Formel1

"Verstehe das Zögern nicht" Vettel attackiert Putin und die Formel 1

Meinungsstark.

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(Foto: imago images/NurPhoto)

Die Testfahrten in Barcelona sind für Sebastian Vettel bestenfalls Ablenkung, die Ergebnisse für den Aston-Martin-Piloten zweitrangig. Stattdessen fordert er die Formel 1 auf, den Großen Preis von Russland umgehend abzusagen. Über Wladimir Putin spricht er, ohne dessen Namen zu nennen.

Die Ankündigung, den für Ende September angesetzten Großen Preis von Russland zu boykottieren, hat Sebastian Vettel viel Zuspruch und Anerkennung eingebracht. Der 34-Jährige nimmt in neuen Äußerungen zum russischen Einmarsch in die Ukraine die Formel 1 noch stärker in die Pflicht, schnell und entschlossen zu handeln. Die Absage des Rennwochenendes in Sotschi (23. bis 25. September) ist für Vettel "unausweichlich", mit Blick auf die von Wladimir Putin befohlene militärische Eskalation "kann ich nicht verstehen, wie man ein Rennen in Russland haben kann und wie man da zögern kann".

Der Aston-Martin-Pilot fordert, "dass auch unser Sport in dieser Hinsicht Stellung bezieht". Die Formel 1 hatte bis zu diesem Zeitpunkt nur mitteilen lassen, die Situation zu beobachten, die Absage des Großen Preises von Russland folgte am Freitagmittag. Vettel dagegen hatte schon wenige Stunden nach Russlands Angriff erklärt, nicht an die Schwarzmeerküste zu reisen, wo die Rennserie seit 2014 im Olympiapark gastiert: "Meine Entscheidung ist gefallen." Dass die Pilotenkollegen und die Teams bislang zögern, dafür äußert Vettel Verständnis, sagt aber auch: "Ich bin mir sicher, über kurz oder lang werden auch andere ihre Meinung kundtun."

Schon allein, so Vettel weiter, weil "man sich diesen Themen nicht entziehen kann". Die angebliche Trennung von Politik und Sport hält er für Unsinn, viel mehr sei es "sehr wichtig", die Aufmerksamkeit, die die Formel 1 generiert, dafür zu nutzen, auf unbequeme Wahrheiten, Probleme hinzuweisen und auf gesellschaftlichen Fortschritt hinzuwirken. "Ich glaube, man muss ganz einfach anfangen, bei sich selbst. Was ist wichtiger? In der Hinsicht sollten die Werte und die Moral vor allem anderen stehen. Ich würde nicht verstehen, wenn man das nicht in dem Sinne teilen kann."

Situation ist "außer Kontrolle geraten"

In seinen Äußerungen vermeidet Vettel zwar die explizite Nennung von Wladimir Putin. Es ist allerdings unzweifelhaft, wer gemeint ist, wenn er davon spricht, dass "manche Leute vom Wahnsinn besessen zu sein scheinen. Sie haben, glaube ich, ihre eigene Wahrheit und eigene Realität. Dass dann andere dafür leiden müssen und mit ihrem Leben bestraft werden, das ergibt keinen Sinn."

Zu schweigen, ist für den 34-Jährigen keine hinnehmbare Option, "auch wenn man als Sportler immer angehängt bekommt, man soll sich nicht einmischen". Für Vettel "gibt es einfach gewichtigere Themen", bei denen er es für inakzeptabel hält, wegzugucken. Für ein Formel-1-Rennen nach Russland zu reisen, schließt er angesichts der russischen Invasion in die Ukraine aus. "Ich glaube, es gibt gewisse Themen, zu denen kann man nicht schweigen."

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Am Rande der Testfahrten in Barcelona, bei denen es eigentlich um die Erprobung, Entwicklung und Abstimmung der neuen Autos für die Saison 2022 gehen soll, gibt der vierfache Weltmeister auch Einblick in seine Gefühlswelt. "Furchtbar" sei die Eskalation in der Ukraine, "wir sind alle schockiert". Es sei "absolut unnötig, dass Menschen sterben". An eine schnelle Rückkehr zur Normalität glaubt er nicht, empfindet die Situation als "außer Kontrolle geraten".

Die Kilometer, die er zurzeit auf dem Circuit de Catalunya abspult, seien "gar nicht wichtig", während nun "Leute in den Krieg ziehen und sterben. Ich kann mir das gar nicht vorstellen". Sein Job als Formel-1-Pilot bietet ihm zwar die Chance auf Ablenkung, aber: "Ob einer schnell fährt oder langsam, ob das Auto gut ist oder nicht, das ist alles sekundär." Statt Meldungen über Bestzeiten und Getriebeprobleme erwartet der vierfache Weltmeister von seinem Sport, Haltung zu zeigen und Stellung zu beziehen.

Quelle: ntv.de

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