Ressourcen für 2022 verbraucht Die Deutschen leben seit gestern auf Pump
05.05.2022, 09:26 Uhr (aktualisiert)
Leben auf Kosten der Menschen im globalen Süden - so beschreiben Kritiker den weltweiten Ressourcenverbrauch, bei dem Industrienationen sich besonders viel herausnehmen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Würde jede Nation haushalten wie die Deutschen, dann bräuchten wir drei Erden, um nachhaltig unseren Bedarf an Ressourcen zu stillen. Der für Deutschland ermittelte Erdüberlastungstag fällt bereits auf den 04. Mai 2022. Der globale Stichtag wird erst in einigen Monaten anstehen.
Schon am Mittwoch hat Deutschland den ihm zustehenden Vorrat an natürlichen Ressourcen für das laufende Jahr aufgebraucht. Der frühe Termin des sogenannten Erdüberlastungstages verdeutliche einmal mehr, "wie sehr wir über dem Limit leben, unsere knappen Ressourcen vergeuden und wie schlecht wir unsere Ökosysteme weiter behandeln", kritisierte hierzu Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz beim WWF Deutschland, laut Mitteilung. Würden alle Länder so haushalten wie Deutschland, bräuchte es demnach über drei Erden. Die Ampel-Koalition habe viele Umweltversprechen gemacht und Erwartungen geschürt, so Heinrich weiter. "Diese muss sie erfüllen und ihre Projekte mit Nachdruck voranbringen."
Der globale Stichtag wird erst in einigen Monaten anstehen. Auch die Menschen global gesehen leben über ihren Verhältnissen, bräuchten erfahrungsgemäß aber nur knapp zwei Erden. Der Termin des Erdüberlastungstages (Earth Overshoot Day) wird jährlich sowohl für einzelne Länder als auch für den gesamten Planeten angegeben. Die Berechnungen werden von der Footprint Data Foundation, der York University und dem Global Footprint Network vorgenommen. Würden es alle Erdbewohner denen in Deutschland gleichtun, wären bereits an diesem Mittwoch im Schnitt die für dieses Jahr nachhaltig zur Verfügung stehenden Ressourcen verbraucht und die ökologisch verkraftbaren Emissionen ausgestoßen.
Erdüberlastungstag: "Klimakrise bedroht auch in Deutschland Menschen und Ökosysteme"
Heinrich forderte die Bundesregierung etwa auf, bei der Umsetzung der Energiewende keine Zeit zu verlieren. Diese müsse auch Rücksicht auf Natur- und Landschaftsaspekte nehmen. Zudem müsse der Aufbau einer effizienten Kreislaufwirtschaft im Fokus stehen. "Wir sehen im Koalitionsvertrag viele Weichenstellungen, die in die richtige Richtung gehen, aber noch sieht die Realität anders aus", mahnte er. "Die Klimakrise verschärft sich weiter und bedroht auch in Deutschland Menschen und Ökosysteme."
Ähnlich deutliche Worte wählte Antje von Broock, Bundesgeschäftsführerin beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Deutschland schlage "absolut über die Stränge", und lebe "auf Pump und auf Kosten der Menschen im globalen Süden" teilte sie zum Erdüberlastungstag mit. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine zeige besonders, wie begrenzt die Rohstoffe seien. Die Bundesregierung müsse endlich gesetzlich für den Schutz der Ressourcen sorgen.
Grundlage für die Berechnungen ist der ökologische Fußabdruck. Darin spiegelt sich wider, wie stark der Mensch das Ökosystem beansprucht, um etwa Energie, Nahrung und Holz zu gewinnen. Die Analysen des "Global Footprint Networks" messen den Verbrauch an natürlichen Ressourcen und die Ressourcenkapazität von Nationen über Jahre hinweg. Anhand der Daten - etwa 15.000 Datenpunkte pro Jahr und Land - wird seit 1961 bereits der "Fußabdruck" von mittlerweile mehr als 200 Nationen ermittelt.
Er wird berechnet, indem gegenübergestellt wird, was genau verbraucht und wie viel CO2 von einer Nation ausgestoßen wird. Verbrauch und Ausstoß erfordern produktive Bereiche wie etwa Ackerland für Nahrung und etwa Waldflächen, um CO2 aufzunehmen und wieder aus der Atmosphäre zu entfernen. Diese Werte werden in "globale Hektar" übertragen. Die Summe an Fläche, die benötigt wird, um dem Ressourcenverbrauch und dem CO2-Ausstoß zu entsprechen, ergibt den ökologischen Fußabdruck.
(Dieser Artikel wurde am Mittwoch, 04. Mai 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, mpe/dpa