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Wirtschaftsminister in den USA Warum Habeck Deutsche auf den Mond bringen will

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Deutsche auf dem Mond - für Robert Habeck ist das auch ein Wirtschaftsfaktor. Kandidaten für so eine Mission wären Alexander Gerst (r.) und Matthias Maurer (l.).

Deutsche auf dem Mond - für Robert Habeck ist das auch ein Wirtschaftsfaktor. Kandidaten für so eine Mission wären Alexander Gerst (r.) und Matthias Maurer (l.).

(Foto: dpa)

Das Zeitalter der Raumfahrt habe gerade erst begonnen, sagt der deutsche Astronaut Alexander Gerst. Und Deutschland dürfe den Anschluss nicht verlieren. Robert Habeck nimmt sich dem gerne an - die ersten Deutschen auf dem Mond, ein Gewinnerthema für ihn. Aber was hat das mit der deutschen Wirtschaft zu tun?

Am liebsten würde Robert Habeck selbst zum Mond fliegen - aber da mache er sich keine Hoffnungen mehr. Der Zug sei abgefahren, sagt er auf Nachfrage. Trotzdem gerät er beim Thema Mondmission ins Schwärmen. Es ist die große Attraktion dieser dreitätigen Reise des grünen Wirtschaftsministers in die USA: Die beiden deutschen Astronauten Alexander Gerst und Matthias Maurer sind mit an Bord. Mit der Unterstützung des Ministers wollen sie in den Vereinigten Staaten Werbung für sich machen - damit bei der nächsten bemannten Mondmission auch deutsche Astronauten dabei sind. Gerst und Maurer waren schon im Weltraum, auf der internationalen Raumstation.

Habeck selbst findet das nicht nur faszinierend, sondern sieht auch handfeste ökonomische Interessen. "Die Vorbereitung auf solche großen Missionen sorgt immer dafür, dass es Effekte gibt, die dann neue Güter, neue Produkte, neue Techniken in die Welt bringen", so Habeck.

Tatsächlich hat der sogenannte "Moonshot"-Effekt, ausgelöst durch den Wettlauf um den ersten Menschen auf dem Mond zwischen den USA und der Sowjetunion in den 60er Jahren, in den USA zu großen Fortschritten in der Forschung geführt. Davon hat auch die Wirtschaft noch lange profitiert. Prominente Produkte dieser Ära: die Teflonpfanne und der Taschenrechner.

So ähnlich stellt sich Robert Habeck das offenbar auch vor - deswegen sei das Geld, das wir für Raumfahrt-Programme ausgeben, auch nicht nur für die Raumfahrt, sondern für die Entwicklung von neuen Produkten und Techniken insgesamt, die dann in alle Bereiche der Wirtschaft überschwappen könnten. Und Deutschland ist nicht allein mit dieser Idee. Seit gut einem Jahrzehnt wächst weltweit das staatliche Budget für Raumfahrtmissionen. 2010 lag der Gesamtumsatz der weltweiten Raumfahrtökonomie noch bei 227 Milliarden US-Dollar. Inzwischen sind es 469 Milliarden, gut 70 Prozent mehr.

Gerst: Europa muss Schritt halten

Die NASA hat ihre Aktivitäten massiv hochgefahren, Länder wie Indien und China machen ihnen jedoch ordentlich Konkurrenz. 100 Staaten betreiben heute Raumfahrt, 2010 waren es nur 50. Damit Europa hier nicht den Anschluss verliert, plädiert der bekannteste deutsche Astronaut, Alexander Gerst, für eine Kommerzialisierung der Raumfahrt. Private Unternehmen, vor allem in den USA, hätten inzwischen große Kapazitäten in der Raumfahrt aufgebaut. "In Europa sind wir da noch ein bisschen hinterher", so Gerst. Generell entwickele sich die Raumfahrt exponentiell schnell. "Wir haben das Raumfahrtzeitalter gerade erst begonnen und da ist es wichtig, dass wir in Europa auch Schritt halten", so Gerst. Auch hier müsse Europa dafür sorgen, eigene Kapazitäten aufzubauen, denn allein auf die Zusammenarbeit mit der NASA solle man sich in Zukunft nicht konzentrieren, jedenfalls nicht, wenn es um den unmittelbaren Erdorbit geht.

