Fußball

"Schockiert und fassungslos" Sammer sieht DFB als "Weltmeister im Ausredensuchen"

Matthias Sammer blickt skeptisch auf den deutschen Fußball.

Matthias Sammer blickt skeptisch auf den deutschen Fußball.

(Foto: Bernd Thissen/dpa)

Für die wichtigsten Nationalmannschaften des DFB enden die vergangenen Turniere allesamt im Desaster. Für Matthias Sammer ist die Auseinandersetzung mit dem Misserfolg ähnlich ärgerlich. Der ehemalige Nationalspieler findet deutliche Worte.

Matthias Sammer hat scharfe Kritik am Zustand des deutschen Fußballs angekündigt. "Ich werde mich früher oder später noch deutlicher zu Wort melden, denn der deutsche Fußball ist in meinen Augen in der größten Krise, seit ich denken kann. Wir sind maximal Weltmeister und Europameister im Ausredensuchen und darin, Erklärungen zu finden, warum es nicht funktioniert", sagte Sammer im Podcast "Phrasenmäher" der "Bild"-Zeitung, aus dem die "Sport Bild" Auszüge veröffentlichte. "Ich bin schockiert und fassungslos, wie man diese Riesenkrise schönredet, ohne dass man Verantwortung übernimmt."

Der Deutsche Fußball-Bund schlittert mit seinen wichtigsten Nationalmannschaften derzeit von einem Desaster ins nächste: Sowohl die Nationalmannschaft der Männer als auch das DFB-Team der Frauen scheiterte in der WM-Vorrunde, die U21 der Männer blieb bei der EM im Sommer erstmals überhaupt ohne Sieg und schied ebenfalls in der Vorrunde aus. Seine scharfe Kritik lässt Sammer unadressiert, persönlich Verantwortung hatte aus den Reihen des DFB nur Sportgeschäftsführer Oliver Bierhoff, der wenige Tage nach dem Vorrundenaus der Männer-Nationalmannschaft in Katar zurückgetreten war.

Gegner müssen "wieder Angst haben"

Der Europameister von 1996 machte deutlich, dass Deutschland für viele andere Nationen derzeit kein zu fürchtender Gegner ist. "Wir müssen nicht gleich wieder alles gewinnen, aber dass man da draußen aus sportlicher Sicht wieder Angst hat, gegen Deutschland zu spielen, weil man weiß, die zu schlagen ist fast unmöglich! - da müssen wir schnell wieder hinkommen. Das ist mein großer Wunsch!", sagte er.

Ob Sammer, der als TV-Experte und externer Berater von Borussia Dortmund weiterhin im Fußball aktiv ist, künftig selbst Verantwortung im deutschen Fußball übernehmen wird, ließ er im Gespräch offen. "Ich bin glücklich und zufrieden mit meinem Leben und habe gesagt, dass ich nicht mehr operativ tätig sein möchte. Das heißt nicht, dass man das "möchte" nicht korrigieren könnte, aber ich verspüre es aktuell nicht und merke, dass mir der Lebensabschnitt sehr guttut." Für den DFB war Sammer von 2006 bis 2012 als Sportmanager tätig, danach wurde der Sachse Sportvorstand beim FC Bayern München. Nach einem leichten Schlaganfall beendete Sammer sein Engagement beim Rekordmeister 2016.

Seit 2018 berät der ehemalige Weltklasselibero Borussia Dortmund. "Wir benötigen einen wie Matthias Sammer. Seine Analyse-Fähigkeit, seine Leidenschaft, seine Identifikation, seinen klaren Blick von außen", lobte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke zum Dienstantritt. "Unser Anspruch ist: Alles kritisch auf den Prüfstand zu stellen", sagte Watzke im April 2018. Er versprach sich "frischen Wind und hohe Kompetenz" sowie "eine unbequeme, aber von Vertrauen geprägte Diskussionskultur". Eine Rückkehr ins operative Geschäft hatte Sammer mehrfach abgelehnt.

Quelle: ntv.de, ter/dpa

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