen Klub Paris St. Germain kommt er erst langsam an, spielt längst noch nicht in Bestform. Er ist trotzdem der Auserwählte, wohl vor allem dadurch begründet, dass er mit Argentinien die Copa America gewonnen hatte. Endlich ein Titel mit dem Nationalteam. Es wurde ihm schon vorgehalten, dies nie zu schaffen.

Etwas, was viel wahrscheinlicher für den Polen Lewandowski gilt. Und doch war der Bayern-Star vor der Preisverleihung der Favorit. Er hat die meisten Tore geschossen, er hat den Uralt-Bundesliga-Rekord von Gerd Müller übertrumpft, er hat mit dem FC Bayern die neunte Meisterschaft in Folge gewonnen. Lewandowski sagte: "Ich habe den Award für den Stürmer des Jahres gewonnen und kein Spieler kann einen individuellen Preis ohne ein starkes Team und loyale Fans hinter sich gewinnen."

"Du hast ihn verdient"

Es war vielleicht der entscheidende Makel: Auch Lewandowski hat "nur" einen Titel in dieser Saison geholt. Der DFB-Pokal ging an Borussia Dortmund, in der Champions League war schon im Viertelfinale Schluss. Und so hatte Messi recht mit seinen Worten nach seinem Sieg: "Es war eine große Ehre, mit dir um diesen Preis zu kämpfen", sagte der Argentinier an Lewandowski gewandt, der während der Veranstaltung neben ihm gesessen hatte - Showdown Schulter an Schulter. "Jeder weiß, dass du letztes Jahr der Gewinner warst. Ich finde, 'France Football' sollte dir den Preis für 2020 noch geben. Du hast ihn verdient und solltest ihn auch zu Hause haben."

Vergangenes Jahr klafft eine Lücke in der Liste der Prämierten. Die Preisverleihung war aufgrund der Coronavirus-Pandemie ausgefallen. Es war das gigantische Jahr des Bayern-Sextupels, es war das Jahr, in dem Lewandowski von der FIFA zum "Weltfußballer des Jahres" gekürt wurde, die Konkurrenz-Trophäe zum Ballon d'Or erhielt.

Beim FC Bayern ist man bemüht, sich die Enttäuschung nicht allzu sehr anmerken zu lassen. Bayerns Vorstandsvorsitzender OIiver Kahn twitterte: "Neben seiner Ehrung zum Stürmer des Jahres hätte Lewandowski den Ballon d'Or genauso verdient gehabt, weil er seit Jahren jeden Tag absolut Herausragendes leistet. Glückwunsch dennoch an Lionel Messi!" Und er betonte die Leistung seines Ausnahmestürmers: "Auch ohne den Goldenen Ball ist Lewy im Olymp der Größten des Weltfußballs längst angekommen. Ich bin gespannt, welche Rekorde er mit unserem Klub in der Zukunft noch aufstellen wird. Er wird auch im nächsten Jahr wieder ein Kandidat sein."

Klub-Präsident Herbert Hainer sagte: "Der FC Bayern München gratuliert Lionel Messi zum Ballon d'Or. Allerdings sind wir einmal mehr stolz auf Robert Lewandowski, denn er hätte es verdient gehabt, nach Gerd Müller, Franz Beckenbauer und Karl-Heinz Rummenigge der vierte Spieler in unserer traditionsreichen Vereinsgeschichte zu werden, der diesen Titel gewinnt. Robert zählt absolut in diese Riege der größten Spieler des FC Bayern und des Weltfußballs. Dass er als Stürmer des Jahres ausgezeichnet wurde, ist nach seinen vielen Toren in den vergangenen zwei Jahren hochverdient."

"Verstehe die Welt nicht mehr"

Was am Ende von der Gala bleibt, ist der Trostpreis für Lewandowski. Und das Wissen, dass er nicht weit von Messi entfernt ist. 580 Punkte erhielt der Pole von der Journalisten-Jury, 613 gab es für Messi. Deutlichen Abstand (460) hat dann der Drittplatzierte, Italiens Europameister und Champions-League-Sieger mit dem FC Chelsea, Jorginho. Cristiano Ronaldo, der die Trophäe bereits fünf Mal gewann, wurde gar nur Sechster. Der Portugiese wütete, nachdem ihn der Chefredakteur von "France Football", Pascal Ferré, bezichtigt hatte, sein größtes Ziel sei es, mehr Goldene Bälle als sein Dauerrivale Messi zu gewinnen. Alles Lügen, so Ronaldo, der der Gala fernblieb, offiziell, weil er sich auf das kommende Spiel mit Manchester United vorbereiten wolle.

Unmut ist das, was neben den strahlenden Siegern Messi und Putellas überwiegt. Von Ronaldo, aber auch vom Lewandowski-Lager. Anders als der Zweitplatzierte und sein FC Bayern, waren nicht alle vornehm zurückhaltend mit ihrer Meinung. In den sozialen Netzwerken passierte, was dort eben passiert: Ungefilterte Wut wurde frei, Schiebung unterstellt, Häme regierte. Aber auch Experten reagierten verwundert: "Ehrlich gesagt verstehe ich nach dieser Wahl die Welt nicht mehr", sagte etwa Lothar Matthäus bei Sky: "Bei allem Respekt für Messi und die anderen großartigen, nominierten Spieler. Keiner hätte es so verdient gehabt wie Lewandowski." Das sahen 170 Journalisten weltweit in Summe anders.

Quelle: ntv.de

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