"Am Ende nicht wettbewerbsfähig" Adidas ließ DFB mit Angebot "faktisch keine Wahl"
22.03.2024, 21:06 Uhr
Der US-Marktführer Nike wird die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ab 2027 einkleiden - und dafür eine große Menge Geld bezahlen. Der bisherige Ausrüster Adidas blitzt mit seinem Angebot ab, das für den Verband selbst mit gutem Willen offenbar inakzeptabel war.
Der Deutsche Fußball-Bund hat die laute Kritik an seinem Ausrüsterwechsel erneut zurückgewiesen und spricht von einer wirtschaftlich geradezu alternativlosen Entscheidung. Die Angebote von Nike und Adidas hätten so weit auseinander gelegen, "dass wir faktisch keine Wahl hatten", sagte DFB-Schatzmeister Stephan Grunwald der Wirtschaftszeitschrift "Capital".
"Um es in der Wirtschaftssprache zu formulieren: Das Angebot von Adidas war am Ende nicht wettbewerbsfähig. Der Unterschied zwischen den Bietern war erheblich", sagte Grunwald: "Wegen einer Differenz von zwei Millionen Euro pro Jahr hätte der DFB Adidas nicht verlassen." Genaue Summen könne er weder bestätigen noch dementieren. Der Chefredakteur des Fußball-Magazins "11 Freunde", Philipp Köster, sagte im Gespräch mit ntv, die Fakten rund um den Deal seien "so, dass der DFB gar nicht anders entscheiden konnte". Nach den Informationen des Magazins hat Adidas im neuen Angebot die Zahlungen aus dem bisherigen Vertrag "in einem zweiprozentigen Bereich sogar noch mal unterboten".
"Staatsanwaltschaft im Haus"
Als Begründung für den Austausch des langjährigen Vertragspartners Adidas gegen den US-Konzern nannte Grunwald neben der wirtschaftlichen Lage des Verbands auch juristische Erfordernisse. Der Vertrag werde von jener Gesellschaft abgeschlossen, in der der DFB seinen Geschäftsbetrieb führt.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte den Deal öffentlich kritisiert und fehlenden "Standortpatriotismus" bemängelt. Grunwald betonte nun, dass der DFB erstmals "ein transparentes Ausschreibungsverfahren für den Ausrüstervertrag durchgeführt" habe: "Ich sage in aller Deutlichkeit: Wenn wir bei den Angeboten, wie sie auf dem Tisch lagen, den Zuschlag an Adidas gegeben und dies mit Argumenten wie der langen Partnerschaft, Vertrauen und Treue begründet hätten, dann hätte ich wahrscheinlich schon heute die Staatsanwaltschaft im Haus gehabt. Selbst wenn der DFB Adidas unbedingt hätte halten wollen - es wäre auf der Grundlage der vorliegenden Angebote nicht gegangen. Hier erwarte ich auch von einem Bundeswirtschaftsminister, dass er so etwas weiß."
Hier können Sie das Interview der Kollegen von "Capital" mit Stephan Grunwald in voller Länge lesen.
Quelle: ntv.de, ter/sid