Nicht nur für Stammkunden Der Sonos Ace ist tatsächlich ein ganz besonderer Kopfhörer
03.06.2024, 18:36 Uhr Artikel anhören
Der Sonos Ace geht mit einer Sonos Arc eine besondere Beziehung ein.
(Foto: kwe)
Wer bereit ist 500 Euro auszugeben, bekommt mit dem Sonos Ace einen der besten aktuellen Bluetooth-Kopfhörer. Vom Klang bis zum Tragekomfort überzeugt er trotz einiger Fragezeichen im Praxistest weitgehend. Ein ganz besonderes Talent macht ihn aber speziell für Besitzer einer Sonos-Soundbar sexy.
Es hat sich gelohnt, dass Sonos sich Zeit für die Entwicklung seines ersten Kopfhörers genommen hat, denn der Ace ist etwas ganz Besonderes geworden. Dabei zeigt er Qualitäten, die nicht nur für treue Kunden des Unternehmens interessant sind, doch wer eine Sonos-Soundbar nutzt, hat besonders viel Vergnügen an dem rund 500 Euro teuren Neuling. Allerdings hat Sonos noch nicht alles umsetzen können, was geplant war und muss mit Updates nachbessern. Vielleicht wäre es klüger gewesen, den Starttermin zu verschieben, bis alles rund läuft.
Gelungenes Design
Der erste Eindruck ist aber stark, denn der Kopfhörer bietet ein unaufdringliches, aber trotzdem ansprechendes Design. Der Ace ist vergleichsweise kompakt und der Bügel liegt überall eng an. Damit steht er auch Menschen mit kleinerem Kopf. Dazu ist das 312 Gramm leichte Headset auch über längere Zeit äußerst bequem zu tragen.
Das liegt an einer ausbalancierten Gewichtsverteilung und großzügigen Muscheln, die ähnlich wie bei Apples Airpods Max nicht rund, sondern lang gezogen sind. Sie lassen den Ohren viel Luft und durch eine weiche Polsterung in Kombination mit einem wohldosierten Anpressdruck müssen auch Brillenträger nicht leiden, solange die Bügel nicht allzu dick sind.
Auch wenn der Ace überwiegend aus Kunststoff gefertigt ist, ist er seinem Preis entsprechend hochwertig verarbeitet. Ein Stahlbügel gibt ihm die nötige Stabilität und ermöglicht eine stufenlose Anpassung. Die Muscheln haften magnetisch am Gehäuse und sind so in Sekundenschnelle gewechselt.
Hochwertig ist auch die extrem stabile, aber leichte und flache Transportbox. Nettes Detail: USB-C- und 3,5-mm-Kabel sind in einem weiteren Case untergebracht, das ebenfalls magnetisch anhaftet.
Praktische Steuerung
Die Farbe der Innenseite der Transportbox spiegelt die Innenfarbe der rechten Muschel wider, über die man sie leicht von der linken unterscheiden kann, die Ton in Ton mit dem Kopfhörer geht. Nötig ist das nicht, denn man erkennt die rechte Muschel auch an ihren Tasten, die ein großer Pluspunkt des Kopfhörers sind, da sie die Steuerung sehr einfach und komfortabel machen.
Es gibt eine große und griffige Multifunktionstaste im Metallic-Look. Man regelt die Lautstärke, indem man sie nach oben oder unten schiebt. Alle weiteren Funktionen erledigt man, indem man sie ein-, zwei- oder dreimal drückt. Darunter sitzt eine runde Taste, mit der man zwischen Geräuschunterdrückung und Transparenzmodus wechselt oder alle Effekte ausschaltet. Hält man sie länger gedrückt, ruft man einen Sprachassistenten auf. Die längliche Taste an der linken Muschel dient zum Ein- oder Ausschalten und zur Bluetooth-Kopplung.
Die Trageerkennung klappt ebenfalls einwandfrei, sobald man den Kopfhörer abnimmt, pausiert die Wiedergabe. Man kann die Funktion auch ganz oder teilweise abschalten oder Anrufe annehmen, indem man den Ace aufsetzt. Bis hierhin hat Sonos schon alles richtig gemacht und der hervorragende Eindruck hat sich im Praxistest auch bei Klang und aktiver Geräuschunterdrückung weitgehend fortgesetzt.
Ausgezeichneter Klang, auch in 3D
Der angenehm neutral abgestimmte Sound des Ace spielt auf höchstem Niveau, einen besser klingenden Bluetooth-Kopfhörer muss man erst einmal finden. Die Bässe reichen tief hinab und haben ordentlich Wumms. Sie gehen aber bei Bedarf auch zurückhaltend ans Werk und drängen sich nicht in den Vordergrund. Der klare Klang wird durch ausgezeichnet definierte Mitten bestimmt, die Höhen sind akzentuiert und detailreich, aber niemals stechend. In der App findet man einen Equalizer für individuelle Anpassungen.
Hat man ein Android-Smartphone, das den verlustarmen Bluetooth-Codec aptX Lossless unterstützt, kann man den famosen Klang in bester Qualität genießen. Hochauflösende Musik lässt sich aber auch über den USB-C-Anschluss hören, wobei man den Kopfhörer gleichzeitig aufladen kann. Der Sonos Ace beherrscht außerdem 3D-Audio (Dolby Atmos) und Head Tracking, wobei die Richtung des Tons fixiert bleibt, wenn man den Kopf dreht.
