Fußball

Kurioses im Sticker-Sammelalbum Klebebildchen-Ärger sorgt für Kahn-"Comeback" im DFB-Team

Kahn und Nagelsmann arbeiten plötzlich wieder zusammen - sagt zumindest Topps.

Kahn und Nagelsmann arbeiten plötzlich wieder zusammen - sagt zumindest Topps.

(Foto: IMAGO/Sven Simon)

Sammeln, tauschen, kleben: Dieser Dreiklang hat bei vielen Fans während der Fußball-Turniere Tradition. Auch diesmal gibt es wieder Bildchen der Spieler. Allerdings erstmals nicht von Panini, sondern vom Konkurrenten Topps. Und der hat so manches Rechte-Problem, was zu Kuriosem führt.

Ohne Manuel Neuer und ohne Marc-André ter Stegen zur Fußball-Europameisterschaft? Der Deutsche Fußball-Bund versucht es auf der Torhüter-Position offenbar noch einmal mit dem längst im Ruhestand befindlichen Oliver Kahn. Eine Sensation! Nun ja, natürlich ist das absolut nicht im Sinne von Bundestrainer Julian Nagelsmann. Vielmehr handelt es sich dabei um den Kader, den der Sammelsticker-Anbieter Topps vor der Heim-EM in Umlauf bringt.

Zum ersten Mal, seit es die Sammelalben gibt, ist nicht Panini der Herausgeber, sondern der US-amerikanische Konkurrent. Patrick Rausch, der Vermarktungschef der Firma für Europa und Asien hatte das Stickeralbum für die EM laut "Spiegel" als das "größte Projekt der Firmengeschichte" bezeichnet. Topps war 2022 für fast 500 Millionen US-Dollar vom Fanartikel-Riesen Fanatics übernommen worden und ist bereits offizieller Partner der Champions League und anderer europäischer Vereinswettbewerbe. Die UEFA schloss mit dem Anbieter dann zusätzlich einen Vertrag für die Europameisterschaften 2024 und 2028, Topps verpflichtete sogar Kult-Trainer José Mourinho als Werbefigur. Und doch läuft es nicht rund, der Deal mit Topps hat weitreichende Folgen. Denn es geht auch um Rechte, die Panini besitzt und nicht so einfach an Topps abtritt.

So zum Beispiel dürfen die Wappen der Nationalverbände von Deutschland, England, Frankreich und Italien nicht verwendet werden, berichtet der Schweizer "Blick". Topps behilft sich mit den Landesflaggen, bei Deutschland prangt nun eben eine schwarz-rot-goldene Flagge. Das ist allerdings ein weniger großes Problem als das, für das Neuer, ter Stegen und weitere Topstars sorgen.

"Topps ist stolz auf seine erste EURO 2024-Stickerkollektion für das kommende Turnier. Wir sind zwar enttäuscht, dass einige wenige Spieler fehlen, aber das ist darauf zurückzuführen, dass der frühere Sticker-Partner des Turniers bestimmte Teile der Kollektion zum Nachteil der Fans blockiert hat", sagte das Unternehmen zu RTL/ntv. Wobei "einige wenige" verharmlosend klingt.

Auch Götze kehrt zurück

Aufgrund der fehlenden Rechte kann Topps die Deutschen Toni Kroos, Florian Wirtz, Kai Havertz, Antonio Rüdiger und Jonathan Tah sowie die weiteren möglichen Torhüter Bernd Leno und Oliver Baumann nicht zeigen. Dafür taucht eben Kahn im Kader auf - und Mario Götze. Der Keeper beendete seine Karriere im Sommer 2008, selbst seinen Posten im Fußball, nämlich den als Vorstandsvorsitzenden des FC Bayern, ist er seit Mai 2023 los. Seine EM-Statistik spricht übrigens nicht gerade für ein Sensations-Comeback des zur WM dann 55-Jährigen: Mit ihm im Tor hat Deutschland bei der EM 2000 und der EM 2004 kein einziges Spiel gewinnen können. Beim EM-Titel 1996 hatte er noch zugunsten der damaligen Nummer eins, Andreas Köpke, auf der Bank Platz nehmen müssen. Götze spielt zwar bei Eintracht Frankfurt noch aktiv Fußball, sein letztes Länderspiel absolvierte der WM-Held von 2014 aber vor mehr als einem Jahr, im März 2023 gegen Peru - noch unter Hansi Flick.

