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In Israel tut sich was Wann kommen die fliegenden Autos?

Der "CityHawk" von Urban Aeronautics soll auch in Städten landen können. 2030 soll er einsatzbereit sein.

Der "CityHawk" von Urban Aeronautics soll auch in Städten landen können. 2030 soll er einsatzbereit sein.

(Foto: Urban Aeronautics)

Das fliegende Auto ist ein Menschheitstraum, doch bis auf einige Prototypen gab es bisher wenig Vorzeigbares. Das soll sich bald ändern. In Israels umtriebiger Startup-Szene gibt gleich mehrere Konzepte - vom Familienflieger über die Notarzt-Drohne bis zum Militär-Senkrechtstarter.

Es klingt nach der Zukunftsvision aus dem Ende des 1985er Blockbusters "Zurück in die Zukunft": als die Filmhelden eine Zeitmaschine bestiegen, besser gesagt einen "fliegenden DeLorean", der sie in eine 30 Jahre entfernte Zeit brachte. In dem Kultstreifen bewiesen die Hollywood-Produzenten jede Menge futuristischer Fantasie. Während Zeitreisen ein Traum bleiben, ist das Szenario fliegender Fahrzeuge nicht mehr unrealistisch. Zwar gibt es 2020 noch immer kein kommerziell rentables und "straßentaugliches" Flugfahrzeug. Aktuelle Technologien beginnen jedoch weltweit diese verrückten Ideen der Vergangenheit zu verwirklichen.

Zu ihnen gehört das in Netanya an der israelischen Mittelmeerküste ansässige Startup New Future Transportation (NFT). Das Unternehmen ist dabei, den Aska Drive & Fly zu entwickeln. Das autonome Elektro-Flugfahrzeug soll Pendler zu niedrigen Kosten und mit geringeren Umweltbelastungen von Tür zu Tür bringen. "Demnächst benutzen alle fliegende Autos, mit denen wir auf Dächern von Gebäuden landen", glaubt Guy Kaplinsky, Gründer und Vorsitzender von NFT. "Der Änderungsbedarf liegt auf der Hand, da die Überlastung der Großstädte zunimmt und die Verkehrsprobleme immer größer werden."

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(Foto: New Future Transportation)

Der Aska ist ein elegantes Fahrzeug mit Flügeln, die sich im Flugmodus auf etwa 12 Metern entfalten. Laut NFT kann er vertikal starten und für eine Reichweite von bis zu 240 Kilometern autonom fliegen. Ihr Konzept sieht ein Fahrzeug für den persönlichen Gebrauch vor, das sich sowohl 500 Kilometer in der Luft als auch 100 Kilometer am Boden bewegen kann. Ein Familienauto für vier Personen mit elektrischem Antrieb, das nur einen 20 mal 20 Meter großen Hubschrauberlandeplatz benötigt, der sich an Orten in der ganzen Stadt befinden kann, wo das VTOL (Vertical Take Off and Landing, zu Deutsch: Vertikales Abheben und Landen) autonom zum Ziel fliegt. Es kann auch umgeleitet werden, wobei die Position des Landeplatzes je nach Wetter, Turbulenzen, Verkehr oder Vorlieben angepasst wird.

Startpreis: Etwa 50.000 US-Dollar

"Da der Aska Auto und Fluggerät in einem ist, kann er auf der Straße oder in einer Garage geparkt und in vorhandenen Ladestationen aufgeladen werden", erklärt der Unternehmer. "Für Start und Landung ist nur eine minimale Infrastruktur erforderlich." Bisher erlauben Luftfahrtbehörden nur unbemannte, autonom gesteuerte Flugzeuge für zivile Flugrouten. Weltweit arbeiten Unternehmen bereits an einem Steuerungssystem für fliegende Autos für den neuen Luftverkehr.

Das Modell befindet sich in der Anfangsphase und soll bis zum Jahr 2025 für 50.000 US-Dollar auf den Markt kommen. "Wir bauen so etwas wie einen Toyota und keinen Ferrari", lacht Kaplinsky. "Es verfügt über ein Hybridsystem, das mit der aktuellen Batterietechnologie arbeitet." Das erste Modell wird also weiterhin einen Benzinmotor benötigen, um seine Batterien aufzuladen. "Für seine Nachfolger wollen wir ein elektrisches Antriebssystem auf Wasserstoffbasis entwickeln." Im weltweiten Wettbewerb setzt NFT auf den Aska und arbeitet mittlerweile mit führenden Zulieferern aus der Autoindustrie zusammen.

