Erwartung bestimmt Wahrnehmung Immer mehr hören Phantom-Anrufe
01.09.2013, 13:40 UhrHandybesitzer kennen das: Man hört sein Mobiltelefon klingeln, sucht hektisch danach, um schließlich ungläubig zu sehen, dass gar niemand angerufen hat. Das Phänomen wird als Phantomklingeln bezeichnet und Millionen Menschen in Deutschland haben es schon einmal gehört.
Jeder dritte Deutsche hat schon einmal sein Telefon klingeln hören, obwohl gar kein Anruf einging. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Hightech-Verbandes BITKOM hervor. Rund 25 Millionen Deutsche nehmen so genannte Phantom-Anrufe oder ein Phantom-Vibrieren wahr. Insgesamt wurden 1003 Personen befragt. 39 Prozent aller Mobilfunknutzer sind demnach schon einmal von ihren Sinnen getäuscht worden.
Zwei Jahre zuvor hatten nur 31 Prozent, also rund 18 Millionen Deutsche das Phantom-Klingeln im Ohr. Männliche Handybesitzer berichten laut Umfrage häufiger (42 Prozent) von Phantom-Anrufen als weibliche (36 Prozent), unter 30-Jährige (50 Prozent) öfter als Senioren (20 Prozent). Sogar zwischen Ost- (35 Prozent) und Westdeutschen (40 Prozent) waren Unterschiede bei der Wahrnehmung von Phantomklingeln auszumachen.
Gut jeder dritte Handybesitzer (35 Prozent) findet es zudem merkwürdig, wenn er mal einen Tag lang keine Anrufe und Kurznachrichten bekommt oder wenn es deutlich weniger sind als üblich. Bei den Jüngeren unter 30 Jahren sind es fast 40 Prozent. Laut Umfrage besitzen 90 Prozent aller Deutschen über 14 Jahre ein Mobiltelefon.
Ursachen bleiben unklar
Über die Ursachen für das Hören von Phantomanrufen sind sich Forscher uneinig. Ein Grund für das Schnippchen schlagen der Sinne könnte die Angst sein, einen wichtigen Anruf oder eine Nachricht zu verpassen. Die Erwartungen des Menschen bestimmen nämlich dessen Wahrnehmungen. Bei allen akustischen Reizen unserer Umgebung werden deshalb vor allem Klingelton verwandte Geräusche herausgefiltert. So kann auch einfach eine Verwechslung des eigenen Klingeltones mit dem eines fremden Handys die Ursache für ein Pseudobimmeln sein. Experten raten deshalb zu individuellen Klingeltönen, am besten selbstkomponiert.
Für das Phantomvibrieren hält ein Forscher aus Australien eine Antwort parat. Alex Blaszczynski von der Universität in Sydney hält es für möglich, dass das Pseudovibrieren von elektromagnetischen Signalen ausgeht, die bei einer Übertragung ausgesendet werden.
Seiner Meinung nach werden durch diese Signale die umliegenden Nerven aktiviert. So entstünde das Gefühl der Vibration. Wer sich davor schützen möchte, der sollte sein Handy nicht direkt auf der Haut, sondern in einer Hülle oder Tasche bei sich tragen, rät der Forscher. Von seiner These allerdings scheint bisher nur er selbst überzeugt zu sein.
Quelle: ntv.de, jze