So läuft der 17. Spieltag Guardiola fürchtet die BVB-Seuche
19.12.2014, 14:34 Uhr
"Was Borussia Dortmund passiert ist, kann auch uns passieren": Josep Guardiola mit adventlichem Heiligenschein.
(Foto: REUTERS)
Die Fußball-Bundesliga bereitet sich auf die Pause vor, da überrascht Guardiolas Josep mit einer Erkenntnis: Auch der FC Bayern kann verlieren. Siehe BVB. Der hat mittlerweile ein Problem mehr. Und bereitet Jürgen Klopp den Rückzug vor?
Wie hoch gewinnen die Bayern?
Was sagen wir vor einem Spiel gegen den FC Bayern, Folge 17? Dieses Mal: Christian Heidel und Harald Strutz, Manager und Präsident des FSV Mainz, der zum Abschluss der Hinrunde in der Fußball-Bundesliga an diesem Freitag gegen die Münchner spielen muss. Heidel versuchte es mit Ironie, der im Zweifel beste Weg, der Dominanz der Harlem Globetrotters der Liga zu begegnen: "Ich weiß nicht, ob die Bayern vor uns zittern müssen. Wir werden uns sicher nicht als Favorit ausrufen." Und Strutz legte noch einen drauf: "Wir werden uns sicher nicht auf den Rasen legen, die Beine von uns strecken und uns kraulen lassen. Aber wir sind keine Fantasten. Die Bayern kennen kein Pardon." Die Chancen auf einen Sieg bezifferten die Mainzer auf 1:99, "jeder gewonnene Zweikampf ist wie ein Tor für uns". Wobei das eine Prozent einer arg vagen Hoffnung entspringt: Nach dem Spiel beginne ja auch für die Bayern der Weihnachtsurlaub. "Vielleicht sind sie schon in der entsprechenden Stimmung."
Wir gehen einfach mal davon aus, dass Heidel auch das nicht ernst gemeint hat. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass die Münchner dieses letzte Spiel des Jahres nicht so ganz ernst nehmen, ist ungefähr so hoch wie die, dass es diesmal an Heiligabend schneit. Schließlich ist es so, wie es Trainer Josep Guardiola sagte: "Wir sind Profis, das ist unser Beruf. Wir wollen mit einem Super-Abstand in die Winterpause gehen." Das werden sie, auch wenn immer mehr Spieler fehlen. Zu den länger verletzten wie Thiago Alcantara, David Alaba, Philipp Lahm und Javier Martinez gesellten sich in dieser Woche beim 2:0 über den SC Freiburg Robert Lewandowski, Xavi Alonso, Medhi Benatia und Sebastian Rode. Aber bevor hier jemand in adventliches Mitleid verfällt: Manuel Neuer, Jérôme Boateng, Thomas Müller und Mario Götze, Arjen Robben und Franck Ribéry sind an Bord. Und so schlecht kicken die ja auch nicht. Dennoch hat Guardiola noch etwas nahezu Unglaubliches gesagt: "Auch wir können verlieren. Was Borussia Dortmund passiert ist, kann auch uns passieren." Glauben wir nicht.
Wie läuft die Dortmunder Aufholjagd?
Abgesehen davon, dass sie in Dortmund sehr damit beschäftigt sind, der Welt zu versichern, dass Marco Reus doch im Grunde ein ganz feiner Kerl sei, müssen sie an diesem Wochenende schon wieder Fußball spielen. Da hat zuletzt beim Unentschieden gegen den VfL Wolfsburg besser geklappt als in den Partien zuvor. Aber nun geht es zum SV Werder Bremen, was nicht weniger bedeutet, als dass an diesem Samstag der Tabellenletzte gegen den Drittletzten spielt und dieses Ereignis mit Fug und Recht als Kellerduell etikettiert werden darf. Will der BVB nicht auf einem der letzten drei Ränge überwintern, sollte er nicht auch noch die zehnte Niederlage in dieser Saison kassieren.
Wie schlecht es um die Dortmunder steht, zeigt der Wirbel um vier Sätze, die Trainer Jürgen Klopp am Mittwoch nach der Partie gegen die Wolfsburger gesagt hat. "Es mag der Zeitpunkt kommen irgendwann in meinem Leben, an dem ich nicht mehr Trainer dieser Mannschaft bin. Ich werde nichts mehr vermissen als diese Atmosphäre. Das ist weltweit einzigartig. Es gibt stimmungsvolle Stadien, aber wenige, die auf Platz 16 so abgehen. Und deshalb: Danke an jeden Einzelnen." Ist Klopp amtsmüde? Resigniert er gar? Bereitet da jemand seinen Rücktritt vor? Die Exegeten von der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" wittern "Sprengstoff" in dieser Erklärung. Alles Humbug, sagt Klopp. "Ich wollte damit nichts andeuten oder vorbereiten." Geht es nach Ottmar Hitzfeld, dem Nestor der Trainergilde, hat er auch gar keinen Grund dazu: "Klopp ist jung, er wird dieses Tief durchschreiten", sagte der 65-Jährige dem Kölner Express. Hitzefeld weiß auch, wie die Westfalen den Weg aus der Krise finden werden: "Indem man Ruhe bewahrt. Und das tun die Verantwortlichen auch. Alle stehen zu Jürgen Klopp. Das ist das Wichtigste. Sie haben die Chance, noch in die internationalen Ränge zu kommen. Borussia Dortmund bleibt der größte Gegner der Bayern in den nächsten Jahren."
