Sané ist zurück im Revier Verlorener Sohn bedrängt schwache Schalker
20.02.2019, 16:06 Uhr
Mehr Krisengespräch als Training: Beim FC Schalke 04 läuft es weiterhin äußerst mau.
(Foto: dpa)
Dem FC Schalke 04 bleibt im Achtelfinale der Champions League nur die krasse Außenseiterrolle. Der angeschlagene Revierklub muss gegen Manchester City bestehen. Und die haben einen furios aufspielenden Ex-Schalker in ihren Reihen.
Die Chance auf eine Sensation ist schwindend gering, eine schnelle Rückkehr auf Europas Fußball-Bühne äußerst unwahrscheinlich - und die Spekulationen um einen vorzeitigen Abschied von Manager Christian Heidel nehmen Fahrt auf: Ausgerechnet vor dem schwersten Spiel des Jahres hat sich beim abgestürzten Vizemeister Schalke 04 die Krise verschärft. "Da kommt die momentan beste Mannschaft in Europa", warnte Stürmer Guido Burgstaller vor dem Achtelfinal-Hinspiel der Champions League (ab 21 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) gegen Manchester City: "Aber wir werden nicht vorher schon die weiße Fahne hissen."
Schalke: Fährmann - Caligiuri, Sane, Nastasic, Oczipka - McKennie, Bentaleb - Matondo, Uth, Konopljanka - Kutucu. Trainer: Tedesco
Manchester: Ederson - Walker, Stones, Otamendi, Laporte - Fernandinho - Silva, Gündogan - Sterling, Aguero, Sane. Trainer: Guardiola
Schiedsrichter: Del Cerro (Spanien)
Die Vorfreude auf das ungleiche Duell mit dem englischen Meister und dem Rückkehrer Leroy Sané ist getrübt. Nicht nur wegen der desaströsen sportlichen Situation: Nach vier Bundesliga-Spielen in Folge ohne Sieg ist Schalke auf Rang 14 abgestürzt und steht mit 23 Punkten nach 22 Spielen so schlecht da wie zuletzt vor 20 Jahren. Nur über den DFB-Pokal scheint der Weg ins internationale Geschäft noch möglich - angesichts der erschreckend schwachen Leistungen der letzten Wochen aber äußerst beschwerlich.
Interner Streit, schlechte Ergebnisse
Zu allem Überfluss hat der in die Kritik geratene Heidel seine Zukunft in Gelsenkirchen infrage gestellt und damit schon die Nachfolger-Diskussion ausgelöst. Der langjährige Bremer Manager Klaus Allofs ließ bereits Interesse erkennen: "Ich bin aufmerksam, wenn sich was tut." Heidel, der am Wochenende mit fast 40 Grad Fieber das Bett gehütet hatte, fehlte bei der Pressekonferenz vor dem Spiel wegen seiner Erkrankung. Trainer Domenico Tedesco gab zu, dass "das Thema natürlich präsent" sei. Heidel hatte öffentlich Bedingungen gestellt, damit er seinen Vertrag bis 2020 erfüllt. Die "notwendigen wirtschaftlichen Voraussetzungen" forderte der Sportvorstand in der "Süddeutschen Zeitung" ein - nachdem er seit seinem Amtsantritt vor zweieinhalb Jahren fast 160 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben hatte.
Wegen seiner wenig erfolgreichen Transferpolitik schlägt Heidel auch intern Kritik entgegen. Aufsichtsratschef Clemens Tönnies dachte schon laut darüber nach, ihm einen Berater zur Seite zu stellen. Auf dem Rasen droht Schalke in den Duellen mit dem Titelfavoriten Man City ein Debakel - wegen der riesigen Qualitätsunterschiede der Mannschaften, aber auch wegen der aktuellen Form. Beim 0:0 gegen den SC Freiburg zeigten sich die Königsblauen einmal mehr erschreckend plan- und ideenlos.
"Müssen auch Fußball spielen"
Das Starensemble von Trainer Pep Guardiola erzielte dagegen in den letzten beiden Pflichtspielen zehn Tore. Auch die Buchmacher trauen Schalke trotz Heimvorteil im ersten Spiel so gut wie nichts zu: Für einen Sieg der Gastgeber würde der Wettanbieter bwin den zehnfachen Einsatz auszahlen. Trotz der eindeutigen Ausgangslage hat Stürmer Mark Uth "keinen Bock, mich da 90 Minuten hinten reinzustellen". Der Nationalspieler, der in dieser Saison erst vier Pflichtspieltore erzielt hat, forderte: "Wir müssen auch Fußball spielen." Viel Arbeit wird auf Ralf Fährmann im Schalker Tor zukommen, der den Vorzug vor U21-Nationalkeeper Alexander Nübel erhalten wird. "Die Champions League ist ein Stück weit auch sein Verdienst, er hat sich das letzte Saison erarbeitet", sagte Tedesco und fügte schmunzelnd an: "Das ist fair, Mann."
Welche Qualität Schalke in den letzten Jahren verloren hat, wird im Spiel deutlich werden. Leroy Sané, in der Gelsenkirchener "Knappenschmiede" ausgebildet, ist in Manchester seit seinem Wechsel 2016 für 50 Millionen Euro zu einem internationalen Topspieler gereift. "Er ist ein außergewöhnlicher Spieler mit außergewöhnlichen Fähigkeiten", sagte Tedesco: "Es wird schwer für uns, ihn zu verteidigen, ihn in den Griff zu bekommen. Da müssen wir in die Trickkiste greifen."
Quelle: ntv.de, ara/sid