Technik

Hi-Res mit Sennheiser HDB 630Dieser Kopfhörer dongelt sogar iPhones zum Hi-Res-Klang

28.11.2025, 19:32 Uhr Icke-im-WaldKlaus Wedekind
Sennheiser HDB 630 Test
Der HDB 630 an einer Dongle-Verbindung mit einem iPhone 17 Pro Max. (Foto: kwe)

Der Sennheiser HDB 630 ist ein Bluetooth-Kopfhörer mit ANC, der auch audiophile Hörerinnen und Hörer mit hochauflösendem Klang begeistern soll. Im Praxistest stellt er das beeindruckend unter Beweis, mit Dongle sogar an einem iPhone. Heimlicher Star ist dabei die Sennheiser-App.

HDB steht für High Definition Bluetooth, womit klar ist, was der neue Sennheiser HDB 630 bieten soll: kabellosen, audiophilen Klang und bei Bedarf eine effiziente aktive Geräuschunterdrückung. Und damit auch Geräte wie iPhones, die keine hochauflösenden Codecs unterstützen, mitspielen, gehört ein Dongle zum Lieferumfang. Im Praxistest überzeugt der knapp 500 Euro teure Kopfhörer fast auf ganzer Linie.

Verwandt mit dem Momentum 4 Wireless

Das Design des HDB 630 entspricht dem des Momentum 4 Wireless, mit dem er auch weitere - positive - Eigenschaften teilt. Der Neue hat allerdings dynamische 42-mm-Wandler in den Muscheln, die aus Sennheisers irischer Fabrik kommen, wo auch die kabelgebundenen HD-Kopfhörer hergestellt werden.

Auch das Tragegefühl erinnert stark an den Momentum 4 Wireless. Der 311 g leichte, hochwertig verarbeitete HDB 630 sitzt äußerst angenehm, aber sicher auf dem Kopf. Auch nach mehreren Stunden drückt er nicht unangenehm. Würden die Ohren nicht etwas warm, würde man ihn kaum spüren.

Die Bedienung erfolgt ausschließlich über eine berührungsempfindliche Fläche auf der Außenseite der rechten Muscheln. Das könnte recht nervig sein, aber Sennheiser hat die Touch-Steuerung richtig gut hinbekommen. Die Grundfunktionen sind so einfach gehalten, dass man sie auch ohne Handbuch schnell verinnerlicht hat. Wer möchte, kann zusätzlich mit Spreizbewegungen von Daumen und Zeigefinger den Transparenzmodus einstellen oder vor- und zurückspulen.

Dongle in Sekunden bereit

Auch der Einsatz des Bluetooth-Dongles BTD 700 ist unkompliziert. Man steckt ihn an ein Smartphone, Laptop oder eine andere Quelle. Der Dongle und der Kopfhörer müssen durch langes Drücken auf die jeweiligen Tasten lediglich in den Verbindungsmodus geschaltet werden, um sich automatisch zu verbinden.

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Wenn die Übertragung über aptX Adaptive erfolgt, leuchtet die LED des Dongle pink. (Foto: kwe)

Das hat im Test auch mit einem iPhone 17 Pro Max einwandfrei funktioniert. Man darf nur nicht erwarten, dass man zwischen allen Codecs, die Dongle und Kopfhörer unterstützen, wählen kann: aptX oder aptX HD standen im Test auf dem iPhone weder mit Spotify, Apple Music noch einer anderen Quelle zur Verfügung. Stattdessen läuft die Übertragung über aptX Adaptive.

iPhone kann aptX Adaptive

Das ist aber kein Problem, die Qualität entspricht grundsätzlich der von aptX HD, mit einer Auflösung von 24 Bit und 48 Kilohertz (kHz). aptX Adaptive hat außerdem den großen Vorteil, dass es die Übertragung automatisch anpasst, beispielsweise wenn eine geringere Latenz bei Spielen gefragt ist.

Wer ein ganz feines Gehör hat und wirklich "verlustfrei" (24 Bit/96 kHz) Musik genießen möchte, hat die Option, ein USB-C-Kabel an kompatiblen Geräten zu nutzen, zu denen iPhones nicht gehören. Seltsam ist nur, dass man in der zugehörigen App die höhere Klangqualität erst aktivieren muss.

Enorm umfangreiche App

Das sind technische Details, die viele Nutzerinnen und Nutzer nicht interessieren. Für sie ist der Sennheiser HDB 630 aber auch nicht gemacht. Das trifft gleichermaßen auf die ausgezeichnete App Smart Control Plus zu. Nicht alle werden ihren vollen Funktionsumfang nutzen, aber audiophile Menschen wissen die Optionen möglicherweise zu schätzen.

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Nicht jeder weiß, etwas mit einem parametrischen Equalizer anzufangen. (Foto: kwe)

Man hat in der Anwendung unter anderem nicht nur einen normalen grafischen Equalizer, sondern auch einen parametrischen, der erlaubt, Frequenzen, Breiten und Pegel praktisch völlig frei einzustellen. Ohne spezielle Kenntnisse wird man damit aber kaum befriedigende Ergebnisse erzielen.

