So läuft der 14. Spieltag Bayern ist gierig, BVB droht "Akloppolypse"
05.12.2014, 14:10 Uhr
"Akloppolypse now": Der BVB fühlt sich derzeit im falschen Film.
(Foto: REUTERS)
Gegen Leverkusen kündigt Bayerns Arjen Robben an, auch bei einem 4:0 weiterzustürmen. Schlusslicht BVB will gegen Angstgegner Hoffenheim per Wembley-Reihe die "Akloppolypse" abwenden. Und in Augsburg begeht ein "alter Sack" Fahnenflucht.
Wie hoch gewinnen die Bayern?
Wenn der Tabellenführer auf den Tabellendritten trifft, was ist das dann? Richtig, ein Topspiel. Eigentlich. Es sei denn, der Tabellenführer heißt FC Bayern. Da ist es fast egal, dass am Samstag Bayer Leverkusen zu Gast ist, die Bayern haben andere Sorgen. Die ganze Saison unbesiegt zu bleiben, das fände Arjen Robben zum Beispiel "schön". Als Ziel würde er es aber nicht formulieren, das wäre doch "arrogant". Fast so wie Leverkusens Coach Roger Schmidt nach dem 5:1 gegen Köln. Statt zu tönen, schicken sie in München lieber im laufenden Betrieb Beileidsbekundungen an den Ex-Herausforderer Borussia Dortmund, ans Tabellenende. Die Dominanz seiner Bayern ist ohnehin so erdrückend, dass sie sogar Weihnachten verschieben können.
Nicht einmal die Hoffnung, die Bayern könnten ihrem chronisch unterbeschäftigten Weltfußballer-Kandidaten Manuel Neuer gegen Leverkusen absichtlich einen arbeitsreichen Tag zum Auszeichnen bescheren, trägt vor dem 14. Spieltag weit. Die Wahl ist bereits entschieden. Für das Duell mit den Münchnern gilt das nicht, betont Bayer-Trainer Schmidt. Er ist überzeugt: "Wenn wir an unser Spiel glauben, bin ich optimistisch, dass wir auch Torchancen haben werden. Allerdings müssen wir auch die Defensive geregelt bekommen." Bayerns Robben hingegen hat von seinem Coach Josep Guardiola unendliche Gier eingetrichtert bekommen, die Maxime lautet: "Auch bei einem 4:0 musst du weitermachen." Klingt irgendwie nach einem 7:3. Wäre dann doch ein Topspiel.
Wie läuft die Dortmunder Aufholjagd?
Aufholjagd? "Schöner Joke", um mal BVB-Boss Hans-Joachim Watzke zu zitieren. Der Fußball-Podcast des "Guardian" hat bereits die "Akloppolypse" ausgerufen. Neben Wortspielen und fragwürdigen "Kicker"-Schlagzeilen a la "Klopps Kampf" leidet der BVB auch unter der Konkurrenz, denn die hat: Mitleid, und zwar gaaaaaaanz viel. Für Leverkusens Sportchef Rudi Völler sind die Dortmunder immer noch "die zweitbeste Mannschaft in Deutschland", zumindest gefühlt. Tatsächlich geht es am 14. Spieltag für den BVB daheim gegen Angstgegner Hoffenheim und der immer noch unkündbare Jürgen Klopp verkündet: "Wir sind ja nicht von gestern auf heute auf einmal ein bisschen doof geworden und wissen nicht mehr, was eigentlich funktioniert und was nicht. Es ist gerade nur ein bisschen zäher. Und dafür muss man bereit sein." Dabei helfen soll der abwehrschwachen Borussia erstmals seit dem Champions-League-Endspiel 25. Mai 2013 wieder die Viererkette mit Lukasz Piszczek, Marcel Schmelzer, Neven Subotic und Marcel Schmelzer. Unklar ist nur, ob BVB-Keeper Weidenfeller hinter ihr stehen darf. In Dortmund hoffen sie trotzdem irgendwie, dass die Wiedergeburt der Wembley-Reihe mit einer anderen Wiedergeburt zusammenfällt: der von Klopps BVB.
Welche Mannschaft überrascht?
Der FC Augsburg, wie schon die ganze Saison über. Ein Auswärtssieg bei den heimschwachen Kölnern wäre an sich zwar keine Überraschung mehr. Dafür aber, dass sich der FCA dann endgültig in der Bundesliga-Spitzengruppe festgebissen hätte. Mal ehrlich, hätten Sie das vor der Saison gedacht, Herr Weinzierl? "Ich schaue nur auf die Tabelle und sehe, dass wir neun Punkte Abstand zu einem Abstiegsplatz haben." Der FCA-Trainer bleibt die personifizierte Nüchternheit - obwohl Augsburg schon vor dem Spieltag auf einem Platz liegt, der zur Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation berechtigt. Klassischer Fall von Fußball-Märchen.
Dass der FCA nicht nur sportlich überraschen kann, hat Walther Seinsch unter der Woche bewiesen. Ganz Augsburg freut sich ob des Höhenflugs auf die Jahreshauptversammlung - und dann tritt der Präsident und Aufsichtsratsvorsitzende des Vereins mal einfach so zurück. "Es gibt keinen besseren Zeitpunkt für mich als jetzt mein Amt niederzulegen", sagte Seinsch: "Ich bin schon ein alter Sack. Mich seid ihr jetzt los, dafür kriegt ihr einen jungen, gut aussehenden Mann." Dieser Mann heißt Klaus Hofmann, ist 47 Jahre jung und ebenfalls mit Humor gesegnet. Für das Nachfolge-Management habe sein Vorgänger eine Gastprofessur an der Uni Augsburg verdient, witzelte Hofmann und dann: "Wir bereiten uns intensiv auf die Champions League vor." An die gelöste Ironie von Seinsch kommt der Jungspund noch nicht heran.
