Fußball

Beckenbauer, "Nazizeit" und AfD ntv-Programm wühlt Uli Hoeneß schmerzhaft auf

442695643.jpg

Abends schaut Uli Hoeneß "sehr viel ntv". In einem Interview berichtet die Ikone des FC Bayern davon, wie das Fernsehprogramm ihn dazu ermutigt habe, bei der Trauerfeier für Franz Beckenbauer klare Kante gegen die AfD zu zeigen.

Seine emotionale Rede bei der Trauerfeier für Franz Beckenbauer brachte Uli Hoeneß viel Respekt und Anerkennung ein. Der ehemalige Manager und Präsident des FC Bayern teilte auf dem Podium vor einem Millionenpublikum persönliche Anekdoten aus seiner Zeit mit dem "Kaiser", der am 7. Januar im Alter von 78 Jahren verstorben war. In der Ansprache, die mit den Worten "Um ehrlich zu sein, du fehlst mir sehr" endet, erinnerte Hoeneß auch an das "Meisterstück" Beckenbauers: die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland.

Die Stimmung von damals, vom "Sommermärchen", würde er sich auch heute wieder wünschen, sagte Hoeneß und schränkte dann ein: "Ich möchte ganz deutlich betonen, dass ich die AfD bei diesem Prozess nicht dabeihaben möchte." Eine überraschende Abgrenzung, zumal in einer Trauerrede, für die der 72-Jährige jedoch ebenso vielfach mit Lob bedacht wurde. In einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" erklärt Hoeneß nun, wie es zu diesem Satz kam. Er habe "sehr, sehr lange überlegt, ob ich das sage", während er seine Worte ausgedacht habe. Hoeneß nutzt tatsächlich das Wort "ausdenken", denn er schreibe sich "nie etwas auf, das entwickle ich Stück für Stück über mehrere Tage", und zwar "alles im Kopf".

Dabei habe er über die WM 2006 sprechen wollen, "über die deutschen Fans, die stolz waren, über die schwarz-rot-goldenen Flaggen in den Straßen" - dabei jedoch gemerkt, dass die Sehnsucht nach solchen Bildern auch missverstanden werden könnte. Denn "da könnte einer auf die Idee kommen, dass ich in die Richtung der AfD denke", so Hoeneß. Das wiederum wollte er unbedingt vermeiden, das sei ihm wichtig gewesen. "Und wissen Sie was: Ich würde das morgen wieder so sagen."

Auf die Frage der FAZ, ob ihm die Popularität der AfD Sorgen bereite, antwortet Hoeneß dann: "Abends schaue ich sehr viel ntv. Da kommen dann Dokumentationen, hin und wieder auch über die Nazizeit: über Auschwitz, über Birkenau", also die Konzentrations- und Vernichtungslager der Deutschen. "Da bin ich jedes Mal so aufgewühlt", sagt Hoeneß und bezieht dann noch einmal deutlich Stellung: "Wenn unser Land auch nur annähernd wieder in so eine Richtung geht - das darf niemals sein!" Bei solch "elementaren Themen" dürfe selbst der Sport, der sich sonst gern auf seine unpolitische Natur berufe, "nicht schweigen".

Quelle: ntv.de, tsi

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen