Fußball

"Fehlt an Inhalt und Struktur" Sammer lässt kein gutes Haar an DFB-Taskforce

Sammer ist nicht nur beim BVB unzufrieden, der DFB ärgert ihn immens.

Sammer ist nicht nur beim BVB unzufrieden, der DFB ärgert ihn immens.

(Foto: IMAGO/MIS)

Matthias Sammer ist Mitglied der DFB-Taskforce, die nach dem WM-Debakel von Katar gegründet wird. Doch zufrieden ist er ganz und gar nicht, das bringt er deutlich zum Ausdruck. Geht es nach dem früheren Nationalspieler, fehlt es an fast allem im deutschen Fußball.

Der frühere Nationalspieler Matthias Sammer hat seine Unzufriedenheit mit der Arbeit in der nach dem WM-Debakel vom Deutschen Fußball-Bund installierten Taskforce deutlich zum Ausdruck gebracht. "Der Arbeitsnachweis nach einem Dreivierteljahr ist die Installierung von Rudi Völler und Hannes Wolf. Das ist in meinen Augen ein bisschen wenig", sagte der einstige DFB-Sportdirektor im Interview der "Süddeutschen Zeitung": "Was bisher beschlossen wurde, ist zu wenig. Es fehlt an Inhalt und Struktur, und es fehlt vor allem ein Anführer."

Als Konsequenzen aus dem Vorrunden-Aus bei der WM in Katar und der Trennung von Direktor Oliver Bierhoff wurde Ex-Teamchef Völler übergangsweise zum Sportdirektor der A-Nationalmannschaft der Männer ernannt. U20-Trainer Wolf wurde zum Sportdirektor Nachwuchs, Training und Entwicklung befördert.

Ihm gehe der deutsche Fußball "emotional nahe", so Sammer. Deswegen engagiert er sich. Doch sein Urteil fällt drastisch aus: "Ich finde, wir sind in der größten Krise, die der deutsche Fußball in der jüngeren Vergangenheit erlebt hat." Er verdeutlichte: "Wir liegen am Boden. Schauen Sie sich die letzten Ergebnisse an! Auch wenn die U17 Europameister geworden ist - unsere A-Nationalmannschaft ist bei den drei letzten Turnieren früh ausgeschieden, wir können froh sein, dass wir uns für die nächste EM als Gastgeber nicht qualifizieren müssen. Dazu das Scheitern der U21 bei der Junioren-EM und jetzt das WM-Vorrunden-Aus der Frauen. Und was passiert? Nichts! Außer, dass wir jedem erklären, was alles schuld war."

Khedira "war mein Vorschlag"

Zudem zweifelt er die Aufgaben der Taskforce an: "Ich war ja vorher noch nie in einer Taskforce, aber nach meinem Verständnis heißt das: zeitlich begrenzt - und mit Entscheidungsgewalt. Deshalb dachte ich: Das ist okay. Bei der ersten Sitzung hieß es dann, dass es übrigens noch eine zweite Taskforce gibt und weitere Gremien. Da habe ich schon gedacht: Und was soll unsere Taskforce jetzt?", sagte Sammer. Neben ihm zählen auch weitere Fußballgrößen wie Hans-Joachim Watzke, Karl-Heinz Rummenigge, Oliver Kahn und Rudi Völler zu dem Expertenrat.

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Sammer machte zudem keinen Hehl daraus, dass er gerne Ex-Weltmeister Sami Khedira als starken Mann beim DFB gesehen hätte. "Sami war mein Vorschlag", verriet der frühere Dortmunder: "Der hat Qualitäten, die kannst du nicht lernen - die musst du haben. Er ist einfach ein Winner-Typ." Um den gebürtigen Stuttgarter an Bord zu holen, hätte sich Sammer sogar selbst verstärkt eingebracht: "Meine Idee war ein Modell mit Sami, Hannes Wolf und mir."

Zu einer Einigung zwischen Verband und Khedira ist es jedoch nicht gekommen. "Ich hatte nicht das Gefühl, dass der Verband einen starken Sportdirektor haben will", sagte Sammer: "Fakt ist: Der DFB braucht für den sportlichen Bereich sofort ein starkes Gesicht. Rudi Völler macht das gut, aber er soll und will ja auch gar nicht der starke Mann sein, der den deutschen Fußball in die Zukunft führt. Wir müssen doch jetzt schon im Blick haben: Was passiert ab dem Montag nach dem EM-Finale?"

Quelle: ntv.de, ara/dpa

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