Zu hohe Strahlung? Paris nimmt sich das iPhone 12 vor - Rückruf droht
13.09.2023, 15:43 Uhr Artikel anhören
Reagiert Apple innerhalb einer bestimmten Frist nicht, will der zuständige Minister in Frankreich einen Rückruf anordnen.
(Foto: picture alliance / AA)
In Frankreich hat die Strahlenaufsicht Apple den Verkauf des iPhones 12 untersagt. Grund sind aus Sicht der Behörde zu hohe Strahlenwerte, was Studien zufolge das Krebsrisiko erhöhen kann. Der US-Konzern widerspricht. Im ärgsten Fall droht dem Konzern ein Rückruf, dem sich andere EU-Länder anschließen könnten.
Wegen zu hoher elektromagnetischer Strahlung droht Apple ein Rückruf für das iPhone 12 in Frankreich. Dieser Entscheidung könnten sich die übrigen Staaten der EU anschließen. Der US-Technologiekonzern widersprach allerdings der Einschätzung der französischen Behörden. Das Smartphone halte internationale Vorgaben ein. Überprüfungen durch zahlreiche Staaten hätten dies bestätigt.
Die französische Strahlenaufsicht ANFR hatte bei ihren Tests eine Überschreitung der Grenzwerte beim iPhone 12 festgestellt und einen Verkaufsstopp der Handys angeordnet. Sie kündigte außerdem an, Mitarbeiter in die Filialen des US-Konzerns zuschicken. Sie sollten sicherstellen, dass dort keine weiteren iPhone 12 mehr angeboten würden.
Apple habe zwei Wochen Zeit, zu reagieren, sagte der für die Digitalwirtschaft zuständige französische Minister Jean-Noel Barrot der Zeitung "Le Parisien". "Wenn sie das nicht tun, bin ich bereit, einen Rückruf aller im Umlauf befindlichen iPhones 12 anzuordnen. Die Regel ist für alle gleich, auch für die digitalen Giganten."
Der Bundesnetzagentur (BNetzA) zufolge wäre eine solche Entscheidung richtungsweisend für die restlichen EU-Staaten. Sollte es soweit kommen, werde die deutsche Behörde vergleichbare Maßnahmen prüfen. "Die Bundesnetzagentur steht in engem Austausch zu der zuständigen Behörde in Frankreich." Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat nach eigenen Angaben lediglich die in der ANFR-Pressemeldung genannten Informationen. Detaillierte Ergebnisse lägen bislang nicht vor. Die aktuell getesteten Geräte sind allerdings schon einige Jahre alt. Apple hatte am Vortag die neueste Generation dieses Smartphones, das iPhone 15 vorgestellt.
Apple veröffentlich eigene Messwerte
ANFR prüfte den Angaben zufolge die sogenannte Spezifische Absorptionsrate (SAR). Sie gibt an, wie stark elektromagnetische Strahlung von einem Material aufgenommen und dadurch erwärmt wird. Medizinischen Studien zufolge kann eine zu hohe SAR von Mobiltelefonen bestimmte Arten von Krebs begünstigen. Die Behörde ermittelte den Angaben zufolge eine SAR von 5,74 Watt je Kilogramm. Dabei sei das Gerät in der Hand gehalten oder in eine Hosentasche gesteckt worden. Der EU-Grenzwert liegt bei 4,0 Watt je Kilogramm. Bei Messungen in Jacken- oder Umhängetaschen sei das Limit eingehalten worden.
"Das Nutzungsszenario, wenn ein Handy in der Hand gehalten oder etwa in der Hosentasche getragen und per Bluetooth zum Telefonieren verwendet wird, ist in der aktuell geltenden Norm für die Hersteller nicht zwingend zur Überprüfung festgelegt", erläuterte das BfS. Geprüft werde bislang lediglich eine Nutzung am Kopf oder am Rumpf. Änderungen der Test-Szenarien würden aktuell diskutiert.
Auf seiner Internet-Seite macht Apple die SAR für die verschiedenen Varianten des iPhone 12 (Normal und Mini und Max und MaxPro) öffentlich, die allesamt unter den Grenzwerten liegen. Das Unternehmen stellte der ANFR eigenen Angaben zufolge Ergebnisse zahlreicher eigener Tests und Überprüfungen durch unabhängige Labore zur Verfügung. Diese zeigten allesamt unbedenkliche Strahlenwerte.
Die Nachricht trifft Apple in schwierigen Zeiten: Der Absatz seiner Smartphones, die rund die Hälfte zum Gesamtumsatz beisteuern, schwächelt weltweit. Darüber hinaus verbot China Insidern und Medienberichten zufolge Staatsbediensteten die Nutzung von iPhones an ihren Arbeitsstätten. Die Regierung in Peking wies dies allerdings zurück.
Quelle: ntv.de, jwu/rts