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Was sie Deutschen bedeuten Emojis sind komplizierter, als viele denken ;-)

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Das sind sie beliebtesten Gesichter-Emojis der Deutschen.

Das sind sie beliebtesten Gesichter-Emojis der Deutschen.

(Foto: Svetlana Radayeva)

Deutsche nutzen bevorzugt lachende Emojis, die jedoch oft nicht freundlich gemeint sind. Verwendung und Interpretation der Symbole weichen häufig stark von ihrer offiziellen Bedeutung ab - ähnlich wie beim Auberginen-Emoji.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum und der Charité Universitätsmedizin Berlin haben mit einer Untersuchung herausgefunden, wie deutsche Nutzerinnen und Nutzer Gesichts-Emojis verwenden und was sie damit verbinden. Sie stellen fest, dass die wahrgenommene oder beabsichtigte Aussage oft von der festgelegten Bedeutung der Symbole abweicht. Die Studie wurde in der Zeitschrift "Behaviour Research Methods" veröffentlicht.

Die Forscher befragten insgesamt 60 Frauen und 78 Männer zwischen 18 und 70 Jahren, das Durchschnittsalter der Gruppe betrug 32 Jahre. Die Wissenschaftler konzentrierten sich auf 107 Emoji-Gesichter, die zur Zeit der Datenerhebung verfügbar waren. Beim Design entschieden sie sich für das von Whatsapp, da der Messenger die mit Abstand am meisten genutzte Chat-Plattform in Deutschland ist.

Fast 90 Prozent der Teilnehmer gaben an, Emojis in der digitalen Kommunikation häufig zu nutzen, knapp 33 Prozent sagten "oft", 22,5 "manchmal". 10,1 Prozent schätzten ihre Verwendung als unregelmäßig ein ("selten") und eine Person gab an, Emojis "nie" zu verwenden.

Mittels stufenlos beweglicher Schieberegler gaben die Versuchspersonen über fünf Aspekte Auskunft: Wie bekannt war ihnen das Emoji? Wie klar empfanden sie seine Bedeutung? Wie komplex war seine visuelle Darstellung? Welchen emotionalen Gehalt maßen sie ihm bei und wie stark war seine emotionale Intensität?

Zusätzlich baten die Forschenden die Teilnehmenden, die Bedeutung des jeweiligen Emojis mit maximal drei Begriffen zu beschreiben. "Diese Beschreibungen haben wir mit computerlinguistischen Methoden analysiert", erklärt Tatjana Scheffler, Linguistin an der Ruhr-Universität Bochum.

Tweets und Whatsapp-Nachrichten ausgewertet

Um zu ermitteln, wie häufig die einzelnen Emojis öffentlich genutzt werden, werteten die Wissenschaftler 280 Millionen Twitter-Nachrichten (heute X) aus. Um herauszufinden, welche Gesichts-Emojis in privaten Unterhaltungen die Favoriten sind, zogen sie die deutsche Mobile Communication Database 2 (MoCoDa2) heran, für die Nutzer Daten spenden können.

Das am häufigsten genutzte Emoji ist das Tränen lachende Gesicht, gefolgt vom lachenden Gesicht und dem Zwinkersmiley. Am seltensten benutzt wurde das entsetzte Gesicht, gefolgt von den Emojis "Gesicht in Wolken" und "Gesicht mit gepunkteter Linie", die erst 2021 neu eingeführt wurden.

"Negative Emojis emotional intensiver"

Wenig überraschend erwiesen sich die am häufigsten genutzten Emojis auch als die bekanntesten. Dabei sind die Gesichter im Vorteil, die Nutzer emotional positiver bewerten. Visuell komplexe Emojis sind weniger bekannt. "Negative Emojis sind darüber hinaus emotional intensiver als positive", sagt Tatjana Scheffler laut Mitteilung der Ruhr-Universität. Die Forschenden mutmaßen, dass das möglicherweise daran liegt, dass positive Emojis häufiger gebraucht werden und sich abnutzen.

Wofür Emojis stehen, legt das Unicode Consortium fest, zu dessen Mitgliedern alle großen Plattformen gehören. Dabei sind bereits mehrere Bedeutungen vorgesehen. Die tatsächliche Verwendung der Emojis weiche aber oft von den dort angeführten Möglichkeiten ab, sagt Ivan Nenchev, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie an der Charité Berlin.

Nett gemeint oder passiv-aggressiv?

Die Unterschiede zeigten sich in der freien Beschreibung der Emojis durch die Studien-Teilnehmer. Während einige Emojis für sie nur eine Hauptbedeutung besitzen - das Tränen lachende Gesicht zum Beispiel "lustig" oder "lachen" - haben andere mehrere verschiedene Bedeutungen. Das leicht lächelnde Gesicht wird zum Beispiel sowohl als freundlich als auch als passiv-aggressiv beschrieben. Jüngere Nutzer interpretieren es auch als "ich bin innerlich tot".

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Die Bedeutung und welche Assoziationen damit verbunden sind, seien nicht statisch, schreiben die Wissenschaftler. Als Beispiel führen sie das Auberginen-Emoji an, das als phallisches Symbol benutzt werde. Bedeutung und Assoziationen könnten sich unter anderem auch ändern, wenn neue Emojis hinzugefügt werden, schreiben sie. Beispielsweise sei das "Gesicht mit gepunkteter Linie" und das "schmelzende Gesicht" 2021 eingeführt worden, mit denen Scham und Verlegenheit ausgedrückt werden könnten. "Zuvor wurden diese Gefühle möglicherweise mit anderen Emojis ausgedrückt", so die Forscher.

"Das Ergebnis der Studie ist das bis dato umfangreichste Lexikon für Gesichts-Emojis", sagt Tatjana Scheffler. "Es zeigt, dass die Bedeutungen von Emojis nicht trivial und teilweise sogar widersprüchlich sind."

Quelle: ntv.de, kwe

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