FCB-Übervater erläutert das Aus Uli Hoeneß sieht großen Fehler mit Oliver Kahn
29.05.2023, 15:21 Uhr
Bilder aus alten Tagen: Uli Hoeneß und Oliver Kahn 2021.
(Foto: picture alliance / sampics / Stefan Matzke)
Beim FC Bayern München überstrahlt der Ärger um die Ablösung vor allem von Vorstandschef Oliver Kahn die Feierlichkeiten zum überraschenden nächsten Meistertitel. Nun meldet sich mit Uli Hoeneß ein dritter Zeuge zu einem umstrittenen Telefonat.
Oliver Kahn ist nicht mehr Vorstandsvorsitzender des FC Bayern München, das ist unstrittig. Der Vorstandsboss war im Vorfeld des finalen Bundesligaspiels des alten und neuen Meisters beim 1. FC Köln vom Aufsichtsrat abberufen worden. Nach Köln, auch das ist unumstritten, durfte Kahn nicht mehr mitreisen, auch bei den Feierlichkeiten der Mannschaft war der einstige Chef nicht mehr dabei. Wie es aber dazu kam, darüber wird gestritten. Präsident Herbert Hainer berichtete, Kahn sei in dem Gespräch, in dem er in der vergangenen Woche von seinem vorzeitigen Aus erfuhr, ausgerastet. "Es war sehr emotional", sagte Hainer. Kahn wiederum erinnert sich an ein "ruhiges und sachliches" Gespräch. Und sprach davon, dass der Klub ihm mit dem Ausschluss von den Feierlichkeiten den "schlimmsten Tag in meinem Leben" beschert habe.
Nun meldete sich Uli Hoeneß zu Wort, der das schwierige Telefonat mit Kahn gemeinsam mit Hainer geführt hatte - und stützt die Darstellung des Präsidenten. "Wir haben uns stundenlang Gedanken gemacht, auch mit Karl-Heinz Rummenigge, wie wir es den beiden so beibringen, dass nichts hängen bleibt", sagte der Ehrenpräsident und Aufsichtsrat dem "Kicker". Mit Kahn wurde auch Hasan Salihamidžić entlassen, die Trennung vom Sportvorstand verlief jedoch deutlich reibungsloser.
Sorge um Dreesen
"Kein angenehmes Gespräch" sei es mit Kahn gewesen, den der damalige Manager Hoeneß 1994 als Spieler zum FC Bayern geholt hatte. Kahn habe sich in dem Gespräch verbal auf seinen Nachfolger Jan-Christian Dreesen eingeschossen. Um eine mögliche Eskalation zu vermeiden, habe man Kahn nahegelegt, anders als Salihamidžić in Köln nicht mehr Teil des Trosses des Rekordmeisters zu sein.
Kurios: Dreesen, bisher Finanzvorstand des FC Bayern, wollte den Klub eigentlich mit dem Ende der Saison verlassen, nun wird er der neue Chef. In Köln hängte der 55-Jährige den Bayern-Spielern die Meister-Medaillen um den Hals, noch in seiner Funktion als Vizepräsident der DFL. Dass Dreesen ihr neuer Chef werden würde, wussten die Spieler da offiziell noch nicht. Von der Nachricht über das vorzeitige Aus ihrer Vorgesetzten wurde die Mannschaft kalt erwischt. "Ich finde, da hätte man jetzt auch noch zwei, drei Tage warten können, unabhängig von der Entscheidung, ob sie jetzt gut oder schlecht ist. Das bewerte ich jetzt gar nicht", sagte Kapitän Joshua Kimmich am Rande der Meisterfeier am Sonntag. Es sei "schon komisch, wenn man sich die deutsche Meisterschaft in so einem Finale sichert und einen dann so eine Nachricht erreicht, ist man in einem Wechselbad der Gefühle".
Ursprünglich, so war kommuniziert worden, wollte sich der Aufsichtsrat erst bei einer Sitzung am 30. Mai mit der künftigen Zusammensetzung des Vorstands beschäftigen. Nun ging alles schneller. Er habe sich in dem Gespräch lediglich über den Aktionismus des Aufsichtsrats gewundert, hatte Kahn gesagt. "Wir hätten auch bei drei Titeln so gehandelt, die Entscheidung musste so getroffen werden. Jan Dreesen kennt den Verein in- und auswendig, ein neuer Mann hätte sich erst wieder ein halbes Jahr einarbeiten müssen", verteidigte Hoeneß den Entschluss.
Ärger über Kahns Berater
Dass Oliver Kahn zum 1. Juli 2021 die Nachfolge von Karl-Heinz Rummenigge an der Spitze des FC Bayern übernehmen durfte, sei dagegen wohl ein Fehler gewesen: "Im Nachhinein muss man das so sagen", sagte Hoeneß. "Oliver ist ein hochintelligenter Mann, der Austausch mit ihm macht Spaß. Die große Enttäuschung liegt darin, dass ich gedacht habe, er könnte das Amt qua seiner Persönlichkeit allein ausfüllen, doch er hat sich stattdessen mit seinen Beratern umgeben."
Für die Unruhe beim FC Bayern, "die katastrophal schlechte Stimmung" im Klub und zunehmend fehlende Motivation hätten vor allem Kahns Berater im Hintergrund gesorgt. Trotz der überaus geräuschvollen Trennung hofft Hoeneß auf eine Entspannung der Beziehung in Zukunft: "Ich habe großen Respekt vor der Person, als Spieler hat er viel geleistet. Auch wenn er als CEO die Erwartungen nicht erfüllt hat, steht meine Tür für Oliver immer offen."
Der gefeuerte Kahn hatte bereits zuvor angefangen, zu deeskalieren: "Wir werden uns - wenn alles abgekühlt ist - zusammensetzen und in Ruhe über alles sprechen", sagte der 53-Jährige der "Bild"-Zeitung. "Der Klub befindet sich aktuell in einer Übergangsphase, die immer schwierig ist und in der auch mal Fehler passieren. Auch wenn die aktuelle Situation gerade nicht einfach ist, überwiegen für mich die vielen großartigen Erlebnisse mit dem FC Bayern bei Weitem die negativen. Das wird sich auch durch die Irritationen der letzten Tage nicht ändern."
Quelle: ntv.de, ter