Was passiert sonst noch?
Da Eintracht Braunschweig zwar gerade erstklassig in Form ist, aber leider zweitklassig spielt, muss sich Niedersachsen mit dem Derby Hannover gegen Wolfsburg begnügen. Das ist von allen falschen und echten Derbys in der Fußball-Bundesliga das am wenigsten prickelndste. Sportlich allerdings ist es reizvoll wie lange nicht, denn der Tabellenzweite trifft auf den Achten und beide Teams trennen nur sieben Punkte. Sogar nur sechs Punkte liegen zwischen Borussia Mönchengladbach und Hertha BSC. Gladbachs Raffael will im Bruderduell mit Herthas Ronny endlich den Negativtrend von drei Pleiten in Folge stoppen. Allerdings hat Ronny Revanche angekündigt für das letzte fußballerische Familienduell: "Beim letzten Aufeinandertreffen gelang Raffael ein Tor. Dieses Mal bin ich an der Reihe." In Paderborn geht es derweil um Wiedergutmachung fürs vergangene Wochenende, auch für Freiburg. Den größeren Druck haben Christian Streichs Freiburger: "Für uns ist es ein Abstiegsduell. Wir müssen total aktiv und extrem wach sein."
Wo wird's brisant?
Im eigentlich ganz beschaulichen Ländle, wo Huub Stevens auf seine alte Liebe trifft. Zwar sagt der neue alte Trainer des VfB Stuttgart "es ist nichts Besonderes", gegen den FC Schalke 04 zu spielen. "Gefühle" hat der Knurrer von Kerkrade aber doch noch. Wäre ja noch schöner, wenn da gar nichts mehr ist, frei nach dem Motto: Aus den Augen aus dem Sinn. Die Schalker, bei denen Stevens nicht weniger als der Jahrhunderttrainer ist, haben ihre letzten beiden Bundesliga-Spiele gewonnen, werden in Stuttgart aber trotzdem mit offenen Armen empfangen. Das liegt zum einen daran, dass die Knappen in dieser Saison auswärts so gut wie noch gar nichts gerissen haben, zum anderen an der Historie. Gegen keine andere Mannschaft hat der VfB eine bessere Bilanz als gegen Schalke. "In Stuttgart gab es in der Vergangenheit nicht viel zu holen für uns, das wollen wir ändern", kündigte Horst Heldt an. Der zuletzt heftig attackierte Heldt versprach via "Sport Bild" zudem: "Ich nehme die Kritik an." Was auch immer das heißt.
An die guten alten Zeiten wird sich nicht nur Huub Stevens, sondern auch Frankfurts Coach Thomas Schaaf erinnern. Am Sonntagabend tritt er erstmals als Trainer gegen seinen Ex-Klub Werder Bremen an, wobei Ex-Klub leicht untertrieben scheint. Schaaf trug als Profi 17 Jahre das grün-weiße Trikot, arbeitete sich vom Jugend- über den Amateurbereich bis zum Cheftrainer hoch, bevor er nach der Saison 2013/2014 seinen tränenreichen Abschied verkündete. "In bin im Reinen, was Werder Bremen und meine Person angeht. Da ist nichts hängengeblieben", versichert der Frankfurt-Coach, der mit der Eintracht zuletzt in Gladbach und gegen Dortmund zwei Überraschungssiege feierte. Gelingt der dritte Streich in Folge, klopft Frankfurt an den internationalen Plätzen und Bremen im Tabellenkeller an.
Für welchen Trainer wird es eng?
Peter Stöger. Er hat unter der Woche nicht nur die Herzen der Kölner Fans, sondern die ganze Stadt in ihren Grundfesten erschüttert, Dom inklusive. Es ging um Lukas Podolski, schon wieder. "Wir diskutieren da jetzt ein halbes Jahr oder ein ganzes Jahr drüber. Das ist momentan wirklich gar nicht mein Thema", stöhnte der FC-Trainer, nachdem er sich erneut zur möglichen Rückkehr des FC-Idols äußern sollte. Der Nationalspieler, verlorener Sohn, Liebling der Fans, Held der Stadt, spricht von einer Rückkehr - und Stöger hat dafür nicht mehr als ein Schulterzucken übrig? Ist da einer jobmüde? Nach zuletzt drei Niederlagen aus vier Spielen richten sich die Kölner Blicke vor dem Spiel gegen den FC Augsburg jedenfalls nach unten. Besonders heiß auf die Partie ist Kevin Vogt, der im Sommer vom FCA zum Effzeh wechselte und schon nette Kurznachrichten von seinen Ex-Kollegen bekommen hat. Sätze wie "Pass auf die Füße auf" und "Stell dich auf harte Zweikämpfe ein". Angst hat Vogt nicht: "Die Jungs wissen ja auch, dass ich kein Kind von Traurigkeit bin", verspricht Vogt, der das Duell mit den früheren Kollegen noch zusätzlich anheizt: "Köln hat eine enorme Strahlkraft. Für die Zukunft hat der Klub in vielen Dingen mehr Potenzial."
Wer spielt das beste Phrasenschach?
"Am liebsten würde ich die 60.000 Fans aus Gelsenkirchen auch zu unseren Auswärtsspielen mitnehmen. Das würde uns bestimmt helfen." Roberto Di Matteo, der mit Schalke alle seine drei Auftritte in fremden Gefilden verloren hat, strotzt vor dem Gastspiel beim VfB Stuttgart vor Selbstbewusstsein.
Quelle: ntv.de