Massentauglicher ist die Funktion Crossfeed, der vor allem für ältere Musik gedacht ist. Denn bei ihr kommt ein Instrument oft ausschließlich aus dem linken oder rechten Lautsprecher. Das ist bei Stereoboxen okay, klingt bei Kopfhörern jedoch unnatürlich. Mit Crossfeed kann man den Klang in drei verschiedenen Stärken zur anderen Muschel "umleiten".

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Der Kopfhörer kommt mit einem stabilen Case, dem Dongle BDT 700 und allen nötigen Kabeln. (Foto: kwe)

Erwähnenswert sind auch Soundzonen. Dabei kann man festlegen, dass eine spezielle Abmischung automatisch eingestellt wird, wenn man sich an bestimmten Orten aufhält, beispielsweise zu Hause oder bei der Arbeit.

Starkes ANC, guter Transparenzmodus

Wenn man eine Soundzone erstellt, kann man nicht nur Equalizer-Presets festlegen, die beim Betreten oder Verlassen aktiviert werden. Das Gleiche ist für Geräusch-Einstellungen möglich. Dabei geht es um die aktive Geräuschunterdrückung (ANC) und den Transparenzmodus.

Das ANC ist wie beim Sennheiser Momentum 4 Wireless sehr effektiv, auch wenn es nicht ganz an die besten Kopfhörer in dieser Disziplin heranreicht, unter anderem den Sonos Ace und den Bose QuietComfort Ultra Headphones 2. In der Praxis spielen die geringen Unterschiede keine Rolle. Schön ist, dass man die Stärke des ANC individuell anpassen oder dem Kopfhörer (adaptiv) überlassen kann. Das Gleiche gilt für den ebenfalls guten Transparenzmodus. Top ist außerdem, dass es einen speziellen Wind-Modus gibt, bei dem man die Wahl zwischen maximaler und automatischer Stärke hat.

Hervorragender Klang

Das alles sind nur Spielereien, wenn der Kopfhörer nicht den von Sennheiser versprochenen audiophilen Klang liefern kann. Doch der HDB 630 enttäuscht nicht. Grundsätzlich bietet er die für Sennheiser typische neutrale Abmischung, die viele Enthusiasten auch bevorzugen. Das heißt, man bekommt kräftige Bässe, die weit hinabreichen, ohne mit allzu großem Wumms angeben zu wollen. Die extrem sauber definierten Mitten sind das bestimmende Element des Klangs, klare, nie stechende Höhen liefern die nötigen Details.

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Für Spotify ist die Dongle-Übertragung so gut wie eine Kabelverbindung. (Foto: kwe)

Um die Feinheiten mit adaptiven aptX auf einem iPhone zu hören, hat ntv.de entsprechend anspruchsvolle Musik von Apple Music und Spotify mit jeweils 24 Bit/44,1 kHz heruntergeladen oder gestreamt. Unter anderem kam das Love Heart Cheat Code von Hiatus Kaiyote zum Einsatz.

Hohe Ausdauer

Man bildet es sich nicht nur ein, der Dongle macht einen bemerkenswerten Unterschied. Man kann ihn leicht hören, indem man im Kontrollzentrum zwischen dem BTD 700 und der Wiedergabe über das iPhone hin- und herschaltet. Die Musik gewinnt im Hi-Res-Modus im Vergleich zur AAC-Übertragung deutlich hörbar an Volumen, Tiefe, Dynamik und Details. Der Klang war im Test ähnlich gut wie bei der Übertragung vom Audiplayer Fiio M23 über ein USB-C-Kabel.

Wenn man möchte, kann man mit dem Kopfhörer sehr lange Musik hören. Sennheiser gibt eine Laufleistung von bis zu 60 Stunden an. Mit Hi-Res-Übertragung und aktiviertem ANC sind es immer noch 45 Stunden. Der Praxistest hat die Angaben in etwa bestätigt.

Fazit

Sennheiser liefert mit dem HDB 630, was es verspricht. Der Kopfhörer ist die ideale Wahl für Menschen, die die Qualität von HD-Kopfhörern des Herstellers zu schätzen wissen, aber auch nicht den Komfort von Bluetooth oder ANC missen möchten. Der Klang ist ausgezeichnet und kommt mit dem entsprechenden Material nahe an das heran, was die kabelgebundenen Headsets des Herstellers in dieser Preisklasse zu bieten haben.

Wer bereits einen ausgezeichneten Bluetooth-Kopfhörer besitzt, kann auch nur den BDT 700 für rund 50 Euro kaufen - er funktioniert auch mit anderen Headsets einwandfrei. Bei Sennheiser ist er derzeit vergriffen, einige Online-Händler führen ihn aber noch. Hört man keine hochauflösende Musik oder kann unterwegs darauf verzichten, wird man auch am Momentum 4 Wireless seine Freude haben. Aktuell bekommt man den Kopfhörer bereits für deutlich weniger als 200 Euro.

Quelle: ntv.de

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