Frauen gehen auf Medaillenjagd Warum sind die DFB-Männer eigentlich nicht bei Olympia?
25.07.2024, 11:44 Uhr
Maximilian Mittelstädt weilt nach der Heim-EM gerade im Urlaub.
(Foto: picture alliance / Matthias Koch)
Bei den Olympischen Spielen in Paris gibt es 32 Sportarten - darunter auch Fußball. Während das Turnier bei den Frauen große Bedeutung hat, ist es bei den Herren eher unbeliebt. Dafür gibt es mehrere Gründe.
Noch einen Tag vor der Eröffnungsfeier: Am Abend starten die DFB-Frauen im französischen Marseille in ihre Olympia-Mission. In der Vorrunde des Fußball-Turniers geht es erst gegen Australien (19 Uhr/ZDF, Eurosport und im ntv.de-Liveticker), dann am Sonntag gegen die USA und abschließend nächsten Mittwoch gegen Sambia. Danach beginnt die K.-o.-Runde.
Für die DFB-Frauen hat das olympische Fußballturnier traditionell große Bedeutung. Die Goldmedaille aus Rio 2016 war Lohn für das letzte Turnier, das die Fußballerinnen gewinnen konnten. Nach dem verlorenen EM-Finale 2022 gegen England im Wembley-Stadion stürzte der deutsche Frauenfußball, analog zu den Männern, in die sportliche Krise. Die Weltmeisterschaft 2023 in Australien und Neuseeland endete schon in der Vorrunde, Trainerin Martina Voss-Tecklenburg wurde danach entlassen.
Und nun Paris: Hrubesch sprang davor als Retter ein. Mit den Herren holte er 2016 in Rio die Silbermedaille, diesmal soll es mit den Frauen Gold sein. Der 73-Jährige hofft auf den krönenden Abschluss seiner langen Karriere als Europameister, Kopfballungeheuer und Trainer, nachdem er die DFB-Frauen erst dorthin geführt hatte.
Sie mussten einen längeren Weg nehmen: Europa hat für die Olympischen Spiele nur drei Plätze, den Gastgeberinnen aus Frankreich gehört einer davon. Die restlichen wurden im Final-Four-Turnier der Nations League vergeben. Dort erreichten die DFB-Frauen gegen Frankreich, Spanien und die Niederlande den dritten Platz - genug für Olympia.
Und die Männer?
Aber was ist eigentlich mit den Männern um Bundestrainer Julian Nagelsmann? Warum sind die deutschen Herren nicht beim olympischen Fußballturnier dabei? Das hat einen einfachen, kurzen Grund: Das DFB-Team ist nicht qualifiziert. Auch, weil das olympische Männerturnier andere Regeln als bei den Frauen hat. Hier dürfen nicht die Topstars mitfahren, sondern (fast) nur Spieler, die nach dem 1. Januar 2001 geboren sind. Von den 18 Nominierten dürfen nur drei vor dem Stichtag geboren sein.
Das hat mehrere Folgen. Zum einen wird aus dem Turnier damit eine U23-Veranstaltung. Für die Qualifikation bedeutet das, dass auch der Erfolg der Nachwuchsmannschaften über die Teilnahme entscheidet. Die drei europäischen Tickets wurden deshalb bei der U21-EM vergangenes Jahr ausgespielt. In Rumänien und Georgien bekleckerte sich die DFB-Auswahl nicht gerade mit Ruhm und scheiterte schon in der Gruppenphase. Anders als Israel, Spanien und die Ukraine, die nun in Paris dabei sind.
Zum anderen hat das Männer-Fußballturnier auch keine wirklich große Bedeutung. Vor drei Jahren, in Tokio, bekam der damalige DFB-Coach Stefan Kuntz mit Mühe und Not einen Kader zusammen, vier Kaderplätze musste er sogar freilassen. Es war eine kleine "Blamage", dass weder der FC Bayern noch Borussia Dortmund einen Profi nach Japan schickten, nicht mal den vierten Torwart. Und so wurde das zu einer wenig erfolgreichen Veranstaltung. Die Koffer mussten sie kaum richtig auspacken. Das DFB-Team überstand schon die Gruppenphase gegen Brasilien, Elfenbeinküste und Saudi-Arabien nicht.
Der Männerfußball hat ohnehin noch ein anderes Problem: den massiv überfüllten Kalender. Die Europameisterschaft in Deutschland ist gerade einmal zwei Wochen her. Spaniens Rodri, der zum besten Spieler des Turniers gekrönt wurde, absolvierte in der abgelaufenen Saison damit 56 Spiele, auf genauso viele Einsätze kommt auch DFB-Kapitän İlkay Gündoğan. Die Aussicht ist nicht besser: Im kommenden Sommer wartet nicht der Urlaub, sondern die von der FIFA massiv aufgeblähte Klub-WM. Einige Klubs, etwa Real Madrid, stellten ihre Stars deshalb vor die Wahl: entweder EM oder Olympia. Für Kylian Mbappé und Co. war die Entscheidung klar. Sie reisten vier Wochen durch Deutschland - und nicht nach Paris.
Quelle: ntv.de, ses