Wirtschaft

ZEW-Index sinkt wieder Keine nennenswerte Konjunkturerholung in Sicht

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Lichtblick in der ZEW-Befragung ist die bessere Lagebeurteilung.

Lichtblick in der ZEW-Befragung ist die bessere Lagebeurteilung.

(Foto: picture alliance/dpa)

Sinkende Exporte und die unsichere Lage in Frankreich trüben die Konjunkturerwartungen der Finanzprofis wieder ein. Damit ist der Anstieg des ZEW-Indikators nach mehr als einem Jahr am Ende. Die Luft ist raus, sagt ein Analyst. Der Wechsel von Wachstum und Abschwung dürfte in die Verlängerung gehen.

Börsenprofis blicken erstmals seit einem Jahr wieder pessimistischer auf die deutsche Konjunktur. Das Barometer für die Erwartungen in den kommenden sechs Monaten sank im Juli um 5,7 Punkte auf 41,8 Zähler, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zu seiner Umfrage unter 158 Analysten und Anlegern mitteilte. Damit erhält die Stimmung nach elf Anstiegen des ZEW-Index in Folge einen kräftigen Dämpfer. Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang auf 42,3 Punkte gerechnet.

"Der wirtschaftliche Ausblick trübt sich ein. Zum ersten Mal seit einem Jahr sinken die Konjunkturerwartungen für Deutschland", sagte ZEW-Chef Achim Wambach. Dazu beigetragen haben demnach die im Mai stärker als erwartet gesunkenen Exporte, die politische Unsicherheit in Frankreich und die Unklarheit über die weitere Geldpolitik der EZB. Das Attentat auf den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump scheint laut dem ZEW vorerst noch keinen klaren Einfluss auf die Erwartungen gehabt zu haben. Dies gilt, obwohl knapp 30 Antworten aus der Umfrage erst zu Wochenbeginn und damit nach dem Anschlag auf den inzwischen offiziell von den Republikanern nominierten Präsidentschaftskandidaten eintrudelten.

Ein Lichtblick in der Umfrage ist, dass die Börsianer die aktuelle Konjunkturlage besser beurteilten. Dieser Indikator stieg um 4,9 Punkte auf minus 68,9 Punkte. "Die verbesserte Lagebeurteilung ist erfreulich, insgesamt bleibt sie aber schlecht", so das Fazit von Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Für ein Mehr an Konjunkturoptimismus reiche die Befragung nicht: "Eine nennenswerte Konjunkturerholung zeichnet sich für das zweite Halbjahr nicht ab."

"Die Luft ist raus"

Für Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank ist klar: "Die Luft ist raus. Das ist die Botschaft der ZEW-Konjunkturerwartungen." Das Barometer signalisiert aus seiner Sicht, dass das Hin und Her zwischen rückläufigem Bruttoinlandsprodukt (BIP) und Zuwächsen in die Verlängerung gehen könnte: "Eigentlich war davon auszugehen gewesen, dass die Wachstumsraten nun nachhaltiger über der Nulllinie liegen."

Mehr zum Thema

Die hiesige Wirtschaft war Anfang des Jahres um 0,2 Prozent gewachsen und damit einer Rezession knapp entgangen, nachdem das BIP Ende 2023 um 0,5 Prozent geschrumpft war. In den beiden Quartalen zuvor hatte es ein leichtes Wachstum beziehungsweise ein minimales Schrumpfen der Wirtschaft gegeben. Die Konjunkturerholung dürfte sich laut Bundeswirtschaftsministerium nun weiter verzögern. Es verwies in seinem Monatsbericht auf die jüngst eingetrübten Stimmungsindikatoren und die erneuten Rückgänge bei Aufträgen und Produktion, was die anhaltende Schwäche in der stark exportorientierten deutschen Industrie zeige.

Das ZEW fragt für den Index monatlich Expertinnen und Experten aus Banken, Versicherungskonzernen und Finanzabteilungen von Großunternehmen nach ihren Einschätzungen zu wichtigen internationalen Finanzmarktdaten, die Aufschluss über die weitere Konjunkturentwicklung geben. Dazu gehören Inflationsraten, Zinsen, Aktienindizes, Wechselkurse und der Ölpreis. Der ZEW-Index gilt als wichtiger Indikator für die künftige ökonomische Entwicklung Deutschlands.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen