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"Bisschen mehr Risiko"Manuel Neuer weist Schuld nach Bayern-Pleite von sich

27.11.2025, 09:20 Uhr
26-11-2025-Fussball-UEFA-Championsleague-2025-2026-Vorrunde-5-Spieltag-FC-Arsenal-FC-Bayern-Muenchen-im-Emirates-Stadion-London-England-Nach-einem-Fehler-von-Torwart-Manuel-Neuer-li-FC-Bayern-Muenchen-schiebt-Gabriel-Martinelli-FC-Arsenal-zum-3-1-ein
Da kann Manuel Neuer dem 1:3 nur noch hinterherschauen. (Foto: IMAGO/MIS)

Manuel Neuer soll unbedingt zurück ins DFB-Tor - so fordern es viele Experten. Ob diese nach der Niederlage des FC Bayern beim FC Arsenal in der Champions League ihre Meinung ändern? Der Torhüter erlebt schließlich einen gebrauchten Abend.

Wenn der Torhüter rauskommt, muss er den Ball haben. Eine fußballerische Weisheit, die natürlich auch Manuel Neuer kennt. Einzig, er hielt sich beim Gipfeltreffen in der Champions League beim FC Arsenal nicht an sie. Im Gegenteil: Der Torwart des FC Bayern war weit aus dem Tor gekommen, versuchte, einen Konter zu entschärfen, das aber misslang. Stattdessen kassierte Neuer das spielentscheidende 3:1 von Gabriel Martinelli (77.). Es war nicht der erste Patzer von Neuer an diesem denkwürdigen Abend - der mit der ersten Saisonniederlage für sein Team endete.

"Wenn du zurückliegst, ist es einfach so, dass man ein bisschen mehr Risiko gehen muss", sagte Neuer über die Szene. "Der Pass ist gut, er kommt nicht so richtig in die Tiefe. Ich habe gesehen, dass Martinelli ein bisschen schneller ist als Jo (Kimmich, Anm.d.Red.) und dass es zu einem Eins-gegen-eins und einer Großchance kommen würde, das war mir schon klar."

Er habe daher versucht, die Situation vorher "zu beseitigen, aber er nimmt den Ball gut zur Seite mit, der Touch war gut - und ich komme da nicht mehr hin. Wobei ich wusste, dass ich großes Risiko gegangen bin." Fazit also, aus Neuers Sicht: kann passieren.

"Chaos kannst du nicht verteidigen"

Beinahe gar die Schuld beim Gegner hatte der 39-Jährige zuvor gesehen. Und zwar beim 0:1, das Jurrien Timber per Kopf nach einer Ecke erzielt hatte (22.). Der Ball war an Neuers Händen vorbei ins Tor geflogen, er war zuvor aber vom Niederländer angerempelt worden, danach blieb ihm aber noch rechtzeitig wieder genug Bewegungsfreiheit. Sportvorstand Max Eberl nannte das Verhalten der bei Standardsituationen sehr erfolgreichen Arsenal-Profis "Chaos, und Chaos kannst du nicht verteidigen".

Neuer erklärte: "Er bringt mich natürlich aus der Balance, das ist klar, und dann habe ich eine andere Position, als ich gerne gehabt hätte und komme vorne nicht mehr so hin." Die Bayern hätten gern ein Foul gepfiffen gehabt, das passierte jedoch zu recht nicht. So sah es auch DAZN-Experte Michael Ballack: "Für mich zu wenig für ein Foulspiel, ein normaler Zweikampf, nicht strafwürdig."

Hätte er sich anders verhalten können? "Ich bin kein Torwart, der sich hinschmeißt auf den Boden, vielleicht hätte das geholfen in der Situation", sagte Neuer und ergänzte mit Blick auf den Schiedsrichter: "Aber da gab es jetzt keine Kritik von meiner Seite nach dem Spiel."

Patzer gegen das WM-Gerede?

Es sind zwei von drei Gegentoren, an denen Neuer mindestens eine Mitschuld trägt. Schon gegen den 1. FC Union Berlin hatte Neuer nicht gut ausgesehen, als er einen eigentlich ungefährlichen Abschluss von Danilo Doekhi durch die Beine rutschen ließ - und so das 0:1 kassierte. In der Folge mussten die Münchner beim 2:2 den ersten Punktverlust der Saison hinnehmen.

Es sind Patzer, die die Diskussion crashen, ob Neuer nicht ins Tor der Nationalmannschaft zurückkehren soll. Für die WM 2026 werde er dringend gebraucht, so die Befürworter der Idee. Schließlich sei kein anderer deutscher Keeper so gut wie der Weltmeister von 2014. Der war nach der Europameisterschaft im Vorjahr allerdings aus dem DFB-Team zurückgetreten. Marc-André ter Stegen hatte Neuer danach als Nummer eins beerbt, sich dann aber zunächst am Knie verletzt und später einer weiteren Rücken-OP unterziehen müssen. Bei seinem Verein FC Barcelona ist er außen vor, zuletzt kehrte er aber immerhin wieder ins Training zurück. Aktuell hütet Oliver Baumann von der TSG Hoffenheim das deutsche Tor.

Neuer aber hat weiter viele Unterstützer. Zuletzt sprach sich Bayern-Sportvorstand Max Eberl für eine Rückkehr seines Torhüters ins DFB-Team aus: "Er ist der beste Torwart Deutschlands! Wir sind unglaublich froh, dass wir mit ihm verlängert haben und er gesund ist. Ihm helfen die Urlaube, wenn Länderspielpausen sind. Aber: Er brennt total", sagte Eberl der "Sport Bild".

Zuvor hatten sich zahlreiche Experten wohlwollend geäußert, darunter Lothar Matthäus, Matthias Sammer, Uli Hoeneß und die Ex-Bundestrainer Joachim Löw sowie Jürgen Klinsmann. "Wenn Manuel weiterhin auf diesem allerhöchsten Niveau spielt, wie wir es zuletzt gesehen haben und seit vielen Jahren kennen, bin ich mir sicher, dass Julian Nagelsmann das im Blick hat", hatte Löw im Oktober der "Bild am Sonntag" gesagt. Matthäus hatte Neuer weiterhin "Weltklasse" attestiert.

Neuer selbst hatte bereits im September versucht, die Spekulationen zu unterbinden. "Fakt ist, dass ich mich ja dafür entschieden habe, nicht mehr für die Nationalmannschaft zu spielen", hatte er bei Sky gesagt. Auf die Nachfrage, ob es definitiv bei dieser Entscheidung bleibe, antwortete er ohne zu zögern: "Ja." Womöglich hat er mit seinen Patzern nun unfreiwillig dazu beigetragen, dass die Rufe nach ihm etwas leiser werden.

Quelle: ntv.de, ara/sid/dpa

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