Die wichtigsten Antworten Was der Tuchel-Deal für den FC Bayern bedeutet
25.03.2023, 06:22 UhrBayern München hat Thomas Tuchel als neuen Trainer und Nachfolger des überraschend freigestellten Julian Nagelsmann verpflichtet. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Engagement des 49-Jährigen, der beim Rekordmeister einen Vertrag bis 2025 erhalten hat.
Warum entschied sich der FC Bayern für Tuchel? Die Bayern waren bereits 2018 an dem ehemaligen Mainzer und Dortmunder Chefcoach dran, kamen aber zu spät - und Tuchel ging nach Paris. Dort wie beim FC Chelsea, mit dem er 2021 die Champions League gewann, hat Tuchel seine Qualitäten auf höchstem Niveau nachgewiesen und gezeigt, dass er auch mit Weltstars kann. Zudem hat er seinen Lebensmittelpunkt seit Wochen in München.
Wann legt Tuchel los? An diesem Samstag (12 Uhr) wird er von Vorstandschef Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic in der Allianz Arena vorgestellt. Am Montag soll Tuchel sein erstes Training an der Säbener Straße leiten.
Wie geht es danach weiter? Mit den Wochen der Wahrheit. Tuchel debütiert am kommenden Samstag im größtmöglichen deutschen Vereinsspiel: gegen seinen früheren Klub Borussia Dortmund, einen Punkt vor den Bayern Tabellenführer, im Bundesliga-Klassiker in München. Nach zwei Duellen mit dem SC Freiburg im Pokal-Viertelfinale und in der Liga kommt es zum Kracher in der Champions League gegen Manchester City. Dort auf der Bank: der frühere Bayern-Trainer Pep Guardiola, mit dem Tuchel einst beim Taktik-Gipfel Salzstreuer im Restaurant verschob.
Was sind die Probleme? Wegen der Länderspielpause hat Tuchel nur zwei Tage wirkliche Vorbereitung auf Dortmund. Er muss schnellstmöglich die schwankenden Leistungen stabilisieren, sein eigenes System finden und die Egos der vielen Topstars moderieren.
Was erwarten die Bosse von ihm? Nicht weniger als sofortigen Erfolg. Nagelsmann musste gehen, weil die Bayern ihre Ziele in dieser Saison, "aber auch über diese Saison hinaus" in Gefahr sahen, wie Kahn sagte. Konkret: das so heiß begehrte Triple. Tuchel soll es erringen, vor allem in der Champions League gilt er als Trumpfkarte. Die Münchner Entscheider waren spätestens nach dem 1:2 in Leverkusen nervös geworden und zu der Erkenntnis gekommen, "dass sich die Qualität unseres Kaders zunehmend seltener gezeigt hat". Tuchel soll mit dem besten und auch mit Abstand teuersten Personal hierzulande dauerhaft für Erfolge und attraktiven Fußball sorgen. Er muss "die starken Leistungsschwankungen" abstellen, die Kahn Nagelsmann ankreidete.
Wie fallen die Reaktionen aus? Viele Fans sind sauer, der eloquente Oberbayer Nagelsmann war sehr beliebt. Was der Münchner Anhang den Bossen besonders krumm nimmt: dass sich die wiederholten Treueschwüre der vergangenen Wochen als Worthülsen erwiesen haben. Tuchel gilt davon abgesehen als "gute Wahl", zumindest für Sky-Experte Lothar Matthäus.
Was bedeutet das Trainerbeben für die Bosse? Kahn, Salihamidzic und Präsident Herbert Hainer haben sich unglaubwürdig gemacht. Das vermeintliche "Langzeitprojekt" Nagelsmann mit einer panisch wirkenden Kurzschlussreaktion zu beenden, lastet schwer auf ihrem Image. "Die Bayern-Verantwortlichen haben in der letzten Zeit keine gute Figur abgegeben", sagte der Weltmeister von 1990 bei RTL/ntv. Es sei "nicht mehr das 'Mia san mia', das die Bayern immer ausgezeichnet hat zu Zeiten von Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß." Man müsse, forderte Matthäus, wieder "zurück zu den Wurzeln, zum familiären Umgang miteinander". Das habe "die Bayern in der Vergangenheit immer stark gemacht", sagte er, "das vermisse ich in den letzten ein bis eineinhalb Jahren."
Quelle: ntv.de, tno/sid