Ex-Abramowitsch-Klub zahlt Donezks Rekordmillionen fließen an Verteidiger von Mariupol
16.01.2023, 19:47 Uhr
Mykhailo Mudryk wurde am Sonntag an der Stamford Bridge vorgestellt.
(Foto: IMAGO/Focus Images)
Nach dem Rekordtransfer von Offensivspieler Mykhailo Mudryk zu Chelsea gründet Rinat Achmetow, der Besitzer von Schachtar Donezk, einen Fonds für die Verteidiger der Stadt Mariupol. Es ist nicht die erste Spende des reichsten Manns der Ukraine.
Am Sonntag schrieb Schachtar Donezk mit dem Transfer von Mykhailo Mudryk zum FC Chelsea ukrainische Fußballgeschichte. Die Ablöse von 100 Millionen Euro, aufgeteilt in 70 Millionen plus 30 Millionen Bonuszahlungen, ist die höchste jemals bezahlte Summe für einen Spieler der Premier League des Landes, weit über den 59 Millionen, die Manchester United 2018 für den Brasilianer Fred bezahlte. Der Klub aus dem Donbass wird Teile der Rekordsumme nutzen, um die Leiden der ukrainischen Kräfte von Mariupol zu lindern.
"Für die Hilfe für unsere Kämpfer und Verteidiger und ebenso für ihre Familien stelle ich heute eine Milliarde Hrywnja (umgerechnet rund 23,5 Millionen Euro) bereit", teilte Rinat Achmetow, der Besitzer des ukrainischen Topklubs, auf der Vereinswebseite mit. Das Geld solle für medizinische Behandlung, psychologische Betreuung, Prothesen und anderes verwendet werden.
Die südostukrainische Hafenstadt Mariupol am Asowschen Meer war im Frühjahr 2022 nur wenige Monate nach Kriegsbeginn von russischen Truppen erobert und dabei zu großen Teilen zerstört worden. Das Firmenimperium Achmetows wiederum beruhte zum großen Teil auf den Stahlwerken Mariupols, in denen die letzten ukrainischen Soldaten damals wochenlang ausharrten. "Wir stehen in ewiger Schuld gegenüber unseren Verteidigern!", sagte der 56-Jährige. Sein neuer Fonds solle "Herz von Azovstal" heißen.
Was wurde aus den Abramowitsch-Milliarden?
Chelsea, dessen Geld nun in Teilen an ukrainische Kräfte fließen wird, war noch bis weit in das Jahr 2022 hinein im Besitz des russischen Oligarchen Roman Abramowitsch. Nach Russlands Angriff auf die Ukraine ab dem 24. Februar des letzten Jahres jedoch musste sich der Oligarch bald aus der englischen Premier League zurückziehen, um den Fortbestand seines Herzensklubs zu sichern. Die Sanktionen des Westens ließen ihm keine andere Wahl. Im Sommer ging der englische Traditionsklub in den Besitz eines Konsortiums um den US-Milliardär Todd Boehly über.
Abramowitsch kündigte an, den Erlös, rund 2,8 Milliarden Euro, aus dem Verkauf über eine Stiftung an Opfer des Kriegs in der Ukraine zu spenden. Ob dies bereits passiert ist, bleibt unklar. "Es wird eine unabhängige Stiftung von humanitären Experten gegründet, die die Gelder aus dem Verkauf des FC Chelsea für humanitäre Zwecke in der Ukraine verwalten und verteilen. Die Stiftung wird von Mike Penrose gegründet, dem ehemaligen Geschäftsführer von UNICEF UK", teilte das britische Außenministerium Mitte November 2015 mit.
Die Veränderungslust des neuen Chelsea-Besitzers, Todd Boehly, kostete unterdessen Thomas Tuchel im Herbst, kaum zwölf Monate nach dem Gewinn der Champions League, den Job. Unter dem Tuchel-Nachfolger Graham Potter irrlichtern die Londoner momentan durch die Premier League, sind zudem bereits aus den nationalen Pokalwettbewerben ausgeschieden und werfen momentan mit Geld um sich, um in der Champions League zumindest über das Achtelfinale hinauszukommen. In Europas Königsklasse geht es im Februar und März gegen Borussia Dortmund, die ebenfalls händeringend nach Erfolgen suchen.
Achmetow größter Einzelspender der Ukraine
Die erratische Transferpolitik der Blues unter Boehly mit Ausgaben von über 400 Millionen Euro in der laufenden Saison führt nun also dazu, dass Chelsea - und nicht die lange als Favorit geltenden Lokalrivalen Arsenal - den Zuschlag für den 22-jährigen Ukrainer erhielten. "Ich habe heute gemischte Gefühle. Denn einerseits bin ich stolz auf Mykhailo, der gezeigt hat, dass man mit harter Arbeit das Unmögliche möglich machen kann", sagte Achmetow: "Anderseits habe ich nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ich in Europa Trophäen mit Spielern wie Mykhailo gewinnen will, anstatt sie für andere Topklubs auszubilden."
Das aber sei aufgrund des Krieges, der Schachtar bereits 2014 aus Donezk vertrieben hatte, aktuell nicht möglich. "Ich bin sicher, dass wir gewinnen. Und dass wir dann ein Freundschaftsspiel gegen Chelsea austragen werden. In der Donbass Arena im ukrainischen Donezk", sagte Achmetow, einer der größten Einzelspender der ukrainischen Armee. Inklusive der Summe aus dem Mudryk-Transfer soll die Hilfe der Unternehmen Achmetows im humanitären und militärischen Bereich bei fast 110 Millionen Euro liegen, ist aus der Ukraine zu hören.
Quelle: ntv.de, sue