Der "Tatort" im Schnellcheck Ein Netz aus Lügen
06.01.2024, 15:10 Uhr Artikel anhören
Peter Becker (Peter Espeloer), in seinem letzten Einsatz, liefert Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) am Rheinufer die ersten Ergebnisse.
(Foto: SWR/Christian Koch)
In Ludwigshafen bekommt es Lena Odenthal mit einem mysteriösen Toten am Rheinufer zu tun, zügig gibt es ein weiteres Opfer. Im Fokus von "Avatar": die risikoreichen Untiefen des Internets. Klingt ein wenig plakativ, ist tatsächlich aber überaus sehenswert gefilmt.
Was passiert?
Ein Toter am Rheinufer gibt Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Johanna Stern (Lisa Bitter) Rätsel auf. Der Mann ist wohl an einem Herzinfarkt gestorben, aber was hat es mit den Spuren von Pfefferspray auf sich? Die beiden stoßen auf Julia da Borg (Bernadette Heerwagen), eine Programmiererin, die zum Todeszeitpunkt ganz in der Nähe joggen war. Ein Zufall? Wohl kaum, wie sich im Verlauf des Falles herausstellt. Schon kurze Zeit später wird klar, dass es nicht bei einem Toten bleibt, auch die Frage nach dem Täter bzw. der Täterin wird zügig geklärt. Doch was steckt hinter den Taten, was genau ist das Motiv? Und wer muss als Nächstes dran glauben?

Lena Odenthal (Ulrike Folkerts, l.) und Johanna Stern (Lisa Bitter) vermuten, dass es eine Augenzeugin gibt.
(Foto: SWR/Christian Koch)
Abseits der Ermittlungen erfährt man, dass Julia mit ihrer Stieftochter Sina chattet - dabei ist das doch eigentlich gar nicht möglich. Dann sind da auch noch Marie (Leni Deschner) mit Tom (Caspar Hoffmann), beides Freunde von Sina, die einander näherkommen, an denen jedoch gleichzeitig das schlechte Gewissen nagt.
Worum geht es wirklich?
Mit "Avatar" widmet sich der 79. Fall aus Ludwigshafen dem Thema Cybergrooming, verbindet das Ganze auf interessante Weise mit dem weiten Feld der KI, den damit verbundenen Möglichkeiten, andere Identitäten anzunehmen - und den daraus resultierenden Gefahren. "Wir leben in einer digitalisierten Welt, in der sich Menschen in einem virtuellen Raum verlieren und menschliche Bindungen sich aufzulösen drohen. Manipulation im Internet und Künstliche Intelligenz befinden sich auf dem Vormarsch und lassen die Grenze zwischen Lüge und Wahrheit verschwimmen. Von dieser Gefahr handelt unser 'Tatort'", so Regisseur Miguel Alexandre. "Eine Gefahr, die katastrophale Auswirkungen haben kann, und vor der man warnen muss. Unser Anliegen war es, emotional und packend zu erzählen; eine Bildsprache zu finden, die expressiv ist und die Innenwelt der Figuren spürbar werden lässt."
Wegzapp-Moment?
Nicht vorhanden, es sei denn Ihr Avatar ist anderer Meinung.
Wow-Faktor?
Ein jetztzeitiges, ein 'angesagtes' Thema als Plot-Grundlage für einen "Tatort", das birgt einiges an Risiken. Wie glaubhaft können Kontext und Kriminalfall miteinander verbunden werden, wie spannend kann das werden, ohne das Publikum - nicht zum ersten Mal - mit hochgejazzter Aktualität zu verschrecken? Regisseur Alexandre, der zusammen mit Cornelia Janssen auch für die Bildgestaltung verantwortlich zeichnete, und der Ludwigshafen-erprobte Harald Göckeritz (Bilanz bisher: 10 Fälle) finden großartige Bilder, wechseln gekonnt zwischen stiller Bedrohung und erhöhtem Tempo. Selbst der Abschied der altgedienten Kräfte Becker (Peter Espeloer) und Keller (Annalena Schmid) findet da ein adäquates Plätzchen.
Wie war's?
8 von 10 Punkten - auch ohne blaue Männchen ein durchweg spannender "Tatort"
Quelle: ntv.de