Fußball

6 Dinge, die wir gelernt haben Guardiola macht ein Foto, der BVB Quatsch

Jürgen Klopp erklärt Marcel Schmelzer, wie zufrieden genau er mit dessen Abwehrverhalten war.

Jürgen Klopp erklärt Marcel Schmelzer, wie zufrieden genau er mit dessen Abwehrverhalten war.

(Foto: imago/Jan Huebner)

Der Spitzenreiter genießt die Klassenfahrt nach München, der BVB verzweifelt an seinen Patzern in der Abwehr, der SC Freiburg meckert sich um Kopf und Kragen. Und der HSV? Trifft auch am 5. Bundesliga-Spieltag nicht das Tor. Rekord!

1. Auch Spitzenreiter gehen mal unter

Was einige Medien ironisch bis staunend als "Spitzenspiel" ankündigten, geriet zu einer Klassenfahrt mit sportlichem Teil. Nach München fahren, die Allianz Arena bestaunen, 0:4 verlieren, ab auf die Wiesn. "Einfach nur geil" fand das Paderborns Abwehrspieler Daniel Brückner, nur den verletzten Franck Ribéry hätte er schon noch gern gesehen. "Ein tolles Erlebnis" war es für SC-Trainer André Breitenreiter, der seinen Kollegen vom FC Bayern noch um ein gemeinsames Foto bat. Es sei schließlich "eine Ehre, neben Josep Guardiola sitzen zu dürfen". Die so umschmeichelten Bayern besorgten den Paderbornern sogar Plätze in einem Wiesn-Zelt. Warum auch nicht, so nette Gäste hatten sie ja lange nicht in München. Zwar hatten die Paderborner ein paar Minuten lang frech nach vorn gespielt, sich dann aber ihrem Schicksal ergeben und Schadensbegrenzung betrieben. Immerhin haben sie es versucht, manche Vereine sind ja dazu übergegangen, in München abzuschenken, man denke nur an Eintracht Frankfurt in der vergangenen Saison. Keine abwegige Überlegung, schließlich haben die Bayern von ihren letzten 20 Heimspielen 18 gewonnen, bei einem Remis und einer Niederlage. Und vielleicht hat sich André Breitenreiter gedacht: Wenn wir schon verlieren, motiviere ich meine Jungs wenigstens. Wer in die leuchtenden Augen der Paderborner schaute, sah: Die wollen unbedingt wiederkommen. Aber nicht gegen 1860 München.

2. Motivation ist nicht alles

"Der HSV macht ein starkes Spiel", dieser Satz ist wirklich gefallen, der "Sky"-Kommentator sprach diese Worte, die wir in dieser Konstellation nie und nimmer für möglich gehalten hatten, er schien sich selber zu wundern, der HSV wird doch nicht, und deswegen setzte er hinterher: "Und das gefällt den Gladbachern, wenn das andere Team hier das Spiel macht." Das war in Minute 16. Keine zehn Minuten später lag der HSV hinten. Alles ging seinen gewohnten Gang: Die Hamburger schossen kein Tor. Damit stellten sie den Start-Negativrekord des VfL Bochum aus der Saison 1979/80 ein. "Wir haben gekämpft und sind gerannt, wir haben alles probiert. Aber wir müssen auch mal mehr nach vorne spielen", jammerte HSV-Kapitän Johan Djourou.

Selbst wenn sie nach vorne spielen wollten - wohin denn? Pierre-Michel Lasogga entwickelt plötzlich eine Tendenz zum Verschwinden, zu spät wechselte Trainer Joe Zinnbauer Artjom Rudnevs ein. Schon stellt sich die Frage: Verpufft der Trainerwechsel? Vor fünf Tagen, nach dem 0:0 gegen den FC Bayern, priesen die Spieler noch die Motivationskünste des bisherigen U23-Trainers. Entweder das reicht gegen einen alarmierten Taktikfuchs wie Lucien Favre einfach nicht aus oder Zinnbauer hat seine Ansprache mit diesem Musikstück untermalt. Wie dem auch sei, nun wartet die Eintracht aus Frankfurt. Und da kommt uns noch ein Lied aus der Folterkammer der Musikgeschichte in den Sinn: "Wenn nicht jetzt, wann dann?"
 

3. Dem BVB fehlt es an Stabilität

Da versteh einer diesen BVB. Okay, dass die Schwarzgelben nach einem gelungen Auftritt in der Champions League das nächste Spiel in der Bundesliga verhauen, sind wir gewohnt. So geschehen mal wieder am Wochenende, beim 0:2 in Mainz. Nun aber kam der noch sieglose VfB Stuttgart ins Westfalenstadion. Der brachte das Kunststück fertig, den ganzen Tag zu den Meldungen über die Entlassung von Sportvorstand Fredi Bobic zu schweigen, um sie dann keine Stunde vor Anpfiff zu bestätigen. Högschd professionell, würde ein ehemaliger VfB-Trainer wohl sagen.

