Nachwuchs ohne Partner Jungferngeburt bei Krokodilen entdeckt
08.06.2023, 18:32 Uhr Artikel anhören
Bei einem Spitzkrokodil in Costa Rica wurde das erste Mal eine Jungferngeburt unter Krokodilen festgestellt.
(Foto: picture alliance / blickwinkel/B. Trapp)
Ein weibliches Krokodil, das seit 16 Jahren alleine lebt, legt ein Ei, aus dem ein Babykrokodil hervorgeht. Es ist laut einer Studie das Produkt einer sogenannten Jungferngeburt. Der Fall könnte neue Erkenntnisse über die Reproduktion von Dinosauriern liefern.
In einem Zoo in Costa Rica hat sich ein bemerkenswertes Naturphänomen ereignet. Ein weibliches Krokodil der Art Crocodylus acutus, das seit 16 Jahren alleine lebt, hat ein Ei gelegt. Gut, das ist erstmal nicht verwunderlich. Aber das Besondere daran: Das Ei entwickelte sich weiter und ergab ein perfekt geformtes, wenn auch totgeborenes Babykrokodil. In einer Studie berichten Wissenschaftler, dass das Babykrokodil das Produkt einer sogenannten Jungferngeburt war. Es besaß nur das Erbgut von seiner Mutter.
Es ist das erste Mal, dass eine solche Parthenogenese, wie die Jungferngeburt in der Fachsprache heißt, bei Krokodilen festgestellt wurde. Dieses Phänomen tritt in verschiedenen Tiergruppen auf, darunter Insekten, Spinnentiere, Krebstiere, Fische, Amphibien und Reptilien. Bei Königskobras wurde es ebenfalls beobachtet, genauso wie bei kalifornischen Kondoren. Dass auch Krokodile dazu in der Lage sind, eröffnet laut den Forschern eine spannende Überlegung: So könnten auch deren ausgestorbene Verwandten, Dinosaurier und Flugsaurier, zu solchen reproduktiven Leistungen fähig gewesen sein.
Wie das Ganze abläuft: Die Eierstöcke produzieren Eier durch einen komplexen Prozess namens Meiose. Diese Eier enthalten nur die Hälfte der Chromosomen der Mutter, mit einer Kopie jedes Chromosoms. Es entsteht bei der Meiose jedoch auch ein Nebenprodukt: kleinere Zellen, die Polkörper genannt werden. Wenn so ein Polkörper mit einem Ei verschmilzt, werden die Chromosomen vervollständigt und ein Individuum wächst heran - wie im Fall des Krokodils.
Längere Zeit ohne Partner überleben
Parthenogenese könnte einer Art die Fähigkeit geben, längere Zeiträume zu überleben, wenn kein Partner verfügbar ist, vermuten die Forscher. Ein Tier, das weitgehend die gleichen Gene wie sein eines Elternteil trage, sei in der Regel nicht das gesündeste, sagte Erstautor Warren Booth der "New York Times". Aber es könne lange genug überleben, bis ein Partner für die Fortpflanzung auftaucht - beide könnten dann wieder gesünderen Nachwuchs hervorbringen. Die Art bliebe erhalten.
Die Wissenschaftler hinter der Studie halten es auch für möglich, dass Parthenogenese einfach eine Eigenschaft ist, die nicht genug Nachteile hat, um von der Evolution ausgemerzt zu werden. In diesem Fall wäre sie nicht unbedingt eine Reaktion auf Stress oder einen Mangel an Partnern. 2020 wurde entdeckt, dass Eidechsen sich paaren und dann Eier legen können, von denen einige normale Nachkommen und einige Parthenogene sind.
Quelle: ntv.de, kst