"Auf einmal Patriotismus" Watzke schimpft auf Habeck und Co. - und lobt den Kanzler
23.03.2024, 20:01 Uhr
Hans-Joachim Watzke ist sauer.
(Foto: dpa)
Der Deutsche Fußball-Bund wird ab 2027 von einem US-Hersteller eingekleidet und kassiert dafür eine gewaltige Menge Geld. Der deutsche Konkurrent kann oder will nicht mithalten. Dass der DFB sich fürs Geld entscheidet, sorgt für Ärger. Und heftige Reaktionen.
DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke hat sich laut eigener Aussagen "maßlos" über Kommentare aus der Politik zum anstehenden Ausrüsterwechsel beim Deutschen Fußball-Bund von Adidas zu Nike geärgert. "Es gibt Leute, die haben vor fünf Jahren noch gesagt: "Vaterlandsliebe kotzt mich an" und entdecken jetzt auf einmal den Patriotismus", sagte Watzke, der auch DFB-Vizepräsident ist, in einem Sky-Interview. "Das einzige Vernünftige, was ich gelesen habe, war der Satz vom Bundeskanzler: Dass das die Sache des Verbands ist."
Der DFB hatte am Donnerstag zweieinhalb Monate vor Beginn der Heim-EM überraschend bekannt gegeben, den Vertrag mit Dauerpartner Adidas Ende 2026 nach mehr als 70 Jahren auslaufen zu lassen. Von 2027 an bis Ende 2034 wird US-Rivale Nike den DFB ausstatten. Zahlreiche Politiker kritisierten dies, Grünen-Politiker Robert Habeck sagte, er hätte sich "ein Stück mehr Standortpatriotismus gewünscht". Gesundheitsminister Karl Lauterbach sprach von einer "Fehlentscheidung, wo Kommerz eine Tradition und ein Stück Heimat vernichtet".
Auch Watzke "musste erst mal Luft holen"
"Dass das in der Öffentlichkeit so ein großes Thema ist, das war klar und kann ich gut nachzuvollziehen", sagte Watzke. "Als ich damit konfrontiert worden bin, habe ich auch erst mal Luft holen müssen. Das war eine gewachsene Beziehung zwischen dem DFB und Adidas." Der DFB habe "diskriminierungsfrei ausschreiben müssen, daran haben wir uns gehalten".
Die Differenz der Angebote sei "so gigantisch groß" gewesen. "Da gab's einfach keine andere Lösung. Wenn man ausschreibt, dann ist es halt so, dass irgendwann mal einer böse ist", sagte Watzke. Es könnten nicht Regeln geschaffen werden und anschließend in der Politik kommentiert werden, "dass das unpatriotisch sei. Das fand ich einfach total daneben", sagte Watzke.
Einem Bericht des "Handelsblatts" unter Berufung auf Branchenkreise zufolge soll sich Nike das Engagement beim DFB mehr als 100 Millionen Euro pro Jahr kosten lassen. Adidas soll bislang 50 Millionen Euro jährlich an den Verband gezahlt haben. Die Angebote von Nike und Adidas hätten so weit auseinander gelegen, "dass wir faktisch keine Wahl hatten", sagte DFB-Schatzmeister Stephan Grunwald der Wirtschaftszeitschrift "Capital".
"Um es in der Wirtschaftssprache zu formulieren: Das Angebot von Adidas war am Ende nicht wettbewerbsfähig. Der Unterschied zwischen den Bietern war erheblich", sagte Grunwald: "Wegen einer Differenz von zwei Millionen Euro pro Jahr hätte der DFB Adidas nicht verlassen."
Quelle: ntv.de, ter/dpa