
Wollte 1983 mit den falschen Hitler-Tagebüchern einen Coup landen: Gerd Heidemann (Lars Eidinger).
(Foto: RTL, Martin Valentin Menke)
1983 veröffentlichte der "Stern" Auszüge aus den sogenannten Hitler-Tagebüchern. Die RTL+ Serie "Faking Hitler" inszeniert den deutschen Presseskandal possenhaft und sehr unterhaltsam, aber vor allem als Warnung an die Gegenwart.
"Die Geschichte des Dritten Reiches muss teilweise umgeschrieben werden", hieß es am 28. April 1983. Die sogenannten Hitler-Tagebücher würden den Nazi-Diktator Adolf Hitler in einem ganz anderen Licht zeigen. Nur kurze Zeit später brach der Spuk in sich zusammen. Die 62 Kladden, die der "Stern" zu diesem Zeitpunkt für mehr als neun Millionen D-Mark erworben hatte, stellten sich als Fälschung heraus. Im Zentrum stand der Hamburger "Stern"-Reporter Gerd Heidemann, der die Veröffentlichung der vom Kunstfälscher Konrad Kujau geschriebenen Tagebücher vorantrieb. Ein Presseskandal wie aus dem Lehrbuch. Jede journalistische Sorgfaltspflicht wurde ignoriert.
Nach der Film-Satire "Schtonk!" von 1992, in der Regisseur Helmut Dietl mit seinen Hauptdarstellern Uwe Ochsenknecht und Götz George die Hintergründe des Skandals um die Tagebücher schon einmal cineastisch beleuchtete, sind es nun die Kreativen der UFA Fiction, die sich der Geschichte um Heidemann und Kujau erneut annehmen.
Die Frage nach der Notwendigkeit kann sich jeder selbst beantworten. "Faking Hitler" - bei RTL+ zu streamen - schildert in sechs unterhaltsamen Episoden die Beweggründe zweier Männer, die sich zu einem dreisten, überheblichen Akt der Gier und Selbstinszenierung hinreißen lassen. Nicht nur aus heutiger Sicht sind die Vorzeichen des Scheiterns einer Veröffentlichung von gefälschten Hitler-Tagebüchern mehr als ersichtlich.
Lehrstück im Zeitalter von Fake News
Immer freitags präsentiert Ronny Rüsch "Oscars & Himbeeren", den ntv-Podcast rund ums Streamen. Diesmal neben der ausführlichen Kritik zu "Faking Hitler": der zweite Teil des Horror-Thrillers "A Quiet Place", die britische Filmbiografie "Stan & Ollie" und der Science-Fiction-Film "Monsters of Man".
"Oscars & Himbeeren" - Informativ. Unterhaltsam. Kompakt. In der ntv-App, bei Audio Now, Spotify und Apple Podcasts.
Mit Lars Eidinger als Gerd Heidemann und Moritz Bleibtreu als Konrad Kujau haben die Macher von "Faking Hitler" die passenden Akteure gefunden. Eidinger liefert die perfekte Show eines selbstverliebten, von inneren Dämonen getriebenen Menschen, der gesellschaftlich beachtet und wichtig sein möchte. Bleibtreus Kujau-Darstellung zeigt einen fast liebenswerten, leicht trotteligen Gauner, der das große Geld wittert. Dass diese Porträts nicht zu 100 Prozent der Realität entsprechen, liegt in der Natur der Dramaturgie. Unterm Strich ist "Faking Hitler" dennoch durchweg ein interessantes Lehrstück im Zeitalter von Fake News.
Fiktive Handlungsstränge wie der um die Nachwuchs-Journalistin Elisabeth Stölzl (Sinje Irslinger), die dem Zuschauer helfen sollen, ein moralisches Gerüst zu haben, ist leider ebenso zeitgemäß wie unnötig. "Faking Hitler", humorvoll, ambivalent und optisch gut in Szene gesetzt, hätte diese ethische Leitlinie nicht gebraucht! Denn die Faszination der Masse am Bösen hat sich in den vergangenen drei Jahrzehnten nicht großartig verändert.
Eine ausführliche Kritik zu "Faking Hitler" von Ronny Rüsch und Axel Max - jetzt in einer neuen Folge des ntv-Podcasts "Oscars & Himbeeren". Außerdem dabei: der zweite Teil des Horror-Thrillers "A Quiet Place", die britische Filmbiografie "Stan & Ollie" und der Science-Fiction-Film "Monsters of Man".
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Quelle: ntv.de