Beste Börsenwoche seit Ende Juni Nur miese Snap-Zahlen vermiesen Stimmung der US-Anleger
21.10.2022, 22:19 Uhr
Plattformen wie Snap verdienen ihr Geld vor allem mit Werbung.
(Foto: picture alliance / imageBROKER)
Die Berichtssaison für das dritte Quartal verläuft in den USA bisher besser als befürchtet. Der Dow Jones feiert daher den größten Wochengewinn seit Ende Juni. Nur die schlechten Werbezahlen von Snap trüben als schlechtes Omen die Kauflaune ein.
Mit Rückenwind von Firmenbilanzen haben die US-Börsen zum Wochenschluss zugelegt. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte beendete die Handelswoche 2,4 Prozent höher bei 31.083 Punkten - und feierte somit den größten Wochengewinn seit Ende Juni. Der breiter gefasste S&P 500 kletterte um 2,3 Prozent auf 3753 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq stieg um 2,3 Prozent auf 10.859 Punkte.
Die Berichtssaison für das dritte Quartal verläuft bisher besser als befürchtet, was Analysten dazu veranlasste, die Gewinnerwartungen für S&P-500-Unternehmen auf 3,1 Prozent von zuvor 2,8 Prozent anzuheben. Hoffnungen auf einen künftig nicht mehr ganz so steilen Zinspfad der Fed stützten zudem die Kurse von Aktien und Anleihen. Die Rendite der zehnjährigen Treasuries ging im Zuge dessen zurück und lag bei 4,215 Prozent.
Einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge wollen einige Mitglieder der US-Notenbank einen Gang herunterschalten. "Ich würde sagen, dass die Fed jetzt versucht, das Ausmaß zu lockern oder ihre Zinserhöhungen zu verlangsamen, was ihre Preisstabilitätskampagne unterstreicht", sagte Joe Brusuelas, Chefökonom beim Beratungsunternehmen RSM.
Händler erwarten aber immer noch eine vierte Erhöhung um 75 Basispunkte bei der Sitzung der Zentralbank im November. Spekulationen auf einen anhaltend aggressiven Zinserhöhungszyklus lasten seit geraumer Zeit auf den Kursen von Aktien und Anleihen. "Es besteht immer noch große Unsicherheit über die Wirtschaft, die Inflation und wo die Zinssätze enden werden, und nichts davon ist für eine starke nachhaltige Erholung der Aktienmärkte förderlich", sagte Stratege Craig Erlam vom Handelshaus Oanda.
Pfizer frohlockt über höhere Impfstoffpreise
Im Energiesektor hellten überraschend gute Quartalsergebnisse von Schlumberger die Stimmung auf. Die Aktien gewannen mehr als 10 Prozent. Im Nachgang besser als erwartet ausgefallener Quartalszahlen griffen Anleger bei Dow zu. Die Aktien des Chemiekonzerns gewannen 4,3 Prozent. Auch Finanzwerte wie JPMorgan Chase und Goldman Sachs legten mehr als 4,6 Prozent zu.
Die angepeilte Vervierfachung der Preise für den Covid-19-Impfstoff in den USA von Pfizer ließ die Anleger auf klingelnde Kassen des Pharmariesen spekulieren. Analyst Mohit Bansal von Wells Fargo rechnet mit 2,5 bis drei Milliarden Dollar mehr Umsatz im Jahr. Pfizer-Aktien legten 4,8 Prozent zu. Die Titel des Partners Biontech gewannen in Frankfurt 5,6 Prozent. Auch die Aktien der Konkurrenten Moderna und Novavax zogen um 8,4 und 12,5 Prozent an.
Snap als schlechtes Omen
Ein schleppendes Umsatzwachstum von Snap vergraulte hingegen die Anleger. Die Aktien des Snapchat-Betreibers brachen um 28 Prozent ein. Im Sog dessen verloren die Papiere von Online-Plattformen wie Twitter und Pinterest bis zu 6,4 Prozent. Die Zahlen von Snap deuteten auf fallende Werbeumsätze hin, schrieben die Analysten von der Investmentbank Piper Sandler. Dies sei ein schlechtes Omen für Firmen, die ebenfalls auf diese Einnahmen angewiesen sind. Die Titel der Facebook-Mutter Meta fielen um 1,1 Prozent. Die Papiere des Google- und YouTube-Betreibers Alphabet legten dagegen um 0,9 Prozent zu.
1,6 Prozent abwärts ging es für American Express. Das Kreditkartenunternehmen hat größere Rückstellungen gebildet, um sich auf mögliche Zahlungsausfälle vorzubereiten, wenn sich ein Wirtschaftsabschwung abzeichnet.
Quelle: ntv.de, chr/rts