Tiere aus England und Wales Neues Coronavirus in Fledermäusen entdeckt
22.07.2021, 19:18 Uhr
Die Kleine Hufeisennase ist auch in Deutschland heimisch.
(Foto: picture alliance / blickwinkel/D. Mahlke)
Der Ursprung von Sars-CoV-2 ist noch immer nicht geklärt. Fledermäuse sind als Träger denkbar. Forscher in Großbritannien fangen deshalb Tiere im Land ein, untersuchen deren Hinterlassenschaften im Labor und werden schnell fündig.
Forscher haben in Fledermäusen in Großbritannien ein bisher unbekanntes Coronavirus entdeckt. Das Team um Andrew Cunningham vom Institute of Zoology in London fing dafür Exemplare der Kleinen Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros) in Somerset, Gloucestershire in England und Monmouthshire in Wales ein. Daraufhin wurden die Ausscheidungen von 53 Fledertieren dieser Art zur Virusanalyse an Public Health England geschickt.
Bei dieser Analyse fanden die Forscher ein bisher unbekanntes Virus, das sich nach weiteren Untersuchungen als Coronavirus herausstellte. Dieses stimmt mit seiner Primärstruktur der Proteine zu 77 Prozent mit der von Sars-CoV-2 und zu 81 Prozent mit der von Sars-CoV überein, schreiben die Forscher zu ihren Ergebnissen, die im Fachjournal "Nature" veröffentlicht wurden.
Neues Virus darf nicht mutieren
Obwohl die Wissenschaftler davon ausgehen, dass dieses Virus schon sehr lange in den Fledermäusen vorkommt, ist es jetzt doch das erste Mal, dass es in einer Kleinen Hufeisennase, die in Großbritannien vorkommt, entdeckt wurde. Zuvor wurden die Tiere einfach nicht darauf getestet. Dennoch, so schreiben die Wissenschaftler in einer Mitteilung der University of East Anglia, stellt dieses Virus wahrscheinlich kein direktes Risiko für den Menschen dar, es sei denn, es mutiert. Das könne passieren, wenn ein mit Sars-CoV-2 infizierter Mensch das Virus an die Tiere weitergibt. Aus diesem Grund sollten alle Personen, die mit Fledermäusen oder deren Hinterlassenschaften in Kontakt kommen können, wie beispielsweise Höhlenforscher, geeigneten Schutz tragen, betonen die Forscher.
Als Grund dafür, warum das neue Coronavirus, das den Sarbecoviren zugerechnet wird, für Menschen bisher als nicht gefährlich eingestuft werden kann, geben die Forscher die Rezeptorbindungsstelle an. Diese weiche sehr vom Spike-Protein des pandemieauslösenden Coronavirus ab.
"Ich mache mir vor allem Sorgen, dass die Leute plötzlich anfangen könnten, Fledermäuse zu fürchten und zu verfolgen", sagt die Ökologie-Studentin Ivana Murphy von der UEA School of Biological Sciences, die im Rahmen ihrer Forschungsarbeit den Kot der Tiere einsammelte. Das sei das Letzte, was sie wolle und sei unnötig. "Wie alle Wildtiere stellen sie, wenn sie in Ruhe gelassen werden, keine Bedrohung dar", betonte Murphy weiter.
Quelle: ntv.de, jaz