Fußball

Nach Relegation zerfällt alles Ein epischer Sieg reißt den VfL Bochum in Fetzen

Die letzte Bochumer Bundesliga-Party?

Die letzte Bochumer Bundesliga-Party?

(Foto: REUTERS)

Am 27. Mai 2024 schafft der VfL Bochum etwas, das unmöglich scheint. Das Hinspiel der Bundesliga-Relegation hat der Erstligist vor heimischem Publikum mit 0:3 verloren. Der Klub war mausetot und schafft in Düsseldorf doch noch das Wunder. Danach aber geht alles kaputt.

In Düsseldorf war alles für die gigantische Party vorbereitet, in Bochum dagegen nichts. Die Fortuna stand bereits mit einem Fuß und neun weiteren Zehen in der 1. Fußball-Bundesliga, der VfL mit ebenso vielen im Unterhaus. Doch die Fortuna fiel noch um. Warum? Das weiß niemand. Bis heute nicht. Die Düsseldorfer waren am 27. Mai 2024 von einer der größten Panikattacken im deutschen Fußball erfasst worden. Wie Borussia Dortmund genau ein Jahr zuvor, als ihnen die Meisterschaft trotz bester Aussichten noch vor die zittrigen Füße gefallen und zerbrochen war. Die Fallhöhe der Schwarzgelben war natürlich höher, das Blatt der Düsseldorfer im folgenden Sommer aber viel, viel besser.

Pyro-Party-People.

Pyro-Party-People.

(Foto: REUTERS)

Mit 3:0 hatten sie im Hinspiel die Bochumer im Ruhrstadion aufgefressen. Fassungslos sahen die Heim-Fans, wie eine Mannschaft, die ohnehin bald auseinanderfallen würde, starb. Nichts, wirklich gar nichts, sprach mehr für den VfL. Nicht mal die viel beschworene Weisheit, dass im Fußball immer alles möglich ist. Doch dann das. Bochum feierte eine historische Wiederbelebung. Spielmacher Kevin Stöger nahm alles in die Hand, trieb seine Mannschaft nach vorne und die Düsseldorfer als blitzverzwergtes Kaninchen vor das Bochumer Schlangenmaul.

Nach 18 Minuten traf Stürmer Philipp Hofmann zum 1:0. Er und seine Teamkollegen hatten sich vorgenommen, die Saison mit Haltung und Anstand zu Ende zu bringen. Das 1:0 war so ein Moment, der das Vorhaben erfüllte. Noch war die Sensation weit, weit weg. Aber es passierte etwas im Stadion, die Angst fuhr allen Düsseldorfern in die Glieder. Als hätten sie einen Zombie gesehen, fielen sie in eine Schreckstarre. Hofmann traf nach 66 Minuten erneut. Jetzt war tatsächlich all das Unmögliche möglich. Alles in Blau stürmte aufs Feld - das Wunder streckt die Hand aus. Und Matthias Zimmermann den Arm, im Strafraum. Stöger, natürlich Stöger, der beim letzten Fortuna-Abstieg für die Rheinländer gespielt hatte, hatte geflankt und sofort angezeigt: Das war strafbar! Elfmeter, Stöger, Tor - 0:3 (70.). Wahnsinn. Glaube. Angst. Weiter. Der Matchplan des Interimscoachs, erst das 1:0 machen, dann das 2:0 und schließlich das 3:0, war überragend aufgegangen.

Im Bermuda-Dreieck ahnt niemand, was kommt

Das Spiel rast in und durch die Verlängerung. Alles stimmt sich auf den ultimativen Showdown ein, das Duell vom Punkt. Dann ist der beste Düsseldorfer der Saison, Christos Tzollis, plötzlich durch, wird gerade noch gestoppt, weil er sich den Ball zu weit vorlegt. Ecke, nochmal zwei atemraubende Momente. Der Ball landet bei Jona Niemiec, der scheitert erst an Takuma Asanos Bein, dann rauscht Noah Loosli in den Nachschuss aufs freie Tor. Was für eine Rettungstat des Ergänzungsspielers. Sein größter Moment im VfL-Trikot.

Im Elfmeterschießen setzt sich das Drama fort, dann legt sich Takashi Ushino den Ball zurecht. Anlauf, Schuss, Nachthimmel. Düsseldorf weint, Bochum eskaliert. In den Katakomben schleichen die aufgehübschten Spielerfrauen der Fortuna zu ihren glücklosen Männern, der VfL-Tross zieht ins Bermuda-Dreieck weiter. Eine magische Nacht feiern, die letzte für lange Zeit. Das ahnt an diesem Abend niemand.

Was noch Hoffnung macht

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In einem der emotionalsten und wundersamsten Momente der Vereinsgeschichte stirbt der Klub erneut. In der Sommerpause geht alles schief. Man entscheidet sich für Trainer Peter Zeidler, träumt am Ende der Vorbereitung vom Europapokal und geht in der Bundesliga Woche für Woche unter. Zeidler, über dessen Methoden man sich in Bochum mehrfach wunderte, muss das Amt schnell räumen. Ebenso Sportdirektor Marc Lettau, dessen Neuzugänge funktionieren bislang weitgehend nicht. Nach 15 Spieltagen steht der VfL bei sechs Punkten. Die Führung ist zerstritten, der Fall Manuel Riemann lastet lange auf dem Verein und hallt auch der Einigung nach.

Was dem Letzten Hoffnung macht? Die Schwäche der lahmenden Konkurrenten. Die Besonnenheit von Neu-Trainer Dieter Hecking. Die Zusage, dass Geld für dringend nötige offensive Wintertransfers da ist. Der erste Saisonsieg im letzten Spiel des Jahres gegen den 1. FC Heidenheim (2:0). Und das fliegende Feuerzeug von Berlin, das womöglich noch zwei weitere Punkte aus der Alten Försterei bringt. Der Rückstand auf den Relegationsplatz wäre dann tatsächlich nur noch zwei Zähler.

Quelle: ntv.de, tno

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