RB setzt FC Bayern unter Druck Für Borussia Dortmund kommt's wieder richtig dicke
26.10.2024, 17:30 Uhr
Nuri Sahin und der BVB sind in schweren Zeiten.
(Foto: IMAGO/Jan Huebner)
Borussia Dortmund beendet die Woche mit dem nächsten Frusterlebnis. Auf das Debakel bei Real Madrid folgt eine Niederlage beim FC Augsburg - trotz Blitzführung. RB Leipzig dreht derweil das Topspiel gegen Freiburg, der VfB zittert am Ende kurz gegen Kiel.
FC Augsburg - Borussia Dortmund 2:1 (1:1)
Zu Hause eine Macht, auswärts machtlos: Borussia Dortmund hat auch im vierten Bundesliga-Auswärtsspiel der Saison maßlos enttäuscht und einen herben Dämpfer hinnehmen müssen. Vier Tage nach der 2:5-Klatsche bei Real Madrid verlor die Mannschaft von Trainer Nuri Sahin beim FC Augsburg nach einer schwachen Vorstellung mit 1:2 (1:1) und erneut wichtigen Boden im Kampf um die Spitze. Der Druck vor dem Pokalspiel am Dienstag beim VfL Wolfsburg wächst.
Donyell Malen (4.) brachte den BVB, der auswärts bisher nur einen Punkt geholt hat, früh in Führung. Alexis Claude-Maurice glich in der 25. Minute vor 30.660 Zuschauern aus. Der Franzose drehte in der 50. Minute sogar das Spiel. Für den FCA, der am Dienstag den Zweitligisten Schalke 04 erwartet, waren es wichtige Zähler, um sich von unten abzusetzen. Dortmund wartet seit mehr als sechs Monaten auf einen Liga-Auswärtsieg, überdies sah Debütant Almugera Kabar (90.+9) die Gelb-Rote Karte. Außerdem gibt es neue personelle Sorgen für das arg gebeutelte Team. Waldemar Anton und Julian Ryerson musste verletzt ausgewechselt werden.
Sahin hatte sein Team angesichts der jüngsten Kritik vehement verteidigt. "Den Weg gehen wir gemeinsam, ich lasse nicht einen Spieler von mir vor den Zug werfen", sagte er, und betonte: "Ich gehe durchs Feuer für meine Jungs." Im Gegensatz zur Real-Pleite begann beim BVB Anton für den verletzten Niklas Süle. Ansonsten startete die Elf, die bei den Königlichen so vehement begonnen und 2:0 geführt hatte - bevor Sahin mit seinen Wechseln für einen Bruch gesorgt hatte. "Man sollte als Trainer aus seinen Entscheidungen lernen. Sehr wahrscheinlich würde ich nicht noch einmal so wechseln", räumte Sahin vor dem Anpfiff ein.
Sein Team legte forsch los. Nach schönem Zusammenspiel mit Serhou Guirassy vollendete Malen eiskalt. Der BVB hatte in der Folge zunächst mehr Ballbesitz, richtig Sicherheit brachten die Dortmunder aber nicht in ihr Spiel. Im Gegenteil: Der BVB wackelte einige Male. Claude-Maurice nutzte dies aus, als er nahezu unbedrängt durchs Mittelfeld spazieren konnte und aus gut 20 Metern abzog. Vor allem Nationalspieler Nico Schlotterbeck agierte in der Szene zu zaghaft. Der BVB blieb überlegen, zeigte sich aber wenig effizient. Sahin reagierte zur Pause und brachte Pascal Groß und Emre Can. Der führte sich gleich ganz schlecht ein, als er Claude-Maurice den zweiten Treffer mit einer völlig verunglückten Abwehraktion mustergültig auflegte. Kurz darauf verpasste Phillip Tietz das 3:1 um Zentimeter. Die Borussia wackelte gehörig und bäumte sich erst zum Schluss auf.
VfB Stuttgart - Holstein Kiel 2:1 (1:0)
Nach seiner Gala in der Königsklasse hat der VfB Stuttgart die Pflichtaufgabe in der Bundesliga mit größtmöglicher Seriosität erfüllt. Drei Tage nach dem überzeugenden 1:0 in der Champions League bei Juventus Turin kam die Mannschaft von Trainer Sebastian Hoeneß gegen Aufsteiger Holstein Kiel zu einem am Ende etwas wackeligen 2:1 (1:0). Für die überlegenen Gastgeber, die in der Bundesliga zuvor dreimal nicht gewonnen hatten, trafen Deniz Undav (19.) und El Bilal Toure (61.).
