Chatten ohne Facebook Fünf interessante Whatsapp-Alternativen
14.01.2021, 19:14 Uhr
Man muss Whatsapp nicht nutzen, es gibt alternative Messenger, die genauso gut sind, aber den Datenschutz ernster nehmen.
(Foto: imago images/photothek)
Nachdem Whatsapp seine Nutzer zwingt, neue Richtlinien zu akzeptieren, wollen viele von ihnen den zu Facebook gehörenden Messenger nicht mehr nutzen. Schwer ist eine Trennung grundsätzlich nicht, es gibt gute Alternativen. ntv.de stellt fünf starke Whatsapp-Konkurrenten vor.
Normalerweise sind Whatsapp-Nutzer ziemlich duldsam, wenn es darum geht, dass ihr Messenger Facebook gehört und ihre Daten vielleicht nicht ganz so privat bleiben, wie sie es sich wünschen. Schließlich nutzt fast jeder den Messenger und man kann sich ziemlich sicher sein, dass auch die eigenen Kontakte über Whatsapp chatten. Jetzt aber wollen offensichtlich viele Nutzer Facebook den Rücken kehren, denn alternative Messenger erleben derzeit einen regelrechten Ansturm.
Das liegt vermutlich daran, dass sie geänderten AGBs zustimmen müssen, wenn sie Whatsapp weiter nutzen wollen. Darin werden dem Mutterkonzern weitere Zugriffsrechte zugesichert. Facebook beteuert zwar, dass dies in der EU nicht gilt, aber das hilft dem Unternehmen jetzt wenig. Letztendlich ist es so oder so eine gute Idee, sich nach Alternativen umzusehen, die weniger stark an Nutzerdaten interessiert sind. Hier sind fünf von ihnen:
Telegram
Telegram ist eine der bekanntesten Whatsapp-Alternativen. Die kostenlose Chat-App mit dem Papierflieger im Logo wird immer beliebter, vielen gilt sie als das bessere Whatsapp. Bedienung und Funktionen sind ähnlich, die App bietet sichere Chats mit Selbstzerstörungs-Timer - aber nur dann, wenn Nutzer vorher einen geheimen Chat starten. Die App bietet zahlreiche Möglichkeiten, Chats aufzupeppen, etwa durch GIFs. Sprachanrufe unterstützt Telegram inzwischen ebenfalls. Weil Telegram ein Open-Source-Messenger ist, können Nutzer den Quellcode einsehen und selbst Erweiterungen programmieren.
Die Chatverläufe werden verschlüsselt auf Servern des Anbieters gespeichert - nur geheime Chats werden ausschließlich auf dem jeweiligen Gerät gesichert. Das hat den Vorteil, dass man von jedem Gerät aus Zugriff auf die Chatverläufe hat, auch vom PC über die Web-App. Zudem kann man Telegram auf beliebig vielen Geräten parallel nutzen, wodurch das umständliche Speichern und Wiederherstellen von Backups in der Cloud entfällt. Mit einem öffentlichen Benutzernamen kann man zudem mit anderen chatten, ohne seine Telefonnummer weiterzugeben.
Datenschützer sehen bei Telegram aber auch Mängel, weil zum Beispiel unklar ist, wo die Server stehen, auf denen die Chats gespeichert werden, weil die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung nur optional ist und weil der Dienst genau wie Whatsapp automatisch das Telefonbuch abgleicht. Außerdem seien Meta-Daten wie Online-Offline-Zeiten für Angreifer leicht einzusehen und das selbst entwickelte Verschlüsselungsprotokoll der App ist nicht unbedingt sicher.
Threema
Wer vor allem Wert auf Sicherheit und Datenschutz legt, fühlt sich womöglich bei Threema etwas wohler. Die Messenger-App stammt aus der Schweiz und unterliegt den dort geltenden strengen Sicherheitsbestimmungen. Chats werden standardmäßig Ende-zu-Ende verschlüsselt. Nutzer haben die Wahl, ob sie ihre E-Mail-Adresse oder Telefonnummer angeben oder sich mittels einer Threema-ID anonym mit anderen Nutzern verbinden. Das Telefonbuch wird nur auf Wunsch abgeglichen, wobei Telefonnummern und E-Mail-Adressen anonymisiert und laut Anbieter nach dem Abgleich sofort wieder gelöscht werden.
