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Termin "aus der Zeit gefallen" Neureuther findet Ski-Weltcup einfach falsch

Kritisiert Skirennen im Oktober: Felix Neureuther.

Kritisiert Skirennen im Oktober: Felix Neureuther.

(Foto: imago images/Ulrich Wagner)

Seit fast 30 Jahren startet der alpine Weltcup des Skirennsports in Sölden. Und Felix Neureuther freut sich auch, dass es losgeht. Nur der Zeitpunkt stört ihn mit jedem Jahr mehr. Denn dafür müssen immer mehr Athleten auf bedrohten Gletschern trainieren.

Felix Neureuther ist hin- und hergerissen. Klar, als "großer Fan" des Skirennsports freue er sich "brutal" auf den Saisonstart am Wochenende in Sölden. Doch als Vater mache er sich eben auch Gedanken über Themen wie Umwelt oder Nachhaltigkeit, und so steht für ihn fest: "Der Weltcup-Auftakt Ende Oktober ist für mich aus der Zeit gefallen." Seit 1993 findet das traditionelle Opening nun schon auf dem Rettenbachgletscher statt, am Samstag jagen dort die Frauen, tags darauf die Männer im Riesenslalom über einen der spektakulärsten Hänge im Weltcup-Zirkus. Für die lokale Tourismus- wie für die gesamte Ski-Industrie sind die Rennen ein extrem wichtiger Wirtschaftsfaktor.

Ihre Bedeutung, sagt OK-Chef Jakob "Jack" Falkner, zugleich Geschäftsführer der Bergbahnen, liege sogar noch über jener der Januar-Klassiker wie im Ski-Mekka Kitzbühel. Nicht mehr zeitgemäß? Tourismus-Pionier Falkner hat Neureuther angerufen und ihm die Meinung gesagt. Und da war er längst nicht der einzige.

Doch Neureuther, von 2003 bis 2016 selbst achtmal in Sölden am Start, bleibt dabei. Es sei nicht der frühe Start allein in einer Zeit, in der selbst in Höhenlagen noch kein Schnee fällt. Der Auftakt mitten im Herbst erfordere auch ein viel früheres Schneetraining schon im Sommer - auch auf Gletschern. Diese aber, mahnt der 37-Jährige, seien als Süßwasserspeicher von unschätzbarem Wert: "Wenn sie nicht mehr existieren, hat das dramatische Auswirkungen."

"Wir wollen unseren Sport verkaufen"

Das "Umweltthema", sagt Wolfgang Maier deshalb, müsse man im Blick haben. Mit dem Sölden-Start hat der DSV-Alpinchef zwar kein Problem, "das ist ein Klassiker". Aber auch der Deutsche Skiverband versucht, das Training im "ewigen" Eis einzudämmen. Vom Nachwuchs etwa "muss bis Mitte September niemand auf die Gletscher", sagt Maier, "das kann man auch anders machen".

Ihm missfällt daher, dass der Weltverband FIS ab 2022 auch die Speedsaison früher starten will - direkt nach Sölden, Anfang November am berühmten Matterhorn im Schweizer Zermatt. Er sei "nicht nur aus ökologischen Gesichtspunkten" kein Freund davon, sagt Maier. Die Abfahrer müssten ihre trainingsintensivste Zeit um einen Monat nach vorne verlegen - und dafür ebenfalls auf die Gletscher.

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Neureuther setzt seine Hoffnungen auf den neuen FIS-Präsidenten Johan Eliasch. Der ließ eine Arbeitsgruppe mit dem schönen Namen "Alpine Future Vision" gründen, an deren Spitze der langjährige ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel steht. Vom Klimawandel, sagte der 80-jährige Erneuerer einst, halte er "nichts". Seine Vision: Hallen-Rennen in der Wüste Dubais oder Weltmeisterschaften im Sommer unterm Dach.

Jürgen Graller, Cheftrainer der DSV-Frauen, hat dazu eine pragmatische Haltung. Was die FIS plane, "kann ich nicht ändern", sagt er, zu diskutieren "bedeutet nur Energieverlust". Er fragt: "Was wollen wir alle? Wir wollen unseren Sport verkaufen." Die Leute zu Hause am Fernseher, meint Graller, werden sagen: "Okay, spätestens nächste Woche muss ich auf den Berg."

Quelle: ntv.de, tsi/sid

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