Die letzten 25 Minuten musste der VfB nach Gelb-Rot für Jeff Chabot in Unterzahl bestreiten (66.). Der Innenverteidiger fehlt damit beim Spiel in der kommenden Woche bei Meister Bayer Leverkusen - er eröffnete Kiel aber auch die Chance, durch Armin Gigovic (84.) zu verkürzen. Kurz darauf flog aufseiten Kiels dann allerdings auch Fiete Arp mit Gelb-Rot vom Platz (88.). Bis zum Platzverweis für Chabot spiegelte das Resultat die Kräfteverhältnisse nur ungenügend wider. Stuttgart dominierte Ball und Gegner und damit das Spiel, versäumte es vor Chabots Platzverweis aber auch, seine Chancen besser zu nutzen - was auch an Kiels Torhüter Timon Weiner lag. Die Störche wurden ab und an gefährlich, es mangelte ihnen aber an Durchschlagskraft.
Mit Blick auf die kommende englische Woche mit dem Spiel im DFB-Pokal gegen Zweitligist 1. FC Kaiserslautern (Dienstag, 20.45 Uhr/Sky) hatte Hoeneß ein wenig rotiert: Für Anthony Rouault, Atakan Karazor und Ermedin Demirovic spielten erst mal Anrie Chase, Fabian Rieder und Toure. Chase und Toure gefielen als Wegbereiter zum Treffer von Undav: Der Kapitän in Vertretung von Karazor vollendete mit einem Lupfer.
Stuttgart war Herr im eigenen Haus, kombinierte über weite Strecken abgeklärt und flüssig, hätte etwa durch Angelo Stiller (44.), der wegen seines Fingerbruchs mit einer Manschette an der rechten Hand spielte, erhöhen können. Der VfB hätte aber auch fast den Ausgleich kassiert, wäre nicht Maximilian Mittelstädt nach einem Kieler Konter in letzter Sekunde Benedikt Pichler dazwischengegrätscht (39.). Es war schließlich Toure, der mit einem 25-Meter-Schuss für Beruhigung sorgte - ein Treffer genau zur rechten Zeit: Nur drei Minuten später parierte Alexander Nübel stark gegen Nicolai Remberg. Und zwei weitere Minuten später waren die Stuttgarter dann nur noch zu zehnt. Der Vorsprung aber reichte - trotz der Kieler Schlussoffensive.
RB Leipzig - SC Freiburg 3:1 (0:1)
RB Leipzig hat sich trotz einiger Probleme an die Tabellenspitze gekämpft. Im Top-Duell gegen Überraschungsteam SC Freiburg gewann die Mannschaft von Trainer Marco Rose dank einer deutlichen Leistungssteigerung nach Rückstand noch mit 3:1 (0:1) und sprang so vorübergehend auf Platz eins. Jenen kann sich der deutsche Rekordmeister Bayern München, mit 17 Punkten drei Zähler hinter RB, am Sonntag (15.30 Uhr/DAZN und im Liveticker bei ntv.de) beim VfL Bochum zurückholen.
Kapitän Willi Orban (47.), Lutsharel Geertruida (58.) und Lois Openda (78.) trafen für die Leipziger, die somit auch im achten Ligaspiel der Saison ungeschlagen blieben. Für Freiburg war Ritsu Doan (15.) erfolgreich. Durch den Arbeitssieg verhinderten die Leipziger, denen Starspieler Xavi Simons wegen der am vergangenen Mittwoch in der Champions League gegen den FC Liverpool (0:1) erlittenen Bänderverletzung wochenlang fehlen wird, zudem einen weiteren bitteren Rückschlag innerhalb von wenigen Tagen.
Durch die Ausfälle von Xavi und David Raum, das hatte Rose im Vorfeld zugegeben, fehle individuelle Qualität, die es als Team aufzufangen gelte, während gegen Freiburg Christoph Baumgartner Xavi in der Startelf ersetzte. Und RB wurde auch schnell gefährlich. Nur übersah der toll frei gespielte Benjamin Henrichs den völlig freien Antonio Nusa in der Mitte des Strafraums, im Rücken des Norwegers drosch Openda (9.) den Ball klar drüber. Ansonsten taten sich die Gastgeber vor 45.918 Zuschauern in Halbzeit eins lange schwer, die Freiburger stressten sie im Mittelfeld und lauerten aus einer kompakten Defensive auf Konter. Einen solchen nutzte Junior Adamu (11.) fast zur Führung, der Stürmer zielte jedoch knapp daneben. Doan köpfte ein, als die RB-Abwehr bei der Flanke von Vincenzo Grifo nach einem zunächst abgewehrten Ball ungeordnet war.