Was passiert sonst noch?
Hamburgs Josef Zinnbauer hat einen frommen Wunsch: "Drei Punkte auf Schalke." Das ist als Trainer der drittschlechtesten Auswärtsmannschaft der Liga ganz schön gewagt. Zumal die Gelsenkirchener fünf ihrer bisher acht Heimspiele gewonnen haben, zweimal remisierten und nur einmal verloren. Aber gut, wann, wenn nicht zu Weihnachten, darf man träumen? Zinnbauer weiß aber selbst, dass das mit dem Auswärtssieg schwer werden könnte und baut daher schon einmal vor: "Die Welt geht auch nicht unter, wenn wir verlieren." Das wäre ja auch noch schöner, wenn bei jeder Niederlage des HSV - aber lassen wir das. Die Schalker ihrerseits wollen gerne auf einem Tabellenplatz bleiben, der am Ende der Saison zur Teilnahme an der Champions League berechtigt. Oder wie es Manager Horst Heldt formulierte: "Wir müssen noch einmal für 90 Minuten die Arschbacken zusammenkneifen und zusehen, dass wir mit einem Sieg in die Winterpause gehen." Und schon sind wir beim Topspiel. Das findet beim Tabellenfünften in Augsburg statt, zu Gast ist der Tabellendritte aus Mönchengladbach. Der FCA hat immerhin fünf seiner sieben Heimspiele gewonnen und möchte sehr gerne auf einem Europapokalplatz überwintern, was einer mittleren Sensation gleichkäme. "Wir müssen im letzten Spiel noch mal alles aus uns rausholen, um noch einmal Punkte zu holen", forderte Mittelfeldspieler Daniel Baier. Ein schönes Motto, das im Grunde für alle gilt. Also auch für die Partien Wolfsburg gegen Köln, Hertha gegen Hoffenheim und Freiburg gegen Hannover.
Wo wird's brisant?
Auch in Stuttgart stemmen sie sich gegen den Abstieg. Und das Interessante ist, dass der geschundene VfB mit einem Sieg gegen den SC Paderborn in der Tabelle am völlig zu Recht hochgelobten Aufsteiger vorbeiziehen kann. Was das bedeutet? Dass ab Platz zehn die halbe Liga bibbern muss und alle Mannschaften dort unten sehr eng beieinanderstehen. In Stuttgart haben sie nun entdeckt, dass die Unterstützung der Fans eine schöne Sache sein kann. Deswegen haben sie nach mittlerweile fünf Heimniederlagen in dieser Saison die Eintrittspreise für Kinder und Jugendliche gesenkt und hoffen nun am Samstag auf 52.000 Zuschauer im Neckarstadion - mindestens. Und Trainer Huub Stevens behauptet: "Die Atmosphäre im Stadion kann ein enges Spiel entscheiden. Man sagt ja nicht umsonst, dass die Zuschauer für eine Mannschaft der 12. Mann sein können." Da schmeißt sich aber einer an die Fans. Das kennt man sonst nur aus Dortmund. Aber schließlich gelte: "Wir können ein Spiel generell nur dann positiv gestalten, wenn wir alle an einem Strang ziehen."
Für welchen Trainer wird es eng?
Für Thomas Schaaf. Der anerkannte Verfechter des Offensivfußballs hält es nämlich nur noch schwer aus, dass die Frankfurter Eintracht unter seiner Regie zum Spektakellieferanten der Liga mutiert. Das sei ihm alles ein wenig zu viel, hatte er nach dem aufregenden 4:4 gegen die Berliner Hertha am Mittwoch gesagt, das gehe ihm an die Nerven. Andererseits haben wir nicht den Eindruck, als würde Schaaf mit der ihm innewohnenden Ruhe nicht auch das überstehen. Zumal er ein "Phänomen" in seiner Mannschaft hat, wie Rudi Völler sagte, Sportchef der Leverkusener, die am Samstag gegen die Eintracht antreten. Wen er damit meinte? Alexander Meier, den mit zwölf Treffern erfolgreichsten Torschützen der Liga. "Meier ist ein Schleicher, den man oft eine Viertelstunde gar nicht sieht - aber mit der seltenen Gabe, dann immer am richtigen Fleck zu stehen und eiskalt zuzuschlagen. Er weiß genau, wie er sich zu bewegen hat, immer brandgefährlich, kopfballstark - da müssen wir aufpassen." Zur Erinnerung: Völler war früher auch Stürmer. Und Meier hatte übrigens nach seinen zwei Toren in der Nachspielzeit gesagt: "Ich war heute eigentlich richtig schlecht."
Wer spielt das beste Phrasenschach?
"Er ist maximal einsichtig und als ganz junger Kerl falsch abgebogen." Trainer Jürgen Klopp weiß, dass er Marco Reus noch braucht.
Quelle: ntv.de