Das "Sommerhaus"-Wiedersehen"Schmutzige Wäsche waschen mit ganz Deutschland"

Hat Ersin Sarahs Haustiere an seinen Hund verfüttert? Spielt Edda nur "Machtspiele", weil Micha sich über die "Sexflaute" beschwert? Und warum sollten wir alle nach dieser Staffel Nicoles Evergreen "Ein bisschen Frieden" hören? Dieses irre Wiedersehen setzt der ohnehin chaotischen Staffel die Krone auf.
"Du hast unsere Hasen an deinen Hund verfüttert!" Ein Satz, der einem die Schuhe auszieht. Im "Sommerhaus"-Kosmos dient er nur als dramaturgischer Warm-up.
Willkommen beim großen Wiedersehen - jener Art Fernsehritual, bei dem Menschen, die sich bereits wochenlang gegenseitig zerlegt haben, noch einmal in einem Studio zusammensitzen, um genau dort weiterzumachen, wo sie in Bocholt-Barlo aufgehört haben.
Wer glaubte, diese Staffel hätte bereits sämtliche Register der Eskalation gezogen: Irrtum. Unser RTL beweist erneut, dass es nach oben keine Schmerzgrenze gibt. Moderatorin Frauke Ludowig wirkt in dieser Konstellation wie eine diplomatische Sonderbeauftragte, die versucht, "ein bisschen Frieden" in die "Sommerhaus"-Truppe zu bringen. Aber das hätte selbst dann nicht funktioniert, wenn im Hintergrund Nicoles gleichnamiger Grand-Prix-Nummer-1-Hit in Endlosschleife gedudelt hätte.
Beginnen wir mit dem Elefanten im Raum, der gar nicht im Raum sitzt. Micha, frisch gekürter Gewinner der Staffel, darf das Studio nämlich nicht betreten und fühlt sich "eingesperrt wie ein Hund". Edda hat es untersagt. Das sei Teil ihrer Teilnahmebedingungen gewesen, heißt es. Plötzlich kommt man auf die Idee, die beiden hätten eine toxische Beziehung geführt. Ach, tatsächlich! Das hat ja überhaupt niemand mitbekommen!
Tiefe Risse, Sexflaute und ein Haftbefehl?
Edda spricht von emotionaler Gewalt und von Grenzen, die sie ziehen musste. Micha wiederum spricht von "Machtspielen" und wirkt, wie man ihn schon zur besten "Sendezeit" erleben durfte. Dass die beiden Gewinner dieser Staffel regelmäßig aneinandergerieten, machte schließlich einen großen Teil der Jubiläumsstaffel aus. Wie tief die Risse aber wirklich sind, offenbart sich beim Wiedersehen.
Trotz Trennung spielt Sex weiterhin eine erstaunlich große Rolle. Edda erzählt, ihr Körper habe irgendwann einfach zugemacht, vor allem unter Druck. Besonders dann, "wenn du mich nicht langsam wieder ranlässt, dann muss ich's mir woanders holen", wie Micha zu ihr gesagt haben soll. Der sieht das vollkommen anders und spricht von angeblicher Erpressung, weil Edda angeblich neue Kleidung gegen Intimitäten habe tauschen wollen. Während Edda von Überforderung spricht, wirkt Micha überzeugt, missverstanden worden zu sein. Die beiden sind mittlerweile regelrecht verfeindet. Man kann davon ausgehen, dass hier die letzte Messe noch nicht gesungen ist. Ihre gegenseitigen Anschuldigungen, die sie auch auf Social Media fortführen, bringen den Algorithmus regelmäßig zum Glühen.
Wer dachte, damit sei der Höhepunkt der Absurdität erreicht: bitte locker durch die Hose weiteratmen. Unser RTL hat da nämlich noch einen Joker. Sarah Joelle wird aus Mallorca zugeschaltet. Nicht jedoch, weil sie dem grauen Deutschland im Herbst entflieht, sondern, weil Ersin ihren Reisepass geklaut haben soll. Was von den gegenseitigen Anschuldigungen nun stimmt, kann auch Frauke nicht aufklären.
Es folgt eine Art Schlagabtausch, bei dem beide versuchen, sich gegenseitig zu zerfleischen. Ersin, von Sarah als Narzisst betitelt, behauptet plötzlich, sie sei bereits vor dem Dreh schwanger gewesen, möglicherweise von einem anderen Mann. Sarah kontert mit weiteren Vorwürfen wie verbrannten Unterlagen und einer wirren Haustier-Story, die in ihrer Grausamkeit jedes Reality-Format übersteigt.
Und als wäre das nicht genug, setzt Ersin zum nächsten Treffer an: Haftbefehl. "Die Lügnerin", so sagt er, könne gar nicht einreisen. Warum genau, wird einem jedoch nicht ganz klar. Sie behauptet, er würde "schmutzige Wäsche waschen vor ganz Deutschland", er sagt, gegen sie bestünde eine "einstweilige Verfügung". Zurück bleibt ein Publikum, das gefühlt lieber an einer staubtrockenen PowerPoint-Präsentation über die Geschichte von Faxgeräten teilnehmen würde, als diesem Wahnsinn der beiden Streithähne länger beizuwohnen.
"War doch nur für die Show"
Neben diesen Großbränden gibt es kleinere, aber durchaus würzige Nebenschauplätze. Das "Hot Banditoz"-Paar darf sich warm anziehen. Silva wird im Studio mit dem Vorwurf konfrontiert, er habe sich im "Sommerhaus" danebenbenommen. Seine Frau Stefanie selbst bestätigt das, was in ihrer Aufrichtigkeit fast rührend wirkt. Silva hingegen argumentiert mit dem alten Klassiker: "War doch nur für die Show." Ein Satz, den man beim "Sommerhaus" ungefähr so oft hört wie: "Ich hab doch gar nichts gemacht, Schatz, bitte beruhige dich!"
Und schließlich Queen Tara und Tommy Pedroni: Wir erinnern uns, Tommy drohte einst, ein "Geheimnis" öffentlich zu machen. Jetzt, beim Wiedersehen, wirkt er plötzlich deutlich kleinlauter.
Während andere das "Sommerhaus" nicht verlassen konnten, ohne vorher noch verbal um sich zuschlagen, war unsere Hanka da doch eher ein stilles Kapitel. Beim Wiedersehen holt sie das nun jedoch alles nach. Ihre Abrechnung bringt regelrecht frischen Wind in die Bude. Da ist es fast ein bisschen schade, dass selbst das große Wiedersehen meist einem gleichen Schema folgt, bei dem sich am Ende unversöhnliche Parteien gegenübersitzen, die - wie sie selbst sagen - einst sehr verliebt ineinander gewesen sind.
Wer das "Sommerhaus" 2025 überstanden hat, wird im Wiedersehen jedenfalls reich belohnt: mit einem erstaunlich ehrlichen Blick in menschliche Abgründe.