Erst gegen Ende der ersten Halbzeit fand RB besser zu seinem Offensivspiel, vergab dann jedoch beste Chancen. Erst scheiterte Benjamin Sesko (36.), von Nusa tief geschickt, im Eins-gegen-Eins an SC-Torwart Noah Atubolu, ehe der Schlussmann drei Minuten später auch einen Kopfball des Slowenen parierte. RB hatte sich nun in der Hälfte der eng gestaffelten Freiburger festgesetzt, auch einen Versuch von Baumgartner (42.) per Kopf entschärfte Atubolu glänzend. Nach der Pause musste RB-Keeper Peter Gulacsi angeschlagen in der Kabine bleiben, Ersatzmann Maarten Vandevoordt kam für ihn rein - doch heiß wurde es zunächst auf der anderen Seite. Ein zweiter Ball nach einem Freistoß landete letztlich bei Henrichs, dessen Hereingabe Orban über die Linie drückte. RB wirkte nun wie von einer Last befreit und rannte an, einen rasanten Angriff über Baumgartner und Openda veredelte der aufgerückte Geertruida eiskalt - dann traf auch Openda.
FC St. Pauli - VfL Wolfsburg 0:0
Wieder keine Party auf dem Kiez: Der FC St. Pauli hat auch sein viertes Heimspiel in dieser Bundesliga-Saison nicht gewonnen. Der Aufsteiger sicherte sich nach einer leidenschaftlichen, aber glücklosen Vorstellung beim 0:0 gegen den VfL Wolfsburg aber immerhin einen weiteren Punkt. Und wartet weiter auf den ersten eigenen Treffer im heimischen Millerntor-Stadion.
Damit steckt St. Pauli weiter im Tabellenkeller fest und konnte vor dem DFB-Pokal-Duell bei RB Leipzig am Dienstag nur bedingt Selbstvertrauen sammeln - der Offensive der Hamburger fehlt trotz guter Ansätze insgesamt einfach der Killerinstinkt. Die eigentlich so ambitionierten Wolfsburger müssen sich mit einem Platz in der unteren Tabellenhälfte begnügen und bekommen es im Pokal nun mit Borussia Dortmund zu tun.
"Wir haben die Qualität, wir müssen aber noch ein bisschen gieriger sein", hatte St. Paulis Trainer Alexander Blessin vor der Partie über den möglichen ersten Heimsieg gesagt. Und seine Mannschaft war vor 29.546 Zuschauern auch durchaus bemüht, doch so richtig wollte den Kiezkickern in der Offensive zunächst aber nichts gelingen. Oft fehlte in den entscheidenden Momenten einfach die nötige Präzision oder Kaltschnäuzigkeit, wie etwa bei einer guten Chance von Johannes Eggestein und Danel Sinani (17.). Bei einem Schuss von Kapitän Jackson Irvine parierte Wolfsburgs-Torwart Kamil Grabara zudem überragend (42.), Eggestein zögerte in aussichtsreicher Position (58.) zudem zu lange.
Wolfsburg wartete ohne Maximilian Arnold (Gelbsperre) und Patrick Wimmer (Rotsperre) lange erst einmal ab und versuchte, in der Defensive sicher zu stehen - um dann über Konter und den schnellen Mohammed Amoura gefährlich zu werden. Und so hatte das Spiel auch viele Phasen mit ordentlich Leerlauf. Die St.-Pauli-Fans nutzten diese Zeit, um mit Plakaten ("Mehr Liebe, weniger Kevin B") gegen Kevin Behrens zu protestieren - der Wölfe-Angreifer war zuletzt mit homophoben Äußerungen aufgefallen und wurde nach seiner Einwechslung in der Schlussphase gnadenlos ausgepfiffen.
Nach der Pause erhöhte Wolfsburg plötzlich das Tempo und kam prompt zu Möglichkeiten, doch Amoura scheiterte zwei Mal (46., 47.) an Nikola Vasilj im Tor von St. Pauli. Die Hausherren hielten mit viel Willen dagegen und versuchten ebenfalls weiter nach vorne zu spielen, so sahen die Zuschauer keine hochklassige, aber immerhin spannende Partie.
Quelle: ntv.de, tno/sid