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Inzwischen ein "fantastischer Bonus" Frauen-Orgasmus hatte evolutionäre Funktion

Für die Fortpflanzung ist der weibliche Höhepunkt überflüssig.

Für die Fortpflanzung ist der weibliche Höhepunkt überflüssig.

(Foto: imago/CHROMORANGE)

Männer und Frauen können beim Sex zum Höhepunkt kommen. Doch während der männliche Orgasmus die Samen auf den Weg bringt, hat der weibliche keine konkrete Funktion. Das war womöglich nicht immer so.

Der weibliche Orgasmus ist den Forschern nach wie vor in vielem ein Rätsel. Anders als bei Männern ist vor allem der Sinn des weiblichen Höhepunkts unklar. Bei Männern ist mit dem Orgasmus die Ejakulation verbunden, der Ausstoß der Samenzellen, die zur Befruchtung der weiblichen Eizellen benötigt werden.

Bei Frauen gibt es keinen derartigen Zusammenhang. Nicht mehr, meinen Wissenschaftler aus den USA. In der evolutionären Vergangenheit des Menschen könnte dies aber durchaus der Fall gewesen sein. "Es ist wichtig, zu betonen, dass der weibliche Orgasmus nicht immer so war wie heute", sagte Studienmitautorin Mihaela Pawlitschew dem britischen "Guardian". Pawlitschew veröffentlichte ihre Untersuchungsergebnisse gemeinsam mit Günter Wagner von der Yale-Universität.

Gemeinsam kommen sie zu dem Schluss, dass mit dem weiblichen Orgasmus ursprünglich regelrechte Hormonschübe verbunden gewesen sein müssen. Bei Säugetieren wie Katzen oder Kaninchen ist das bis heute der Fall, betonen die Autoren. Durch die Entladung der sexuellen Spannung wird das Signal zum Eisprung gegeben und die Fortpflanzung überhaupt erst möglich. Diese männlich induzierte Ovulation entstand wahrscheinlich vor etwa 75 Millionen Jahren bei den gemeinsamen Vorfahren von Primaten und Nagetieren.     

Das lege den Schluss nahe, dass der weibliche Orgasmus zunächst als Mechanismus für die Freisetzung von Eiern beim Sex funktionierte, schreiben Pawlitschew und Wagner. Diese Theorie werde auch von den anatomischen Gegebenheiten der weiblichen Genitalien gestützt. Indem sich die Klitoris in unmittelbarer Nähe zum weiblichen Geschlechtskanal befindet, steige die Wahrscheinlichkeit, dass sie beim Sex stimuliert wird. Bei Arten mit spontanem Eisprung, wie es der Mensch inzwischen auch ist, liegt die Klitoris normalerweise weiter entfernt.

Elisabeth Lloyd, Biologieprofessorin an der Universität von Indiana und Autorin eines Standardwerks über den weiblichen Orgasmus, nannte die neuen Ergebnisse interessant, kritisierte aber, dass wesentliche neurologische und muskuläre Aspekte des weiblichen Orgasmus unberücksichtigt geblieben seien. Lloyd favorisiert die Theorie, dass der weibliche Höhepunkt eine glückliche Laune in der embryonalen Entwicklung ist. Während die Männer den Orgasmus bräuchten, um Sperma zu übertragen, sei der weibliche Orgasmus einfach ein "fantastischer Bonus".

Quelle: ntv.de, sba

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