Der BVB brachte in der torlosen ersten Halbzeit nichts zustande, das kann passieren. Nicht passieren sollten aber die zwei Gegentore, die Trainer Jürgen Klopp frei heraus als "Quatsch" bezeichnete - und wer wollte ihm da widersprechen? Der BVB daddelt im eigenen Strafraum rum, Ciro Immobile hebt das Abseits auf, 0:1. Marcel Schmelzer bugsiert eine harmlose Hereingabe des VfB ohne Not in die Beine des nächstbesten Stuttgarters, 0:2. Weltmeister Mats Hummel reagierte genervt: "Die defensive Stabilität fehlt, das ist ganz klar. Wir haben bereits neun Gegentore nach fünf Spielen, das ist ein schlechter Wert. Wir müssen das als Mannschaft besser verteidigen." Es ist nur der offensiven Wucht zu verdanken, dass Dortmund nicht mit zwei Niederlagen in Serie zum Derby in die "verbotene Stadt" fährt. Die Schalker sind nach dem willensstarken 3:0 in Bremen laut Torwart Ralf Fährmann "ab sofort heiß auf den BVB". Mit einem Sieg kann S04 die Derby-Bilanz auf 30:30 ausgleichen. Harte Zeiten für Jürgen Klopp und sein Team.

4. Leverkusen kann auch langweilig

Das Flutlicht hätte es nicht mehr gebraucht. Um 20.37 Uhr erleuchtete ein Blitz die BayArena taghell, der Donner erschreckte Fans, Spieler und Schiedsrichter Guido Winkmann, der das Spiel zwischen Leverkusen und Augsburg unterbrach. "Stellen Sie sich vor, ein Spieler wird vom Blitz getroffen. Das mag man sich gar nicht vorstellen", sagte Winkmann anschließend. Im Kabinengang erörterten die Verantwortlichen einen Notfallplan. Eine Möglichkeit: Die Halbzeitpause sieben Minuten vorziehen, dann sieben Minuten spielen und sofort die Seiten wechseln und weitermachen. Der Fußball-Wettergott erlaubte dann aber doch den Wiederanpfiff - warum auch immer. Bayer und Augsburg boten ein Duell auf überschaubarem Niveau, das sich auch nach der Gewitterpause nicht besserte. Immerhin kann nun niemand mehr Roger Schmidt nachsagen, dass er sein Team auf Gedeih und Verderb in die Offensive schicken würde. Der Achterbahn-Trainer kann auch langweilig. Schade.

5. Der Kölschenaccio ist überwindbar

"Jetzt ist endlich mal Schluss mit dem Nullgerede", kommentierte Kölns Timo Horn mit säuerlicher Miene sein erstes Gegentor als Bundesliga-Torwart. Nach nur fünf Minuten beendete Hannovers Joselu den Nimbus der Unbezwingbarkeit. Das Ende des Hypes um seinen Rekord war immerhin etwas Positives, das Timo Horn dem Gegentreffer abgewinnen konnte. Aber eben auch das Einzige. "Unfassbar, dass wir mit leeren Händen nach Hause fahren. Mindestens ein Punkt wäre verdient gewesen, in der zweiten Halbzeit war es ein Spiel auf ein Tor", sagte Horn weiter. Tatsächlich spielte in der zweiten Halbzeit quasi nur noch der FC, hatte zeitweise einen Ballbesitz von 70 Prozent. Nur, was nutzt es, wenn man sich kaum Torchancen erarbeiten kann? "Wir können Fußball spielen, aber wir müssen kühler und cleverer werden", kommentierte Sportdirektor Jörg Schmadtke. "Ich gehe hier mit dem Gefühl raus, dass es eine unglückliche Niederlage war." Jetzt haben die Kölner den FC Bayern vor der Brust - und vielleicht auch das nächste "Nullgerede". Nur müssen sich dann die Stürmer damit herumärgern.

6. 90 Minuten sind so langsam mal genug

Jedenfalls für den SC Freiburg. Zum zweiten Mal binnen fünf Tagen gaben die Breisgauer einen Sieg noch in der Nachspielzeit aus den Händen. Der Tabellen-Fünfzehnte selbst würde es vermutlich etwas anders formulieren: Die Siege wurden ihnen entrissen. Von den Referees. Am Freitag gegen die Hertha ließ Florian Meyer sechs Minuten nachspielen, Ronny traf mit der letzten Aktion zum 2:2.

In Sinsheim führten die Freiburger 3:2, als Thorsten Kinhöfer erst Vladimir Darida vom Platz stellte und dann die Nachspielzeit auf vier Minuten ansetzte. Jannik Vestergaard traf in der 90. +3. SC-Kapitän Julian Schuster meinte daraufhin, sein Team habe "lange genug die Klappe gehalten. Aber irgendwann ist genug. Das ist nicht das erste Mal, dass der uns so ein Spiel pfeift." Weil man aber mit Kinhöfer angeblich nicht reden könne, stellte Schuster seine Fragen rhetorisch: "Warum Rot? Warum vier Minuten Nachspielzeit? Wie kann man so Einfluss auf das Spiel nehmen?" Zumindest die erste Frage beantworten unsere Kolumnisten von "Collinas Erben". Gern geschehen, Herr Schuster.

Quelle: ntv.de

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