Die Voraussetzungen dafür seien in Europa gut, sagt auch Matthias Maurer: "Wir sind eigentlich die Weltbesten im Bereich Satelliten-Navigation". Auch in der Telekommunikation und Erdbeobachtung sei Europa stark. Nur eben leider nicht im Bereich der bemannten Raumfahrt, da seien "wir immer noch per Anhalter durch die Galaxis unterwegs". Das heißt, wir können keine eigenen Astronauten ins All bringen. Das müsse sich in den nächsten Jahren entwickeln. Aber dafür braucht es eben Investitionen.

Die NASA-Mondmission Artemis ist für Deutschland deswegen ein wichtiger Gradmesser. Mehr als ein halbes Jahrhundert ist es inzwischen her, dass die letzten Menschen 1972 mit Apollo 17 den Mond betreten haben. Ab frühestens 2026 will die NASA also wieder Menschen auf den Mond schicken. Die unbemannte Mission Artemis 1 hat den Mond schon umrundet. Bei Artemis 2 sollen nächstes Jahr auch Menschen mitfliegen. Artemis 3 soll dann auf dem Mond landen und Menschen auf der Oberfläche absetzen.

Es spricht viel dafür, dass bei weiteren Flügen auch Europäer dabei sein werden. Denn das Modul, das die Raumkapsel mit Schub, Sauerstoff, Wasser und Treibstoff versorgt, wird im Auftrag der ESA in Bremen gebaut. Ein riesiger Vertrauensbeweis - nie zuvor kamen solch zentrale Bauteile nicht aus den USA selbst. Über Jahre hat sich die Europäische Raumfahrtbehörde dieses Vertrauen erarbeitet, Deutschland ist der größte Geldgeber.

Gespräch mit Nationalem Sicherheitsberater Bidens

Habeck macht klar, was sich die Deutschen davon erhoffen: "Das Ziel ist natürlich, dass wir Deutsche auch mit auf den Weg zum Mond bringen." Ob das klappt, ist im Moment allerdings völlig unklar. Auch die Italiener und Franzosen hätten gerne eigene Astronauten auf dem Mond. Und am Ende entscheidet die NASA, wer mitkommt. Alexander Gerst und Matthias Maurer haben aber durchaus gute Chancen.

Und falls es klappt, will Maurer auf dem Mond nicht nur Wissenschaft betreiben und Technologien testen, sondern im besten Fall auch Energie erzeugen. Und: "Auf dem Mond brauche ich auch ein kleines Mondhaus und das würde ich mir gerne auf dem Mondsand bauen."

Der Mond sei ein Archiv für die Erde, erklärt Alexander Gerst. Denn auf dem Mond findet anders als auf der Erde keine Erosion statt, wodurch kaum Spuren verloren gehen. Meteoriteneinschläge auf dem Mond könnten Auskunft darüber geben, wie gefährlich ein solcher Zusammenstoß für die Erde wäre und wie wir uns schützen können.

Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg: Den beiden Astronauten wird in Washington erst mal der Zugang zum National Space Council verwehrt. Irgendetwas hat mit der Anmeldung nicht funktioniert. Und da ist es hier in Washington ganz ähnlich wie in Deutschland: Keine korrekte Anmeldung, kein Einlass. Stunden später klappt es dann doch und sogar der nationale Sicherheitsberater Joe Bidens, Jake Sullivan, nimmt sich Zeit für ein Gespräch mit den deutschen Raumfahrern. Am Ende sind sowohl Habeck als auch die Astronauten optimistisch: Bis 2030 könnten Deutsche auf dem Mond gelandet sein.

Quelle: ntv.de

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