Borussia Dortmund will Klarheit Watzke dringt auf Haaland-Entscheidung
08.12.2021, 12:23 Uhr
Borussia Dortmund ist aus der Champions League ausgeschieden. Daran ändert auch das 5:0 gegen Besiktas nichts. Erling Haaland, der spät eingewechselt wird und zwei Treffer erzielt, könnte sich demnächst verabschieden. Der BVB will Klarheit. Die Planungen für die neue Saison haben begonnen.
Es war der höchste BVB-Sieg in der Champions League überhaupt, aber auch sicher einer der nutzlosesten. Mit einem 5:0 (2:0) gegen Besiktas Istanbul verabschiedete sich Borussia Dortmund nach einer enttäuschenden Gruppenphase erhobenen Hauptes aus der Königsklasse. Jetzt geht der Blick in Richtung Europa League, dem letzten europäischen Titel, der diesem so stolzen wie wankelmütigen Klub aus Westfalen noch fehlt. Und der Blick geht auch bereits in die kommende Saison. Denn über allem schwebte an diesem Abend im Dortmunder Stadion die Frage: Bleibt Erling Haaland dem BVB über den kommenden Sommer hinaus erhalten oder bricht der Superstar zu seiner Reise in die Welt der Superklubs auf?
"Ich denke mal, dass wir in den nächsten Wochen sprechen werden", sagte BVB-Boss Watzke bei Amazon auf die Zukunft des 21-Jährigen angesprochen. "Es geht auch nicht um eine Verlängerung, sondern darum, ob im Sommer eine Klausel gezogen wird oder nicht." Die ominöse Klausel in Haalands Vertrag soll dem brachialen Stürmer, der mit seinen zwei Jokertoren gegen Besiktas bei nun 74 Treffern in 72 Pflichtspielen für den BVB steht, ermöglichen, für eine Summe unter 100 Millionen Euro den Verein zu wechseln. Ein Schnäppchen für einen der begehrtesten Spieler der Welt, der im Januar 2020 für nur 20 Millionen Euro von Salzburg nach Dortmund gewechselt war.
Auch wenn die Dortmunder Offiziellen in den vergangenen Wochen immer wieder auf die Möglichkeit eines Verbleibs hingewiesen haben, dürfte es den Bossen eher um Planungssicherheit für die kommende Saison gehen. Mit Karim Adeyemi steht bereits ein möglicher Nachfolger in den Startlöchern. Die Gerüchte verdichten sich zumindest in den vergangenen Wochen. Wieder einmal könnte Dortmund ein hoffnungsvolles Talent mit dem Versprechen auf garantierte Einsätze ködern, wieder einmal könnte dieses Talent den Verein als nächsten Schritt auf dem Weg zu einer internationalen Karriere betrachten. Das alte BVB-Lied, das die Schwarzgelben seit Jahren auf hohem Niveau vortragen, das sie nicht näher an die europäische Spitze, aber immer weiter weg vom nationalen Wettbewerb bringt. Das zeigt allein diese Saison, in der sich die Borussia ohne großen Glanz nahe der Spitze festgesetzt hat. Zu groß ist die Lücke zu vielen Bundesliga-Konkurrenten mittlerweile.
Veränderungen auch in der Abwehr
Womöglich auch aufgrund dieser relativen Sicherheit beginnt die konkrete Planungsphase für die kommende Spielzeit bei Borussia Dortmund früh. Besonderes Augenmerk legt der Pokalsieger dabei auf die zuletzt wackelnde Defensive. Mit 22 Gegentreffern in nur 14 Bundesligaspielen haben nur sechs Vereine aktuell mehr Tore kassiert als der Champions-League-Kandidat vom Borsigplatz.
Der von Wolfsburg ausgeliehene kroatische Nationalverteidiger Marin Pongracic hat der Abwehr in seinen Auftritten wenig Stabilität verleihen können. Dan-Axel Zagadou bleibt weiterhin von Verletzungen geplagt. Zwar ist der gewaltige Verteidiger aktuell zurück im Kader und stand gegen Besiktas sogar erstmals in dieser Saison in der Startelf, doch ob sein im Sommer auslaufender Vertrag verlängert wird und ob es dem BVB möglich sein wird, seriös mit dem 22-jährigen Franzosen zu planen, steht vorerst in den Sternen. Seit seinem Wechsel nach Dortmund im Jahr 2017 hat Zagadou nur 54 Bundesliga-Spiele bestreiten können, fiel mehrfach mit Muskel- oder Knieverletzungen aus.
Eine letzte Runde um den Borsigplatz
Auch Nationalspieler Mats Hummels ist in dieser Saison nicht unumstritten. Das zeigte nicht zuletzt sein schwacher Auftritt beim 2:3 im Spitzenspiel gegen die Bayern, in dem sein gravierender Fehler vor dem 1:1 den Rekordmeister überhaupt erst zurück ins Spiel holte. Dem Weltmeister von 2014 gehört allein aufgrund seines Alters nicht mehr die Zukunft, die in Dortmund, wie in allen anderen Vereinen, permanent geplant wird. Da kommt es nicht überraschend, dass bereits jetzt erste Namen auftauchen.
Wieder einmal ist laut "Sport Bild" Hertha-Verteidiger Niklas Stark dabei. Der 26-Jährige kann den Hauptstadtklub im Sommer ablösefrei verlassen. Viel mehr Argumente sprechen momentan jedoch nicht für ihn. Anders sieht es bei Nationalspieler Nico Schlotterbeck aus. Für den 22-jährigen Profi von SC Freiburg hat es im vergangenen Sommer bereits konkretes Interesse aus der englischen Premier League gegeben. So soll nach ntv.de-Informationen ein Verein rund 20 Millionen Euro für den im Sommer von einer Leihe von Union Berlin in den Breisgau zurückgekehrten Verteidiger geboten haben. Der laut "Kicker" notenbeste Abwehrspieler der Liga wird im kommenden Sommer aus zahlreichen Angeboten auswählen können. Auch Rekordmeister Bayern München soll interessiert sein.
Das Aus in der Champions League, die stets seltsame Position in der Bundesliga, in der der BVB wie seit Jahren für die linke Spur, die Meisterspur, zu langsam und für die rechte, die außerhalb der Top Vier, zu schnell wirkt. Alles riecht nach einem weiteren Übergangsjahr in der alten Bierhauptstadt der Republik. Obwohl: Im Pokal und in der Europa League gibt es noch Trophäen zu gewinnen. Die werden in Dortmund, wenn nicht gerade Pandemie ist, gerne am Borsigplatz, dem Geburtsort des Traditionsvereins, gefeiert. Und vielleicht kann Erling Haaland immerhin noch die eine oder andere Runde um ihn drehen und danach seine Weltkarriere starten. Klarheit über einen möglichen Wechsel soll es bald geben. So die Hoffnung der Dortmunder. Bleibt nur die Frage: Macht Haaland da mit?
Quelle: ntv.de, sue