Fußball

DFB mit Zeitspiel bei Traineramt Mit "Herzensangelegenheit" hilft Hrubesch aus der Patsche

Hrubeschs Leben ist aufm Platz.

Hrubeschs Leben ist aufm Platz.

(Foto: picture alliance / Eibner-Pressefoto)

Horst Hrubesch ist zurück bei "seinen" Frauen. Einige Mitglieder des DFB-Teams hat er bereits 2018 trainiert, mit vielen besteht der Kontakt. Der 72-Jährige hilft dem Verband - und auch den Spielerinnen, für die die unklare Situation um die Bundestrainerin zermürbend ist.

Ein Idol für alle (Not-)Fälle: Horst Hrubesch hilft den Fußballerinnen wieder einmal aus der Patsche und verschafft dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) in der zermürbenden "MVT-Frage" wertvolle Zeit. Durch die Berufung des beliebten wie ebenso erfahrenen 72-Jährigen zum Interimstrainer der strauchelnden Frauen-Nationalmannschaft kann der Verband in Ruhe an einer dauerhaften Lösung arbeiten.

"Ich musste bei der Anfrage nicht lange überlegen", kommentierte Hrubesch sein erneutes Engagement als Übergangslösung an der Seitenlinie des zweimaligen Welt- und achtmaligen Europameisters: "Für mich ist es eine Herzensangelegenheit." Dank der Zusage des Sympathieträgers kann der DFB seinen Plan einhalten. Demnach soll erst in der Folge einer Rückkehr der seit Wochen erkrankten Martina Voss-Tecklenburg die Analyse des zurückliegenden WM-Debakels weiterbetrieben und über die Zukunft der Bundestrainerin beraten werden. Der DFB betonte, Hrubeschs Einsatz erfolge "bis auf Weiteres" und "mit Blick auf die hoffentlich weiter voranschreitende Genesung" Voss-Tecklenburgs "sowie unter Berücksichtigung der sportlichen Entwicklung".

Voss-Tecklenburg bald Sportdirektorin?

Der Verband kann sich schwerlich erlauben, seine kranke Bundestrainerin ihres Amtes zu entheben - auch wenn zuletzt mehrfach über deren angeblich verlorenen Rückhalt in der Mannschaft spekuliert worden war. Voss-Tecklenburg soll die Chance zur Aufarbeitung des Scheiterns in der WM-Vorrunde gegeben werden. Zuletzt wurde zudem berichtet, Voss-Tecklenburg könne als Sportdirektorin weitermachen.

Grundsätzlich bleibt die Lage also delikat. Denn neben den Personalfragen stehen überaus wichtige Aufgaben an. "Wir werden zusammen versuchen, uns in den verbliebenen Spielen der Nations League eine gute Ausgangsposition für die Olympia-Qualifikation zu erarbeiten", sagte Hrubesch, der mit der bisherigen Co-Trainerin Britta Carlson eng zusammenarbeiten soll: "Wir kennen und schätzen uns. Und Britta kennt das Team."

Hrubesch selbst kennt sich beim DFB glänzend aus, schließlich war er 2017 übergangsweise Sportdirektor und zudem Trainer der Männer-U21 beim EM-Triumph 2009. Er hat auch das Frauen-Nationalteam schon betreut, 2018 war das, und recht erfolgreich: Er gewann als Nachfolger von Steffi Jones neben einem 0:0 gegen Spanien alle weiteren sieben Spiele und löste das Ticket für die WM 2019. Danach sprachen Nationalspielerinnen immer wieder sehr positiv über ihn. Bei Hrubesch lerne man "für sein Spiel, aber auch fürs Leben. Wir schätzen ihn alle sehr", hatte Lina Magull vom FC Bayern gesagt.

Für Tabea Kemme ist Hrubesch die richtige Wahl. "Mit seiner ruhigen und empathischen Art ist er ein vertrauensvoller und kommunikativer Coach. Genau das, was die Spielerinnen nach der zerfahrenen Zeit zuletzt brauchen", sagte die Olympiasiegerin bei t-online. Hrubesch hatte vor dem WM-Debakel der Deutschen Presse-Agentur erzählt: "Ich fühle mich sehr verbunden mit den Mädels. Bis auf zu den ganz jungen Spielerinnen habe ich eigentlich noch zu allen Kontakt, der ist nie abgerissen und bleibt für immer."

Wenig Zeit für Einarbeitung

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Hrubesch wird seine Aufgaben beim Hamburger SV als Direktor des Nachwuchsleistungszentrums zwischen den DFB-Lehrgängen weiterführen. "Für uns ist es selbstverständlich, dass wir den DFB und das Frauen-Nationalteam unterstützen", sagte HSV-Vorstand Jonas Boldt. "Horst wird von uns alle Rückendeckung erhalten, damit die deutsche Auswahl erfolgreich spielen und das Olympia-Ticket buchen kann."

Zeit bleibt Hrubesch wenig, er wird sich umgehend in die Arbeit stürzen. "Die Vorbereitung beginnt jetzt", sagte er. In der Nations League geht es bald Schlag auf Schlag: gegen Wales (27. Oktober), in Island (31. Oktober), gegen Dänemark (1. Dezember) und in Wales (5. Dezember). Für seine Spielerinnen war die Unklarheit zermürbend. "Es muss eine Lösung gefunden werden", forderte unter anderem Mittelfeldspielerin Lena Lattwein nach dem jüngsten 4:0 gegen Island. Der Sieg hatte die Hoffnung auf die Olympia-Teilnahme 2024 in Paris erhalten. Diese Hoffnung soll Hrubesch nun schüren.

Quelle: ntv.de, ara/sid/dpa

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