Starkes ANC, leichte Windprobleme
Die aktive Geräuschunterdrückung ist spartanisch, aber gut. Sie ist weder adaptiv noch manuell anpassbar, sondern kennt nur an oder aus. Das ist aber kein großer Nachteil, da die meisten Nutzer ANC ohnehin gewöhnlich auf höchster Stufe nutzen oder gar nicht.
Die Funktion ist jedenfalls sehr effektiv und filtert vor allem gleichmäßiges Rauschen wie im Zug oder Flugzeug fast vollständig heraus. Auch im Büro dämpft sie Tastaturen oder Gespräche deutlich. Es gibt vielleicht messbar noch stärkere Geräuschunterdrückungen, aber auf diesem hohen Niveau spielen die Unterschiede kaum eine Rolle.
Die Transparenzfunktion des Sonos Ace hat ein leichtes Grundrauschen, wirkt ansonsten aber fast so, als habe man nichts auf den Ohren. Der Kopfhörer kommt in diesem Modus aber nicht gut mit starkem Wind klar, dessen Störgeräusche er im ANC-Modus noch relativ gut ausblenden kann. Das gilt ebenfalls bei Telefonaten, bei denen man ansonsten von Gesprächspartnern gut verstanden wird und sich natürlich anhört.
Prima Wechselspiel mit Soundbar
Das alles ist vielleicht schon Grund genug, ein Auge auf den Ace zu werfen, aber der Kopfhörer hat für Nutzer, die eine Sonos-Soundbar haben, noch eine besonders attraktive Spezialität, TV Audio Swap genannt. Er verbindet sich mit dem Lautsprecher und übernimmt durch einen längeren Druck auf die Multifunktionstaste von ihm die Wiedergabe inklusive Surround-Sound oder sogar Dolby Atmos, falls die Quelle und weitere Hardware das unterstützen.
Das hat im Test mit einer Sonos Arc hervorragend funktioniert, in Kürze soll dies nach einem Update auch mit einer Sonos Beam (1 und 2) sowie der Ray klappen. Besonders viel Spaß hat die Funktion im Test beim Gaming gemacht. Außerdem steht auch hier die Option offen, Head Tracking zu nutzen. Schade ist, dass sich nur ein Kopfhörer mit der Soundbar verbinden lässt.
Noch besser beziehungsweise natürlicher wird es nach einem weiteren Update in den kommenden Wochen oder Monaten. Denn dann übernimmt der Kopfhörer auf Wunsch auch die Klanganpassungen an den Raum von der Soundbar. ntv.de konnte die Funktion bei Sonos bereits testen. Ist sie aktiviert, hat man beim Wechsel fast den Eindruck, gar nicht gewechselt zu haben. Der Effekt wird je nach Gegebenheiten unterschiedlich stark ausfallen, ist aber auf jeden Fall ein willkommenes Extra.
Hohe Ausdauer, unfertige App
Eine Integration des Ace in das Sonos-Heimnetz gibt es leider nicht. Man kann also unter anderem nicht die abgespielte Musik eines Lautsprechers übernehmen oder die Vorteile des WLAN-Streamings nutzen.
Die Ausdauer des Ace ist nicht branchenführend, aber allemal groß genug. Sonos gibt eine Laufzeit von 30 Stunden bei aktiviertem ANC an, was der Praxistest in etwa bestätigt. Fällt der Akku-Ladestand unter 10 Prozent, kann man mit der Funktion "Schnelles Aufladen" nach drei Minuten am Netzteil wieder rund drei Stunden Musik hören. Bei normaler Ladegeschwindigkeit ist eine leere Batterie in drei Stunden wieder voll.
Der größte Kritikpunkt, den ntv.de im Test festgestellt hat, ist die App, speziell die Android-Anwendung. Denn sie zickt regelmäßig, findet den Kopfhörer nicht oder zeigt zuvor festgelegte Einstellungen nicht an, obwohl sie das Headset noch umsetzt.
Hier hat Sonos offenbar versucht, Hals über Kopf Probleme zu beheben, die durch die Anpassung der App vor dem Launch des Kopfhörers vorgenommen wurden und etliche Nutzer verärgert hatte. Das nervt, kann aber durch Updates hoffentlich problemlos behoben werden. Ein paar zusätzliche Funktionen wie eine Anpassung ans individuelle Gehör wären in der Preisklasse auch angebracht.
Fazit
Der Sonos Ace ist ein starker Bluetooth-Kopfhörer, der speziell durch einen hervorragenden Klang und einen sehr hohen Tragekomfort glänzt. ANC und Ausdauer sind ebenfalls sehr gut. Es gibt aber günstigere Alternativen auf ähnlich hohem Niveau. Besonders macht den Ace erst TV Audio Swap, weshalb der 500 Euro teure Kopfhörer vor allem für Besitzer einer jetzt oder demnächst kompatiblen Soundbar interessant ist. Ansonsten lohnt es sich vielleicht, noch abzuwarten, was die nötigen Updates bringen.
Quelle: ntv.de