Wirtschaft

"Können uns Zeit nehmen" Europäische Zentralbank lässt Leitzins unverändert

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Die EZB tastet die Schlüsselsätze ihrer letzten geldpolitischen Sitzung vor der Sommerpause nicht an.

Die EZB tastet die Schlüsselsätze ihrer letzten geldpolitischen Sitzung vor der Sommerpause nicht an.

(Foto: Boris Roessler/dpa)

Die Europäische Zentralbank (EZB) hält die Zinsen im Euroraum konstant. Der Leitzins, zu dem sich Banken Geld bei der Notenbank besorgen können, liegt weiter bei 4,25 Prozent. Der Einlagenzins, den Banken für geparkte Gelder erhalten, beträgt unverändert 3,75 Prozent.

Die Europäische Zentralbank (EZB) lässt die Zinsen im Euroraum trotz der zuletzt gesunkenen Inflation unverändert. Damit verzichtet die EZB nach ihrer jüngsten Zinssenkung im Juni zunächst darauf, ihre Geldpolitik weiter zu lockern. Der Leitzins, zu dem sich Banken Geld bei der Notenbank besorgen können, liegt weiter bei 4,25 Prozent. Das entschied der EZB-Rat in Frankfurt am Main. Der Einlagenzins, den Banken für bei der Notenbank geparkte Gelder erhalten, beträgt unverändert 3,75 Prozent.

Die Beschlüsse auf der Zinssitzung EZB sind einstimmig gefallen. Dies sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde auf der Pressekonferenz nach der Zinsentscheidung in Frankfurt am Main. Sie ließ sich jedoch nicht in die Karten schauen, ob die EZB im September ihre Geldpolitik mit einer zweiten Zinssenkung nach Juni erneut lockern könnte.

Man sei nicht vorfestgelegt und werde von Ratssitzung zu Ratssitzung entscheiden. "Die Frage nach dem September und was wir im September machen, ist weit offen", betonte Lagarde. Das hänge von den Daten ab. Dabei würden die im Juni veröffentlichten Prognosen "ein Referenzpunkt" sein.

Auf die Frage, ob ihre Zuversicht hinsichtlich des erwarteten Inflationsrückgangs verglichen mit Juni zu- oder abgenommen habe, sagte sie: "Wenn zusätzliche Daten den laufenden Disinflationsprozess bestätigen sollten, dann würde das unsere Zuversicht stärken."

Lagarde zurückhaltend zu weiterer Zinssenkungen

Hinsichtlich weiterer Zinssenkungen hatte sich EZB-Präsidentin Christine Lagarde jüngst zurückhaltend gezeigt: "Der starke Arbeitsmarkt bedeutet, dass wir uns Zeit nehmen können, um neue Informationen zu sammeln", hatte Lagarde beim EZB-Forum im portugiesischen Sintra mit Blick auf die Arbeitslosigkeit im Euroraum gesagt.

Die Arbeitslosigkeit lag im Mai auf einem Rekordtief von 6,4 Prozent. Aber man müsse sich auch der Tatsache bewusst sein, dass die Wachstumsaussichten unsicher blieben, so Lagarde. Im ersten Quartal hatte die Wirtschaft in der Eurozone nur leicht um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal zugelegt.

Auch die Bundesbank hatte sich für einen vorsichtigen Kurs ausgesprochen. "Zinssenkungen machen wir nicht per Autopilot", hatte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel kürzlich dem "Tagesspiegel" gesagt.

EZB hat bei Zinswende keine Eile

Um die nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine auf Rekordhöhe gestiegene Inflation in den Griff zu bekommen, hatte die EZB seit Juli 2022 zehnmal in Folge die Zinsen nach oben geschraubt, ehe sie eine Pause einlegte. Im Juni senkte die EZB dann erstmals seit der Inflationswelle die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte.

Die Notenbank muss mit ihrer Geldpolitik einen Spagat bewältigen: Hohe Zinsen machen Kredite teuer. Das kann die gesamtwirtschaftliche Nachfrage bremsen und hohen Inflationsraten entgegenwirken. Teurere Finanzierungen sind zugleich eine Last für die Wirtschaft und Privatleute, die sich Geld leihen wollen - etwa Hausbauer. Senkt die EZB die Zinsen wiederum zu schnell, läuft sie Gefahr, dass die Inflation wieder anzieht.

Inflation hält sich hartnäckig

Zuletzt hatte sich die Inflation im Euroraum abgeschwächt. Die Teuerungsrate fiel im Juni auf 2,5 Prozent, nachdem sie im Mai auf 2,6 Prozent gestiegen war. Die Inflation nähert sich damit langsam dem Ziel der EZB, die mittelfristig eine jährliche Rate von zwei Prozent anstrebt. Bei diesem Wert sehen die Währungshüter Preisstabilität gewahrt.

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Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbrauchern - sie können sich dann für einen Euro weniger leisten. Angesichts der schwächelnden Konjunktur und sinkender Inflation gibt es immer wieder Forderungen, die EZB solle die Leitzinsen senken.

Doch der Rückgang der Inflation im Euroraum ist zäh. Sorge bereitet Ökonomen auch, dass die Teuerungsrate ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Nahrungsmittel im Juni bei 2,9 Prozent stagnierte. Diese "Kerninflation" beschreibt den Preistrend nach Ansicht von Ökonomen zuverlässiger als die Gesamtrate. Einige Volkswirte rechnen im September mit einer nächsten Zinssenkung. Dann entscheidet die EZB erneut über die Leitzinsen.

Quelle: ntv.de, gut/dpa/rts

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