Israel gehörte bis jetzt nicht zu den nennenswerten Staaten mit einer starken Automobilbranche, ist aber mit seinen vielen Startups - die weltweit zahlreiche Fahrzeugunternehmen mit ihrer Technologie beliefern - zu einem Marktführer in diesem Bereich geworden. Mittlerweile investieren Giganten wie Google und Intel sowie Autohersteller wie BMW und Volkswagen in israelische Hightech-Firmen. Renault, Nissan und Ford haben dort inzwischen Forschungszentren eröffnet.

"Noch nicht einsatzfähig"

"Noch sind VTOL-Fahrzeuge nicht einsatzfähig", sagt Tal Inbar, Leiter des Forschungszentrums für unbemannte Luftfahrzeuge am Fisher-Institut für Strategische Luft- und Raumfahrtstudien in Herzliya. "Die meisten werden aber mit israelischer Technologie ausgestattet." Zusammen mit verschiedenen Startup-Unternehmen seines Landes arbeitet er an dem weltweit ersten fliegenden Roboter-Krankenwagen zur Evakuierung und Behandlung verletzter Soldaten.

In Kombination mit einer Flugdrohne plus Abluftventilator soll das Fahrzeug bis zu vier Personen befördern, mit einer Geschwindigkeit von 280 Kilometern pro Stunde und in einer Höhe von bis zu 3000 Metern. Ihr Konzept ist, ein unbemanntes Luftfahrzeug herzustellen, das auch auf dem Boden herumfahren und Verwundete versorgen kann. Für Inbar ein Lebensretter: "Es könnte verschiedene Aspekte der Kriegsführung revolutionieren, einschließlich der medizinischen Evakuierung von Soldaten."

Kormorant II.jpeg

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(Foto: Urban Aeronautics)

Eine der führenden Firmen bei der Herstellung dieser Fahrzeuge ist das von Hightech- Pionier Rafi Yoeli 2001 gegründete Unternehmen Urban Aeronautics mit Sitz in Javne südlich von Tel Aviv. Nach dem zweiten Libanonkrieg 2006 entwickelten sie den "Kormoran", der demnächst auf den Markt kommen soll. Die einmotorige Passagierdrohne wird vom Boden aus gesteuert, hebt vertikal ab und kann bei Such- und Rettungsaktionen eingesetzt werden, bei denen es für einen Hubschrauber zu gefährlich oder unzugänglich wäre. Er erreicht Geschwindigkeiten bis zu 185 Kilometer pro Stunde sowie eine Höhe von 5,4 Kilometern. Er kann eine Stunde in der Luft bleiben und fast 500 Kilogramm befördern.

Landung auf dem Bürgersteig

Ende 2030 soll eine bemannte Version für fünf Personen plus Piloten namens "CityHawk" erscheinen. "Beide Leichtgewichte sind der Lage, überall zu landen", sagt Yoeli. "Sie können einen Arzt direkt zu einem Patienten bringen und ihn retten. Hubschrauber müssen oft einen Kilometer weit entfernt landen und verlieren dadurch viel Zeit." Der "CityHawk" besitzt keine Flügel oder Außenrotoren, sondern verwendet wie der "Kormoran" das Fancraft-Propellersystem. Mit der Größe eines Geländewagens kann er auf einem Bürgersteig oder Dach eines Bürogebäudes landen. Mit Wasserstoff hat der "CityHawk"eine Reichweite von ungefähr 160 Kilometern und kommt auf eine Geschwindigkeiten von knapp 200 Kilometern pro Stunde. "Wasserstoff ist leichter und kann schneller aufgetankt werden als elektrische Batterien", erklärt Yoeli.

Technologie-Unternehmen sehen die VTOL-Entwicklung als Erfolgsbranche von morgen. Sie glauben auch, dadurch den Wohlstand der Bevölkerung zu verbessern. "Wir wollen es Menschen ermöglichen, aufgrund der Lebenshaltungskosten aus den großen Städten auszuziehen", sagte Guy Kaplinsky. "Wenn Sie zu angemessenen Kosten pendeln, können Sie eine bessere Lebensqualität haben." Ob fliegende Autos den Verkehr wie im Film "Zurück in die Zukunft" revolutionieren werden, muss sich jedoch erst noch zeigen.

Quelle: ntv.de

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