Der Funktionsumfang ist ähnlich wie bei Whatsapp und Telegram. Nachrichten werden aber nach eigenen Angaben von der Servern gelöscht, sobald sie zugestellt wurden. Im Jahr 2014 prüfte Stiftung Warentest mehrere Chat-Apps, Threema bekam als einzige das Zertifikat "sicher". Der Preis für die hohe Sicherheit ist zu verkraften: Die App kostet einmalig 3,99 Euro.
Der Nachteil von Threema ist, dass ein Wechsel zwischen verschiedenen genutzten Geräten aufwändig ist.
Signal
Signal ist kostenlos. Der Messenger, den es wie alle anderen hier genannten Apps für Android und iOS gibt, gilt als vielseitig und sicher - angeblich nutzt ihn auch Whistleblower Edward Snowden, um abhörsicher zu chatten.
Bei Signal bekommt jeder Nutzer einen individuellen Schlüssel aus Buchstaben und Zahlen, der jedes Mal neu generiert wird, wenn ein Chat gestartet wird oder man das Smartphone wechselt oder die App neu installiert. Metadaten werden kaum erhoben, Chatnachrichten können mit Selbstzerstörungs-Timer versehen und der Zugriff auf die App mit einer Extra-Sicherheitsebene geschützt werden, etwa durch Fingerabdruck- oder Gesichts-Scan.
Der Quellcode ist wie bei Telegram offen, entwickelt hat das Verschlüsselungsprotokoll die Firma Open Whisper Systems. Es gilt als sehr sicher - und wird auch von Whatsapp genutzt.
Ohne Angabe der eigenen Telefonnummer kann man Signal nicht nutzen. Man kann allerdings den Abgleich des Adressbuchs verweigern und stattdessen die Telefonnummern der Kontakte eintippen.
Wire
Auch beim für den privaten Gebrauch kostenlosen Messenger Wire muss man Namen, Handynummer oder E-Mail-Adresse angeben. Er funktioniert nicht nur auf Smartphones, sondern auch auf Rechnern, dafür werden Nachrichten bis zur Zustellung auf Servern verschlüsselt zwischengespeichert. Kontakte synchronisiert der Messenger auf Wunsch mit verschlüsselten Telefonnummern aus dem eigenen Adressbuch. Man kann ihn aber auch ohne Abgleich nutzen. Wire bietet eine Selbstzerstörungsfunktion für einzelne Nachrichten in mehreren Zeitstufen.
Ginlo
Ob Ginlo diesmal überlebt, weiß man nicht. Ursprünglich wurde der Messenger als Simsme von der Deutschen Post herausgebracht und dann von der Brabbler AG bis zur Insolvenz 2019 unter dem jetzigen Namen betrieben. Im Juli vergangenen Jahres feierte Ginlo eine Wiedergeburt in einer eigenen Gesellschaft.
Ein Erfolg wäre dem deutschen Messenger zu wünschen. Denn er ist durchgehend verschlüsselt, nutzt nach eigenen Angaben ausschließlich deutsche Server und ist DSGVO-konform. Künftig soll auch der Code aller Clients quelloffen sein. Laut Beschreibung ist Ginlo so sicher, dass es für die Nutzung keine Altersbeschränkung gibt.
Der Messenger bietet weitgehend alle Funktionen, die sich Nutzer wünschen können, dazu gehören auch selbstzerstörende Nachrichten. Der Anbieter garantiert einen werbefreien Betrieb, finanziert wird Ginlo für private Nutzer durch eine kostenpflichtige Version für Unternehmen. Man muss seine Telefonnummer eingeben, ein Abgleich des Adressbuchs ist möglich, aber nicht gefordert. Nutzt man die Funktion, werden die Daten danach sofort wieder vom Server gelöscht.
Quelle: ntv.de, kwe/jwa