"Letzten Monate nicht einfach" Voss-Tecklenburg meldet sich im DFB-Chaos zu Wort
24.10.2023, 18:23 Uhr
Gemeinsam mit ihrem Mann besuchte Voss-Tecklenburg Mitte Oktober ein Fußballspiel.
(Foto: picture alliance / Fotostand)
Die Verwunderung über die öffentlichen Auftritte von Martina Voss-Tecklenburg ist groß. Nicht beim Team, aber bei Zahnärzten bereit zum Vortrag. Krankgeschrieben ist sie allerdings nicht mehr, darüber klärt sie gegenüber ntv/RTL auf. Und zeigt den Weg auf für die dringend nötigen Gespräche.
Martina Voss-Tecklenburg hat sich in der Debatte um ihren "Erholungsurlaub" nun selbst zu Wort gemeldet. "Ich kann die erfreuliche Mitteilung machen, dass ich durch die Unterstützung sehr erfahrener und qualifizierter Ärzte und durch den Rückhalt in der Familie und dem Freundeskreis nunmehr fast wieder gesund und einsatzfähig bin", sagt die Bundestrainerin der Fußball-Nationalelf der Frauen gegenüber ntv/RTL. "Darüber bin ich natürlich sehr froh, da die letzten Monate nicht einfach für mich waren."
Voss-Tecklenburg war nach der desaströsen Weltmeisterschaft in Australien krankgeschrieben worden. Was ihr Mann Hermann Tecklenburg über ihren Gesundheitszustand erzählte, ließ auf Burn-out-Symptome schließen. Die WM habe "Martina sehr mitgenommen", wurde er zitiert. "Sie ist schon krank aus Australien wiedergekommen, sie war mental und körperlich angeschlagen." Gegenüber der "Bild" sagte er weiter: "Sie erholt sich jetzt bei uns im Garten, lässt es ruhig angehen, sie liest viel. Ich kümmere mich um sie. Dafür bin ich da." Auch ihren Posten im Aufsichtsrat von Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf hatte sie ruhen lassen. Die Analyse des WM-Debakels verzögert sich.
Nun erklärt sie die weiteren Schritte: "Wir haben jetzt dem DFB signalisiert, dass wir zu einer weiteren Analyse und Aufarbeitung der WM und vertrauensvollen Gesprächen über die weitere Art und Weise der Zusammenarbeit im Team bereit sind", so Voss-Tecklenburg. "Diesbezüglich sind wir in einem vertrauensvollen Austausch mit dem DFB und erwarten kurzfristig einen Termin, nachdem auch der Geschäftsführer Andreas Rettig wieder aus den USA zurückgekehrt ist." Auf Instagram schrieb die Bundestrainerin außerdem, sie noch nicht "zu 100%" fit.
Vorträge sorgen für Aufsehen
Das alles klingt sehr versöhnlich, nachdem seit Sonntag die Kritik auf sie einprasselt. Die Diskussion um ihre Person war aufgekommen, als bekannt wurde, dass die 55-Jährige seit Mitte Oktober zwei Vorträge gehalten hat. Zum einen beim "Forum Intelligentes Bauen" des Bundesverbandes Deutscher Fertigbau (BDF) in Bremen, zum anderen beim 64. Bayerischen Zahnärztetag. Dies stand im Widerspruch zu der Annahme, dass sie seit der Rückkehr von der desaströsen Weltmeisterschaft in Australien krankgeschrieben ist. Doch diese Annahme war falsch. Wie sie auf dpa-Nachfrage am Sonntag erklärte, befinde sie sich "seit 14 Tagen in meinem vom DFB genehmigten Erholungsurlaub".
Noch am Freitag hatte DFB-Präsident Bernd Neuendorf bei der offiziellen Vorstellung von Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch gesagt: "Das Allerwichtigste ist, dass sie gesund wird." Dabei muss er von ihrem Urlaub gewusst haben.
Die Spielerinnen wie auch die Öffentlichkeit warten auf die überfällige Analyse der WM, die vertagt worden war, bis Voss-Tecklenburg wieder arbeitsfähig ist. "Es gibt mir ein paar Fragezeichen natürlich. Ich hätte mir da durchaus etwas anderes gewünscht. Dass man sagt: Okay, wir klären erstmal, was bei der WM passiert ist", sagte Schlüsselspielerin Lena Oberdorf beim Treffen des Teams am Montag. Ein Erholungsurlaub wäre ihrer Meinung nach auch nach der Aufarbeitung möglich gewesen. "Ein gemeinsames Gespräch soll unmittelbar nach Urlaubsende stattfinden", teilte der DFB mit, so wie es auch Voss-Tecklenburg nun erklärte.
Die DFB-Frauen bereiten sich während dieses Hickhacks mit Hrubesch in Frankfurt auf die anstehenden Spiele in der Nations League vor. Am Freitag trifft das Team in Sinsheim auf Wales (17.45 Uhr/ARD und im ntv.de-Liveticker), am kommenden Dienstag geht es auswärts gegen Island (20 Uhr/ZDF und im ntv.de-Liveticker). Inmitten der Querelen geht es für das Team längst wieder um sportlich Wichtiges: Über die Premiere der Nations League erfolgt die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024 in Paris.
Quelle: ntv.de, ara/jg