"Tatort" im Schnellcheck Die Pyramiden von Köln
13.01.2024, 14:59 Uhr Artikel anhören
Ballauf (Klaus J. Behrendt, l.) und Schenk (Dietmar Bär) ermitteln nur nebenher an einem Mordfall.
(Foto: WDR / Bavaria Fiction GmbH / Thomas Kost)
Nach dem sozialkritischen Paketboten-Krimi aus der Adventszeit ermitteln die Kölner "Tatort"-Kommissare im neuen Jahr zwischen Anzugträgern. Doch auch da ist längst nicht alles Gold, was glänzt - das Gegenteil ist der Fall.
Was passiert?
André (Rouven Israel) hat eine hochschwangere Freundin und keinen Job. Als sein alter Bundeswehrkamerad Rocko (Oleg Tikhomirov) ihm Arbeit in der Investment-Firma "Concreta" anbietet, klingt das zunächst wie der Jackpot: vergleichsweise wenig Arbeit für viel Geld, klare Sache. Risiko? Darum solle André sich erst mal überhaupt keine Gedanken machen, behauptet sein Chef Komann (Robin Sondermann). Und so begeistert André im allerbesten Schneeballsystem nicht nur Fremde, sondern vor allem Bekannte, Freunde und Verwandte für Anteile an Windkraftanlagen - die sich bald darauf als absolut wertlos herausstellen.

Dreht in seiner Verzweiflung auch Freunden und Verwandten Schrottpapiere an: André (Rouven Israel).
(Foto: WDR / Bavaria Fiction GmbH / Thomas Kost)
"Ich bin hier, um meine Geschichte zu erzählen", sagt André einige Zeit später im Verhörzimmer zu den Kölner Kommissaren Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär). "Und Sie hören mir jetzt gefälligst zu." Andrés bitteres Ende ist gleichzeitig der Anfang von "Pyramide": Was zwischen dem hoffnungsvollen Auftakt und dem bitteren Ende passiert ist, erzählt der Film.
Worum geht es wirklich?
Einerseits um das klassische Dilemma, dass Recht und Gerechtigkeit nicht immer das Gleiche bedeuten. Denn "das System der Vertriebspyramide ist ein absolut klassisches und nach wie vor sehr erfolgreiches Betrugsmodell, dem juristisch schwer beizukommen ist", sagt Arne Nolting, der zusammen mit Martin Scharf das Drehbuch geschrieben hat. Und andererseits laut der Regisseurin Charlotte Rolfes um die Fragen, die direkt damit zu tun haben: "Wann verwandelt sich das Recht auf Teilhabe in Gier? Bedeutet mehr für mich sofort weniger für die anderen? Und warum verfallen wir einem so brillanten Verführer wie Komann?"
Wegzapp-Moment?
Der Kölner "Tatort" ist im Stil einer Miniserie in acht Kapitel mit Überschriften wie "Verführung", "Versuchung", "Habgier" unterteilt. Doch der Fall ist so stark erzählt, dass es das nicht nur nicht gebraucht hätte, die Fragmentierung wirkt sogar eher störend.
Wow-Faktor?
Die Szene, in der der Verbraucherschützer von wütenden Klienten mit seinem eigenen Verbraucherschützerpreis attackiert wird, guckt sich ganz fantastisch.
Wie ist es?
9 von 10 Punkten. "Pyramide" ist ein Krimi, bei dem von der Besetzung über die Geschichte bis hin zur Ästhetik fast alles passt - und nach der überzeugenden Adventsfolge "Des anderen Last" schon das zweite echte "Tatort"-Highlight aus Köln in kürzester Zeit.
Quelle: ntv.de