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Von einem Extrem ins andere La Niña kommt mit gefährlicher Hurrikan-Saison

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Hurrikan Ophelia bewies im Oktober 2017, mit welcher Wucht "extra-tropische" Wirbelstürme in Europa ankommen können.

Hurrikan Ophelia bewies im Oktober 2017, mit welcher Wucht "extra-tropische" Wirbelstürme in Europa ankommen können.

(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)

El Niño ist im Pazifik noch nicht verschwunden, da kündigt sich bereits ein schneller Wechsel hin zu einem wohl kräftigen La-Niña-Ereignis an. Damit kippen global Wettersysteme von einem Extrem ins andere. Und die Hurrikan-Saison bekommt auch aufgrund des rekord-warmen Atlantiks einen gefährlichen Schub.

Wetter- und Klimaexperten weltweit sind seit vergangenem Jahr im Alarmmodus angesichts der global steigenden Temperaturen. Die Qualität der erzielten Rekorde der Luft- und Meeresoberflächentemperaturen war und ist beispiellos. Und 2024 zeichnet neue Ikarus-Kurven in die Klimageschichtsbücher. Die Ursache: ein Zusammenspiel aus voranschreitendem Klimawandel und dem El-Niño-Ereignis.

El Niño und La Niña sind die zwei Seiten einer Temperaturschaukel im Pazifik. Es gibt Jahre mit deutlich wärmerem Wasser (El Niño) und Jahre mit deutlich kühlerem (La Niña). Beide Varianten gehen global mit extremen Wettererscheinungen einher und wechseln alle paar Jahre.

Die aktuellen Messdaten zeigen, dass sich das aktuelle El-Niño-Ereignis deutlich abschwächt. Der Pazifik scheint jedoch nicht zur Ruhe zu kommen. Anstelle einer Pause mit ein, zwei normaleren Jahren, scheint die Temperaturschaukel direkt ins andere Extrem, in ein La-Niña-Ereignis umzukippen - sehr schnell und womöglich auch in großer Intensität.

Hochwasser, Dürren, mehr Wirbelstürme

Sowohl El Niño als auch La Niña sorgen zunächst im und am Pazifik für heftige Auswirkungen. Im viel zu warmen und nährstoffärmeren Wasser verenden immer wieder viele Meereslebewesen oder ziehen aus den Fanggebieten der Fischer vor Südamerika weg. Gleichzeitig drohen Fluten an der amerikanischen Pazifikküste. Auf der anderen Seite - in Australien und Südostasien - ist es deutlich trockener, nicht selten im Ausmaß einer Dürre.

KlimawandelMeeresoberflächentemperatur

Bei La Niña dreht sich das Ganze: Trockenheit an der Westküste Lateinamerikas, Hochwassergefahr vom Nordwesten Australiens bis nach Indonesien und dazu deutlich heftigere Wirbelstürme. Besonders die Taifun-Saison erfährt eine deutliche Verschärfung. Ähnliches ist allerdings auch am Atlantik zu beobachten.

Hurrikan-Saison 2024 wohl deutlich gefährlicher

Die Veränderung der Wettersysteme am Pazifik beeinflusst auch die angrenzenden Regionen. So gibt es in La-Niña-Jahren mehr Niederschläge von den nördlichen äquatorialen Tropen Afrikas quer über den Atlantik bis in die Karibik - und damit auch in der Geburtsstätte der Hurrikane. Sie entstehen -vereinfacht beschrieben - aus großen tropischen Gewittersystemen, nehmen westwärts ziehend Energie über dem warmen Atlantikwasser auf und wachsen auf dem Weg in Richtung Karibik zu großen Sturmsystemen.

Bei La Niña gibt nicht nur mehr Gewitter und damit Hurrikan-Keimzellen, sondern auch schwächere übergeordnete Winde in den beschriebenen Regionen. Damit werden die Stürme weniger in ihrer Entwicklung gestört. Sie können schneller sehr intensiv werden. Nicht zuletzt die höheren Wassertemperaturen aufgrund des Klimawandels sorgen für eine weitere Intensivierung der Hurrikane.

Auch Gefahr für Europa

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Die Hurrikane können bei wärmerem Wasser tatsächlich auch lange Strecken bis vor die Tore Europas zurücklegen. Manche entstehen sogar erst recht weit nördlich vor den Küsten der Kanaren oder südwestlich der Azoren. Dann ist der Weg nach Portugal, Frankreich und zu den Britischen Inseln nicht mehr weit. Ex-Hurrikan Ophelia bewies im Oktober 2017, mit welcher Wucht solche dann "extra-tropischen" Wirbelstürme in Europa ankommen können.

Ein Hurrikan braucht in etwa 26,5 Grad Wassertemperatur, um zu existieren. Diese Grenze verschiebt sich immer weiter in Richtung Europa. Aktuell werden weiterhin täglich Rekordtemperaturen im Atlantik gemessen. Dieser rasante Klimawandel im "Meeresklima" erhöht das Risiko für Hurrikans im Südwesten Europas quasi Jahr für Jahr. 2023 lag die 26,5-Grad-Grenze nur noch rund 1000 bis 150 Kilometer vor Portugal. Ein Klacks für einen Hurrikan.

Quelle: ntv.de

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