Fußball

Freiburg löst "Dilemma" clever Weil es eben keine Lappalie des FC Bayern ist

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Ein skurriler Wechselfehler kann den FC Bayern München um drei Punkte in der Fußball-Bundesliga erleichtern. Statt auf dem Platz wird die Partie nun sportjuristisch entschieden. Der SC Freiburg hat doch noch Protest eingelegt. Und das ist eine gute Entscheidung.

Julian Nagelsmann hatte sich gewünscht, dass man den Fauxpas des FC Bayern nicht zu groß machen möge. Sein Freiburger Trainerkollege Christian Streich hatte sich gewünscht, dass sein Verein keinen Einspruch einlegen muss, wegen des Fauxpas des FC Bayern. Beide Wünsche wurden nicht erhört. Das ist auf der einen Seite nicht schön (für den SC Freiburg), auf der anderen aber sehr gut so (für die Fußball-Bundesliga). Denn nun kann ein für alle Mal geklärt werden, was passiert, wenn plötzlich zwölf Spieler einer Mannschaft auf dem Platz stehen. Genau das nämlich war am Samstagnachmittag passiert. Das Skurrile an der Sache: Weniger die 17 Sekunden, die die mit 3:1 führenden Münchner in der 85. Minute in Überzahl agierten, wurden zum Thema, als die Bewertung.

Denn die war dem SC Freiburg übertragen worden. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hatte sich vorerst entspannt zurückgelehnt und bekannt, man würde sich die Dinge schon anschauen, wenn es die Gastgeber, also die Freiburger wünschen würden. Das taten sie eigentlich nicht. Nicht sportlich, nicht moralisch. Denn die Verantwortlichen des Sportklubs wussten die ungewohnte Situation im Schwarzwaldstadion gut einzuschätzen. Der FC Bayern hatte das Spiel kurz vor der Wechselpanne entschieden und sich in der folgenden, kurzen Überzahl keinen Vorteil auf dem Feld verschafft. Kingsley Coman, der Fußballer, der eigentlich nicht mehr hätte mitwirken dürfen, war nicht einmal am Ball. Doch so einfach ist die Sache nicht. Denn bislang waren in Liga und Pokal alle Wechselfehler geahndet worden.

Auch wenn die Fälle bisher anders gelagert waren. In der Vergangenheit ging es meist darum, dass ein Ausländer zu viel eingewechselt worden war. Was gemeinhin mit der Annahme verbunden war, dass die Importkräfte für einen Qualitätsschub in der Mannschaft sorgen, also einen "echten" Vorteil bringen würden. Aber es ging auch schon um einen Vertragsamateur zu viel auf dem Rasen (auch das hatte übrigens der FC Bayern zu verantworten) oder um einen Wechsel zu viel. So wie Anfang der Saison, als Wolfsburgs Trainer Mark van Bommel im DFB-Pokal einfach sechs Spieler tauschte. Das DFB-Bundesgericht urteilte damals, dass es sich bei dem Wechselfehler um ein Organisationsversagen des VfL gehandelt habe. Übertragen auf die aktuelle Situation wäre nun also der FC Bayern verantwortlich. Und nicht Schiedsrichter Christian Dingert. Der übrigens auch das VfL-Spiel geleitet hatte.

Freiburg macht es doppelt richtig

Umso größer war nun also das Dilemma der Freiburger. Und sie haben das einzig Richtige getan. Sie haben (a) ihren Unmut über die Ansage des DFB überdeutlich zum Ausdruck gebracht und der Liga (b) eine Diskussion darüber erspart, dass es für den FC Bayern Sonderregeln gibt. Selbst wenn die Gerichte des Verbands nun pro Rekordmeister entscheiden. Das Urteil am Ende einer möglichen Berufungskette ist auf jeden Fall bindend für alle weiteren Fehler. Und Diskussionen, die kreuz und quer, links und rechts, von oben nach unten und andersherum geführt werden, wird künftig die (oft) sinnlose Dynamik und Polemik genommen.

Der SC Freiburg, der Gutmensch der Fußball-Bundesliga, hat sich die Sache mit dem Einspruch augenscheinlich nicht leicht gemacht. Erst zwei Tage nach dem Vorfall und damit wenige Stunden vor Ablauf der Frist ging der Antrag beim DFB ein. Formuliert mit der richtigen Botschaft. Der Klub betonte, sich in einem "unverschuldeten Dilemma" zu befinden. Die Situation zwinge den Klub "in eine aktive Rolle", an der er kein Interesse habe. Ein Motiv für den Einspruch sei es, für die Zukunft "Rechtssicherheit in vergleichbaren Fällen" zu schaffen. Zudem gehe es um die "Wahrnehmung der Gesamtverantwortung für den Verein in wirtschaftlicher als auch sportlicher Hinsicht." Ja, auch das ist richtig. Und darf dem Klub nicht zum Vorwurf gemacht werden. Freiburg kämpft um das internationale Geschäft, hat sogar noch Chancen auf die Teilnahme an der Champions League.

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Aber wie geht es nun weiter? Das DFB-Sportgericht wird zunächst Stellungnahmen von den Beteiligten einholen. Nach Auswertung der Stellungnahmen wird das Gremium über den Fortgang des Verfahrens entscheiden. Wie schnell oder nicht schnell das gehen wird, darüber gibt es noch keine Angaben. Aber sei es drum. Das Urteil des Sportgerichts ist nicht zwingend bindend. Binnen einer Woche nach der Verkündung gibt es die Möglichkeit der Berufung. Diese würde dann vor dem Bundesgericht verhandelt. Dessen Urteil ist verbandsintern abschließend.

Welche Aussichten auf Erfolg der Einspruch hat? Nun, Fakt ist: Es liegt ein Regelverstoß vor, der allerdings keine Auswirkung auf den Ausgang des Spiels hatte.

Quelle: ntv.de

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