Ebenfalls aufgelistet sind laut eines Posts von "11Freunde"-Chefredakteur Philipp Köster bei X Thilo Kehrer, Malick Thiaw, Matthias Ginter, Robin Gosens, Karim Adeyemi, Timo Werner und Youssoufa Moukoko. Keiner von ihnen war bislang von Nagelsmann in den Kader berufen worden. Der Freiburger Ginter leidet zudem an anhaltenden Problemen an der Achillessehne und muss sich operieren lassen, was für ihn sowohl das Saison-Aus als auch das definitive Ende aller EM-Hoffnungen bedeutet. Mit Nico Schlotterbeck, Niklas Süle und Julian Brandt wären zudem drei zuletzt aussortierte Dortmunder zurück.

Oder um es umgekehrt aufzulisten: Topps hat nur sechs der Spieler im Heft integriert, die zuletzt unter Nagelsmann die Siege einfuhren und zum emotionalen Aufschwung des Teams und der Fans beitrugen.

33 Nationen im Album

Auch im England-Kader findet sich so manches Schmankerl. Etwa Luke Thomas. Der ist Linksverteidiger beim FC Middlesbrough in der Zweiten Liga - und hat noch nie ein A-Länderspiel bestritten. Die beiden Manchester-City-Stars Phil Foden und John Stones kommen stattdessen genauso wenig im Album vor wie Arsenals Bukayo Saka und Marcus Rashford von Manchester United. Bei Frankreich fehlt Superstar Kylian Mbappé, bei Spanien Youngster Lamine Yamal sowie die Bundesliga-Spieler Dani Olmo von RB Leipzig und Alejandro Grimaldo von Tabellenführer Bayer Leverkusen.

Dafür bekommt der Sammler oder die Sammlerin sogar mehr geboten als die 24 Teams, die in Deutschland spielen werden. In der Sammlung sind nämlich auch die neun Teams abgebildet, die es nicht über die Playoffs ins Turnier schafften. Weil die Produktion vor den Entscheidungsspielen begonnen hatte, hat Topps deren Ausgänge nicht berücksichtigt. So gibt es also auch Bildchen von den Teams aus Luxemburg, Griechenland, Israel und Estland zu sammeln. Mehr als 700 Sticker umfasst die Sammlung insgesamt - ganz schön viele davon sind für die EM leider unnütz.

Ein teures Vergnügen, das durch die neun Nationen noch aufgebläht wird. Das Starterset mit Sammelheft, 24 Stickern und zehn Päckchen kostet 15,99 Euro. Jedes weitere Päckchen mit sechs Stickern ist zum Preis von einem Euro zu haben. Viele doppelte Sticker erhöhen die Kosten - oder eben den Tauschhandel auf Schulhöfen.

Kader stehen erst Ende Mai fest

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Überhaupt ist die ganze Produktion ein großes Rätselraten, schließlich ist noch kein einziger Kader endgültig benannt. Das Problem hatte allerdings auch bereits Panini, als diese noch mit der Herstellung betraut waren. Nagelsmann hatte zwar gesagt, dass er im Vergleich zu den erfolgreichen Testspielen im März gegen Frankreich und die Niederlande nur noch auf wenigen Positionen würde tauschen wollen. Doch unklar ist ja immer, ob es noch Verletzte gibt. Zudem darf der Kader nur noch 23 Spieler umfassen, nicht wie zuletzt bei den Großturnieren 26 Aktive.

Erst nach dem Ende der Bundesliga-Saison wird Nagelsmann seinen Kader nominieren, die Liste muss Anfang Juni bei der UEFA eingereicht werden. Da ist noch reichlich Zeit für Umbesetzungen und Überraschungen. Wer weiß, vielleicht richtet sich Nagelsmann ja auch nach dem Topps-Sammelalbum und benennt Oliver Kahn und Mario Götze.

Quelle: ntv.de

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