Wissen

Rätsel um "Innie" gelöst Warum sich der Bauchnabel meist nach innen wölbt

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Nicht nur der Bauchnabel ist sehr individuell, auch sein "Inhalt".

Nicht nur der Bauchnabel ist sehr individuell, auch sein "Inhalt".

(Foto: IMAGO/Design Pics)

Die meisten Menschen haben einen nach innen gerichteten Bauchnabel. Nur wenige tragen einen "Outie". Lange galt das als Laune der Natur - nun zeigt eine neue Studie, was tatsächlich dahintersteckt.

Jeder hat einen, er ist schließlich die erste Narbe unseres Lebens: der Bauchnabel. Dennoch ist der Umbilicus, wie er in der Fachsprache genannt wird, einer der am wenigsten erforschten Teile des menschlichen Körpers - zumindest bis jetzt. Denn japanische Forschende haben nun das Rätsel gelüftet, warum die meisten Menschen einen nach innen gewölbten beziehungsweise konkaven Bauchnabel haben. Demnach könnte dieser "Innie" an einer bisher unbekannten Struktur liegen, die den Bauchnabel nach innen zieht.

Die Entdeckung kam durch einen Zufall zustande, als ein Forschungsteam um Satoru Muro vom Institute of Science Tokyo versuchte, die besten Techniken für Bauchoperationen zu ermitteln. Dabei werden häufig Schnitte am Bauchnabel vorgenommen. Insbesondere wollten die Forschenden die Häufigkeit von sogenannten Hernien reduzieren. Das sind Nabelbrüche, bei denen eine durch eine frühere Operation verursachte Muskelschwäche zu einer Ausbeulung des Bauchnabels führen kann, wenn Bauchgewebe versucht, sich hindurchzudrücken.

So entsteht der Bauchnabel

Der Bauchnabel ist der Rest der Nabelschnur, die bis zur Geburt durch die Bauchdecke ragt, um eine Verbindung zur Plazenta herzustellen. Nach der Geburt wird die Nabelschnur meist abgeschnitten und die Nabelnarbe verheilt bei etwa 90 Prozent der Menschen zu einer konkaven Vertiefung.

Das Team führte eine detaillierte mikroskopische Analyse der Region um den Bauchnabel an fünf gespendeten menschlichen Körpern durch und erstellte dann ein 3D-Modell der Struktur. Bei ihren Untersuchungen entdeckten Muro und sein Team unmittelbar unter der Nabelhaut eine bisher unbekannte, "faserige, tunnelartige Struktur", die "nahtlos" in das tiefe Gewebe übergeht, heißt es in der Studie. Das tiefe Bindegewebe des Bauches stabilisiert den Bauchraum und hält die Organe an ihrem Platz.

Die neu entdeckte Struktur besteht den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zufolge aus Kollagenfasern, die wie eine dichte Hülle um den Nabel herum angeordnet sind. "Wir haben sie daher 'Nabelhülle' genannt", sagt Muro. "Diese Hülle scheint die Nabelvertiefung in der tiefen Faszie zu verankern." So entstehe die charakteristisch nach innen gewölbte Form des Bauchnabels.

Nabel-Typ von Eltern unabhängig

Das Team konnte allerdings keine Personen mit einem nach außen gewölbten Bauchnabel untersuchen. Daher sind laut den Forschenden weitere Untersuchungen erforderlich, um zu verstehen, wie sich die Nabelhülle bei verschiedenen Personen unterscheidet. "Individuelle Unterschiede in der Entwicklung oder Robustheit der Nabelhülle könnten zu nach außen gewölbten Bauchnabeln beitragen", sagt Muro.

Bislang ist man davon ausgegangen, dass die Bauchnabelform eher ein Zufall ist: Je nachdem, wie die einstige Öffnung zur Nabelschnur verheilt, entsteht mal eine Mulde, mal eine Wölbung. Der Nabel-Typ der Eltern spielt dabei offenbar keine Rolle - aber womöglich die neu entdeckte Nabelhülle, wie Muros Team resümiert.

Übrigens: Der Bauchnabel ist keineswegs eine leere "Höhle" auf unserem Bauch. Das "Belly Button Biodiversity Project" in den USA fand insgesamt 2368 verschiedene Bakterienarten in den Bauchnabeln von rund 500 Probanden. Etwa die Hälfte der Mikroben gehört zu einer der Wissenschaft bis dahin unbekannten Spezies - ein "Dschungel", betitelte das Team des Biologen Rob Dunn ihre Forschungsarbeit. Jeder Mensch beherbergt demnach im Schnitt etwa 67 verschiedene Bakterienarten in seinem Nabel, allerdings in sehr individueller Zusammensetzung.

Quelle: ntv.de, hny

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen