Müdigkeit, Haarausfall, Sonnenbrand Gute Laune? Alles über den Frühling
20.03.2015, 13:39 Uhr
Mehr Sonne, mehr Düfte, mehr Lüste.
(Foto: picture alliance / dpa)
Dass Wetter zu guter Laune, aber auch Kreislaufproblemen und Schmerzen führen kann, ist unumstritten. Dass der Frühling müde macht und gleichzeitig die Lust weckt, ist eher ein Widerspruch. Ob und wie der Lenz wirklich körperliches Wohlbefinden und Gefühle beeinflussen kann, erfahren Sie hier.
Der Frühling wirkt stimmungsaufhellend.
Richtig! Mit den Sonnenstrahlen beginnen auch die Menschen zu strahlen. Schlüssel für die gute Laune und vermehrte Aktivität ist tatsächlich der Anstieg von Sonnenstunden und -intensität im Frühling. Das Licht trifft auf die Netzhaut im Auge und wird als Reiz in ein kleines Gebiet im Gehirn, in den Nucleus suprachiasmaticus, weitergeleitet. Das paarige Kerngebiet im Hypothalamus gilt als Schrittmacher der inneren Uhr. Die Aktivierung durch Sonnenlicht führt dazu, dass weniger Melatonin, das auch als Schlafhormon bezeichnet wird, von der Zirbeldrüse ausgeschüttet wird. Gleichzeitig wird mehr Serotonin, auch als Glückshormon bekannt, gebildet. Dadurch ist man wacher und fühlt sich wohler. Dieser Vorgang ist aber nur einer von vielen. "Neben dem Serotonin wird im Frühling auch mehr Adrenalin und mehr Dopamin produziert. Alle Hormone werden zu den Glückshormonen gezählt", bestätigt Professor Helmut Schatz, Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) die hormonellen Umstellungen, die im menschlichen Körper im Frühling passieren in einem Gespräch mit n-tv.de.
Der Frühling ist verantwortlich für Frühlingsgefühle.
Richtig, Frühlingsgefühle existieren, haben jedoch nichts mit der Veränderung von Sexualhormonen zu tun. "Frühlingsgefühle scheinen eher ein psychologisches als ein geschlechtshormonell-bedingtes Phänomen zu sein", erklärt Schatz. Der Aufenthalt an frischer Luft, der typische Frühlingsduft und nackte Haut, die man im Frühling wieder vermehrt zu sehen bekommt, könnten Auslöser für die besondere Lust im Frühling sein. Die Geschlechtshormone sind also wichtig für den Zeugungsakt und das Sexualverhalten, nicht für Gefühle wie beispielsweise ein Verliebtheitsgefühl im Frühling.
Im Frühling werden die meisten Kinder gezeugt.
Falsch! Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes beweisen: In Deutschland werden die meisten Kinder im Dezember gezeugt und im September geboren. Doch das war nicht immer so: Bis in die 1970er-Jahre kamen europaweit die meisten Kinder zu Beginn des Jahres zur Welt. Seither verschob sich dieser Trend hierzulande um etwa sechs Monate nach hinten. Derzeit liegen Sommerkinder voll im Trend. Über die Gründe können Experten nur spekulieren. Es könnte sein, dass der ursprüngliche biologische Rhythmus von einem sozialen abgelöst worden ist.
Frühjahrsmüdigkeit trifft jeden.
Falsch! Der Wechsel vom Winter zum Frühling beeinflusst zwar das Wohlbefinden einiger Menschen, aber nicht aller. Die Stoffwechselumstellung im Frühling ist komplex und macht deshalb manche Menschen schlapp und müde. "Die sogenannte Frühjahrsmüdigkeit sollte nicht länger als ein zwei Wochen dauern", betont Schatz. "Dann müsste die Stoffwechselumstellung abgeschlossen sein." Alle Menschen, die länger darunter leiden, sollten die Ursachen dafür abklären lassen. "Oftmals steckt hinter anhaltender Müdigkeit im Frühling etwas anderes, wie zum Beispiel eine larvierte Depression", so Schatz. Aktive Menschen, die auf ihre Ernährung achten, sich viel im Freien bewegen und einen regelmäßigen Schlafrhythmus pflegen, leiden meisten kaum oder gar nicht unter Frühjahrsmüdigkeit. Und übrigens hat die Müdigkeit nach der Sommerzeitumstellung am letzten Märzwochenende nichts mit Frühjahrsmüdigkeit zu tun.
Der Frühling animiert zum Putzen.
Richtig! Der Frühling weckt die Lebensgeister. Mit der vermehrten Ausschüttung der verschiedenen Glückshormone wächst der Aktionismus, der sich auch im Putzen der eigenen vier Wände äußern kann. So wie sich die Natur vom Winter verabschiedet, so verabschieden sich viele von Staub und Dreck und unnützen Dingen, die mit dem Frühling ans Licht kommen. Ausmisten, Gartenarbeit und Hausputz wirken sich nämlich nicht nur auf das Aussehen der Wohnung aus, sondern haben nachweislich auch einen antidepressiven Effekt. Es wundert also nicht, dass im Frühling sogar Putzmuffel zum Lappen greifen.
Im Frühling verändert sich der Appetit.
Falsch! "Dass sich der Appetit oder Hunger mit den Jahreszeiten verändert, ist wissenschaftlich nicht bewiesen", sagt der Ernährungswissenschaftler Uwe Knop im Gespräch mit n-tv.de. Hierzulande bleibt der Energieverbrauch des Menschen über das Jahr hinweg auf ziemlich gleichem Niveau. Durch Kleidung und Heizung ist es möglich, sowohl eine allzu große Wärmeabgabe als auch einen Hitzestau zu verhindern. "Ob und wann man Hunger hat, hängt im Wesentlichen von zwei Faktoren ab: dem Grundumsatz im Körper, der etwa 70 Prozent des Tagesbedarfs an Energie verbraucht, und der Bewegung", erklärt der Experte weiter. Auch die Lust auf bestimmte Speisen hänge nicht mit der Jahreszeit, sondern eher mit Angebot und Traditionen zusammen, ergänzt Knop. Currywurst zum Beispiel geht das ganze Jahr über Ladentheken, Gänsebrust mit Rotkohl und Klößen dagegen nicht.
Die Frühlingssonne macht noch keinen Sonnenbrand.
Falsch! Auch wenn die Sonnenstrahlen zu Beginn des Frühlings noch nicht so intensiv wie im Sommer sind, sollte man die Haut vor zu viel Sonne schützen. Egal, wie groß der Sonnenhunger nach dem Winter auch ist, ein ganztägiges Sonnenbad im März kann genauso wie ein dreistündiger Aufenthalt im Biergarten zu Sonnenbrand führen, denn die Haut ist nach dem Winter besonders empfindlich. Und auch die Augen sollten mit geeigneten Brillengläsern vor zu viel Frühlingssonne geschützt werden.
Im Frühling verliert man mehr Haare als sonst.
Richtig, aber nicht nur im Frühling! Genauso wie Stubentiger und Schoßhunde sich zweimal im Jahr von einem Großteil ihres Fells trennen, so gibt es auch beim Menschen Hochzeiten für Haarausfall. Der sogenannte saisonale Haarausfall, der von Person zu Person verschieden stark auftreten kann, wurde 1996 von französischen Wissenschaftlern publiziert. Die Wissenschaftler um Dominique Michel Courtois untersuchten über einen Zeitraum von 8 bis 14 Jahren den Anteil der Haare an einer bestimmten Stelle am Kopf und stellten den jahreszeitlich bedingten "Fellwechsel" bei den Probanden fest. Dass das Phänomen auch bei Frauen auftritt, bestätigte Ralph Trüeb von der Universität Zürich mit einer mehrjährigen Untersuchung an mehr als 800 Frauen. Klares Ergebnis: Im Herbst verliert man insgesamt mehr Haare als im Frühling.
Quelle: ntv.de