Fußball

Sommermärchen-Prozess um WM 2006 Günter Netzer schafft es doch noch, vor Gericht auszusagen

Ob Günter Netzer Licht ins Dunkel bringt?

Ob Günter Netzer Licht ins Dunkel bringt?

(Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Das Rätsel um die 6,7 Millionen Euro im Skandal um die Sommermärchen-WM 2006 ist noch immer ungelöst. Auch der frühere DFB-Präsident Reinhard Grindel berichtet im Prozess, dass er nichts weiß, obwohl er sich bemüht habe. Demnächst soll endlich Günter Netzer in den Zeugenstand treten.

Günter Netzer wird nun doch beim Sommermärchen-Prozess vor dem Frankfurter Landgericht aussagen. Dies kündigte die Vorsitzende Richterin Eva-Marie Distler am 18. Verhandlungstag an. "Voraussichtlich im Februar per Videoschalte, weil die Schweizer Rechtshilfe leisten werden", sagte sie.

Der in der Schweiz lebende Netzer, einstiger Fußballstar und Vertrauter des verstorbenen Franz Beckenbauer sowie Geschäftsmann, sollte ursprünglich schon im vergangenen Mai als Zeuge vernommen werden. Sein Anwalt hatte es damals abgelehnt, dass Netzer nach Frankfurt reist. Der heute 80 Jahre alte Weltmeister von 1974 hatte einst im Auftrag des inzwischen gestorbenen französischen Geschäftsmanns Robert Louis-Dreyfus auf die Rückzahlung eines Darlehens in Höhe von 10 Millionen Schweizer Franken gedrängt, das im Mittelpunkt des Prozesses steht.

Im Sommermärchen-Prozess um die Geldflüsse rund um die Fußball-WM 2006 trat dieses Mal Reinhard Grindel auf. Der 63-Jährige aus Rotenburg war von 2016 bis 2019 DFB-Präsident. Bei der Beweisaufnahme schilderte er viele Details aus der Zeit, als er noch Schatzmeister war und der Verdacht einer gekauften WM auftauchte, und wie er um Aufklärungsversuche bemüht war.

Neben Netzer soll auch Ex-FIFA-Boss aussagen

"Mir ging es immer um das Thema: Was ist mit dem Geld gemacht worden - und da sind Sie meine letzte Hoffnung", sagte Grindel zur Richterin. Erhellendes zum Verbleib der ominösen 6,7 Millionen Euro konnte der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete nicht beitragen. "Ich bin dreimal vom WM-OK Katar eingeladen worden, um dorthin zu kommen. Ich habe dreimal die Reise zugesagt unter der Bedingung, mit Mohamed bin Hammam reden zu können. Ich wollte alles versuchen, um zu gucken, wie weit man kommt", sagte Grindel: "Alle dreimal ist das abgelehnt worden. Ich habe als Präsident versucht, zu gucken, ob man der Wahrheit näher kommt."

Grindel sagte als zweiter von drei ehemaligen DFB-Präsidenten aus. Vor ihm war Fritz Keller an der Reihe. Nächster Zeuge am 30. Januar ist wie bereits angekündigt der frühere DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, der über den Sommermärchen-Skandal stolperte und 2015 gehen musste. Außerdem soll der ehemalige Beckenbauer-Manager Marcus Höfl aussagen. Erkenntnisse verspricht sich das Gericht auch vom früheren FIFA-Präsidenten Joseph S. Blatter. Er soll wie Netzer im Februar per Videoschalte vernommen werden.

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In dem Anfang März 2024 eröffneten Prozess mussten sich ursprünglich die drei ehemaligen DFB-Spitzenfunktionäre Niersbach, Theo Zwanziger und Horst R. Schmidt wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung in einem besonders schweren Fall verantworten. Die drei Beschuldigten haben den Vorwurf stets strikt zurückgewiesen. Das Verfahren gegen Niersbach wurde mittlerweile gegen eine Geldauflage von 25.000 Euro eingestellt, das gegen den ehemaligen DFB-Generalsekretär Schmidt bereits im Juni aus gesundheitlichen Gründen abgetrennt.

Hintergrund ist eine im April 2005 erfolgte Zahlung des DFB in Höhe von 6,7 Millionen Euro an den Weltverband FIFA, die in der Steuererklärung für das Jahr 2006 nach Ansicht der Staatsanwaltschaft unzulässigerweise als Betriebsausgabe angegeben wurde. Dadurch seien Steuern in Höhe von rund 13,7 Millionen Euro hinterzogen worden.

Quelle: ntv.de, tsi/dpa/sid

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