Fußball

Kroos' Real leidet und gewinnt RB Leipzig hadert mit Tor-Klau, Geniestreich und sich selbst

RB Leipzig hatte kein Glück.

RB Leipzig hatte kein Glück.

(Foto: picture alliance/dpa)

Gegen Real Madrid liefert RB Leipzig einen großen Kampf ab. Äußerst unglücklich verliert der Fußball-Bundesligist das Hinspiel in der Champions League. Am Ende wird viel debattiert: vor allem über den Schiedsrichter.

Eigentlich hatte Marco Rose das nicht vor. Er wolle auf keinen Fall eine Schiedsrichterstory daraus machen, sagte der Trainer von RB Leipzig nach der unglücklichen 0:1-Niederlage gegen Real Madrid. Es gibt nur ein Problem: Es ist kaum möglich, das nicht zu machen. Denn das Gespann um den bosnischen Offiziellen Irfan Peljto hatte den 45.028 Menschen in der Leipziger Red Bull Arena ein Mysterium präsentiert, das so nicht lösbar ist.

Dabei war die Bühne bereit für einen großen Champions-League-Abend. Für eine Heldengeschichte in der Heldenstadt. Achtelfinalhinspiel - dann auch noch gegen Real Madrid, den 14-fachen CL-Sieger. Und RB, das erst 2009 gegründet wurde, konnte sich sogar auf seine kurze Geschichte berufen. Erst vor 14 Monaten hatten die Leipziger die Königlichen besiegt, damals zwar in einem unwichtigen Gruppenspiel - aber egal. Und: Noch nie schied es gegen ein spanisches Team aus (Nun, es waren bisher auch nur sechs CL-Teilnahmen).

Schon der Beginn war vielversprechend, dass diese Serie auch weiter halten könnte. Die Choreografie der RB-Fans war noch gar nicht wieder verstaut, da brannte schon nach 1:36 Minuten das erste Mal großer Jubel im ehemaligen Zentralstadion auf. Die erste Leipziger Ecke faustete Real-Keeper Andriy Lunin nicht weit genug weg. Der Ball fiel Xaver Schlager an der Sechzehnerkante vor die Füße. Der nahm ihn per Dropkick und bugsierte den Ball über Lunin hinweg an die Fünfmeterkante. Dort köpfte Benjamin Sesko ins leere Tor und jubelte - am Ende vergeblich.

"Was hat man eigentlich verbrochen?"

Nur, warum eigentlich vergeblich? Nicht nur die Protagonisten rätselten darüber. Sesko stand weder im Abseits noch gab es ein Foul. Der Assistent hob trotzdem die Fahne, der VAR bestätigte die Fehlentscheidung auch noch. Am Ende soll ein Leipziger den Real-Keeper behindert haben, der wiederum den Ball ohnehin gar nicht hätte erreichen können. "Im Endeffekt fragt man sich dann: Was hat man eigentlich verbrochen, dass man am Ende dieses Tor nicht zugesprochen bekommen hat?", sinnierte der verärgerte Sportvorstand Rouven Schröder später.

So bleibt es eine hypothetische Frage: Was wäre nur ohne diese absurde Fehlentscheidung passiert? Vielleicht wäre es mit dem frühen 1:0 ein ähnliches Spiel geblieben, vermutete RB-Trainer Rose. Denn viel besser hätte RB das kaum machen können. Die konternden Leipziger stressten die angeschlagene Real-Abwehr gehörig, die ohne ihre Stammkräfte um rund um DFB-Star Antonio Rüdiger und David Alaba arg unsicher und anfällig wirkte.

"Wir haben heute leiden müssen", gab auch Real-Coach Ancelotti zu. Die Madrilenen vermissten nicht nur den verletzten Jude Bellingham, sondern auch jede Dynamik im Offensivspiel. Gerade in der ersten Hälfte konnte Flügelstürmer Vinícius Jr. sein Tempo nur selten ausspielen - vor allem, weil ihm immer zwei RB-Spieler auf den Füßen standen.

Daran konnte auch Toni Kroos nichts ändern, dem die Rückkehr zur DFB-Elf wohl offen steht. Er steuerte die Angriffsbemühungen der Madrilenen wie ein Quarterback: Mal mit seinen Pässen, mal bestimmte er per Handzeichen, wohin der Ball gespielt werden sollte. Ihm zur Seite waren Eduardo Camavinga und Federico Valverde gestellt. Sie glichen das aus, was Kroos fehlte - denn bei den flinken Leipziger Offensivkünstlern kam der 34-Jährige nicht immer hinterher.

Ein Geniestreich

Und wer weiß, vielleicht wäre dieses Spiel auch mit 0:0 zu Ende gegangen - wenn Real Madrid eben kein Topteam wäre. Denn solche Mannschaften zeichnet aus, dass es am Ende doch noch Einzelkünstler gibt, die für besondere Momente sorgen. So war es Brahim Díaz, der Bellingham-Vertreter, der sich unmittelbar nach der Halbzeit (49. Min) ein Herz fasste und einfach losdribbelte.

Ancelotti schilderte später, wie er hoffte, dass Díaz auf seinem Weg das Spielgerät nicht vertändelt. "Er hat den Ball nicht verloren, sondern das Tor gemacht", sagte der Real-Trainer und schob noch ein "fantastisch" hinterher. Denn das war es tatsächlich. Der Spanier ließ einen Leipziger nach dem anderen stehen: erst David Raum, dann Xavi Simons, Xaver Schlager und am Ende auch Abwehrchef Willi Orban, um das Spielgerät dann auch noch von der Sechzehnerkante ins Tor zu schlenzen.

Mit dem Geniestreich gab sich RB jedoch nicht geschlagen. Es wurde wilder, hektischer, zerfahrener. Dafür sorgte auch Schiedsrichter Peljto, der sich noch die ein oder andere kleinere Fehlentscheidung leistete. Jedoch konnte sein Gespann nichts dafür, dass weder Sesko noch Simmons oder Amadou Haidara ihre Chancen nutzten.

"Fußball ist ein Ergebnissport", resümierte der niedergeschlagene Schlager, "und wir verlieren halt mit 0:1." Es ziehe sich durch die vergangenen Wochen, sagte er: "Am Ende hat der Gegner ein Tor mehr geschossen aus wenig Chancen - und wir keins aus vielen." Schon in der Bundesliga war es das Problem: In diesem Jahr gab es erst einen Sieg - von möglichen 15 Punkten holte Leipzig nur 4. RB droht mittlerweile, die Königsklasse zu verpassen.

"Haben Real Probleme bereitet"

Mehr zum Thema

Die ansehnliche Leistung, sie wurde von Debatten überschattet: der Schiedsrichter und die Chancenverwertung. Und dennoch, der Traum vom Viertelfinale lebt weiterhin. "Wir haben Real Probleme bereitet, das nehmen wir ins Rückspiel mit", sagte Rose. "Wir fahren dahin, um auch als Mannschaft den nächsten Entwicklungsschritt zu gehen", sagte er. "Wir werden das aufsaugen, das mitnehmen. Wir wollen uns dort auf jeden Fall zeigen." Man werde versuchen, der schwierigst mögliche Gegner zu sein.

Und was den Schiedsrichter angeht? Am Ende hatte der RB-Trainer auch noch aufmunternde Worte für den Bosnier. "Es war sein erstes K.-o.-Spiel, vielleicht war er ein bisschen aufgeregt", sagte Rose, "dementsprechend wünsche ich ihm, dass er es beim nächsten Mal besser macht." Nur ist es unwahrscheinlich, dass es ein nächstes Mal gibt.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen