Kamera-Monster verspätet sich Wann kommt das Fünfauge Nokia 9?
19.09.2018, 07:39 Uhr
Killt Nokia sein Flaggschiff? Zumindest verspätet sich das Nokia 9 offenbar deutlich.
(Foto: Nokia anew)
Das Nokia 9 hatte das Potenzial zum heißesten Smartphone des Jahres. Das fünfäugige Kamera-Monster sollte im Oktober vorgestellt werden, doch der Termin verschiebt sich offenbar deutlich nach hinten. Was ist los bei Nokia?
Der Smartphone-Branche steht ein heißer Herbst bevor: Mit Apples drei neuen iPhones, zwei neuen Pixel-Modellen von Google, dem Huawei Mate 20 und dem Mate 20 Pro und nicht zuletzt mit dem Oneplus 6T sind die kommenden Wochen eng getaktet. Ein Hersteller fehlt aber in dieser Aufstellung: Nokia. Die Präsentation des Spitzenmodells Nokia 9 wurde immer wieder verschoben, zuletzt wurde sie für den Herbst erwartet. Inzwischen ist aber wohl klar, dass es dieses Jahr gar nicht mehr kommt.
Was läuft schief?
Was ist da los bei HMD Global, dem Unternehmen hinter Nokia? Immerhin ist den Finnen ein triumphaler Wiedereinstieg ins Smartphone-Geschäft geglückt und die günstigen Nokias aus der Mittel- und Einsteigerklasse kommen bei Testern und Käufern gleichermaßen gut an. Doch in der Oberklasse scheint es nicht so rund zu laufen - schon das Nokia 8 Sirocco kam arg verspätet auf den Markt. Eigentlich sollte es 2017 erscheinen, doch Nokia zeigte das Gerät erst im Frühjahr 2018, mit einer zu diesem Zeitpunkt bereits veralteten Hardware. Als n-tv.de es Ende Juli testen konnte, krähte kaum noch ein Hahn nach dem finnischen Schmuckstück.
Die Geschichte scheint sich jetzt zu wiederholen: Obwohl es längst Prototypen des Nokia 9 gibt, von denen bereits einige Bilder ins Internet gelangt sind, verschiebt sich der Marktstart wohl ins kommende Jahr. Der Grund ist offenbar Unzufriedenheit: Laut dem auf Nokia spezialisierten Twitter-Account "Nokia anew" ist Juho Sarvikas, Produktionschef bei HMD, "kategorisch" gegen eine Vorstellung des Nokia 9 noch in diesem Jahr. Die Vorstellung sei stattdessen für den Mobile World Congress 2019 angesetzt, der vom 25. bis zum 28. Februar in Barcelona stattfindet.
Ergibt das Sinn?
Gegen Sarvikas' Entscheidung regt sich Widerstand im Unternehmen, heißt es bei "Nokia anew". Ein Zeichen des Protests sei ein kürzlich geleaktes Foto, auf dem das Nokia 9 mitsamt Aufklebern zu sehen ist, aus denen Details wie der Name des Entwicklers und der Besitzer des Prototypen hervorgehen. Für gewöhnlich verbergen Leaker solche Informationen, damit man ihnen nicht auf die Schliche kommt. Auch das Portal selbst versucht, Druck auf Nokia auszuüben: Unter dem Hashtag #killingNokia9 ruft "Nokia anew" seine Follower dazu auf, ihrem Unmut Nokia gegenüber Luft zu machen.
Ob die Verschiebung Sinn ergibt, ist fraglich: Wenn das Nokia 9 erst im kommenden Jahr erscheint, ist die Branche bereits einen Schritt weiter und die Gefahr groß, dass das Nokia-Flaggschiff bereits zum Marktstart wieder veraltet ist. Außerdem entgeht den Finnen das lukrative Weihnachtsgeschäft. Andererseits ist es auch nicht sinnvoll, ein Smartphone mit Macken auf den gesättigten Markt zu werfen - vernichtende Kritiken und unzufriedene Kunden kann sich kaum ein Hersteller leisten. Das gilt vor allem für die Kamera, die bei aktuellen Smartphones längst zum wichtigsten Kaufargument geworden ist. Gerade hier konnten aber weder das Nokia 8 noch das Nokia 8 Sirocco wirklich überzeugen.
Beim Nokia 9 müssen die Finnen also endlich liefern. Laut "Nokia anew" hat die Fünffach-Kamera zumindest das Potenzial zum "Dealbreaker", sie habe schon in den ersten Prototypen "großartige" Fotos gemacht. Wenn die Zeiss-Penta-Kamera tatsächlich so gut ist und nicht nur ein Marketing-Gag, hat das Nokia 9 wohl auch im kommenden Frühjahr noch ein Alleinstellungsmerkmal. Denn es ist unwahrscheinlich, dass andere Hersteller so schnell auf diesen Zug aufspringen werden und Nokia die Butter vom Brot klauen.
Quelle: ntv.de, jwa