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Fund in Georgien Frühmenschen trafen auf Wildhunde

Ein Rudel eurasischer Jagdhunde jagt die Beute, das Überleben eines verletzten Rudelmitglieds hängt von anderen ab.

Ein Rudel eurasischer Jagdhunde jagt die Beute, das Überleben eines verletzten Rudelmitglieds hängt von anderen ab.

(Foto: Artwork made by Mauricio Antón with the scienti supervision by D. Lordkipanidze and B. Martínez-Navarro)

Die Gegend von Dmanisi im heutigen Georgien erweist sich als wahre Schatzkammer für Wissenschaftler. Zunächst werden dort die frühesten bekannten Homo-Vertreter außerhalb Afrikas gefunden. Nun wird klar, die frühen Menschen teilten sich den Lebensraum mit Wildhunden.

Eine Gruppe von Homo erectus teilt sich das Essen mit einem alten und zahnlosen Individuum, auch hier sichert Zusammenarbeit das Überleben.

Eine Gruppe von Homo erectus teilt sich das Essen mit einem alten und zahnlosen Individuum, auch hier sichert Zusammenarbeit das Überleben.

(Foto: Artwork made by Mauricio Antón with the scienti supervision by D. Lordkipanidze and B. Martínez-Navarro)

Im Gebiet von Dmanisi im heutigen Georgien könnten schon vor mehr als 1,7 Millionen Jahren Frühmenschen und eurasische Wildhunde eng beieinander gelebt haben. Darauf weisen die Überreste eines dort gefundenen Hundes hin, wie Forscher im Fachjournal "Scientific Reports" berichten. Zuvor waren in der Region im südlichen Kaukasus mehrfach Frühmenschenschädel sowie einige Skelettteile aus der Zeit vor etwa 1,8 Millionen Jahren gefunden worden: Es ist der früheste direkte Hinweis auf die Anwesenheit von Homininen außerhalb Afrikas.

Die Zahn- und Kieferfunde des Tieres der Art Canis (Xenocyon) lycaonoides seien wohl der früheste Beleg für die Ankunft von Wildhunden vor den Toren Europas, erläutern die Wissenschaftler um Saverio Bartolini-Lucenti von der Universität Florenz. Die aus Ostasien stammende Spezies habe sich in der Alten Welt im frühen Pleistozän weit verbreitet. Die auf ein Alter von 1,77 bis 1,76 Millionen Jahren datierten Überreste von Dmanisi stammen den Analysen nach wahrscheinlich von einem jungen, aber bereits ausgewachsenen Hund mit einem Gewicht von etwa 30 Kilogramm. Heutige verwandte Arten seien der Afrikanische Wildhund (Lycaon pictus) und der Rothund (Cuon alpinus).

Fossile Belege - etwa Knochenbrüche oder fehlende Zähne, die ein Tier jagdunfähig machten, das aber dennoch lange gelebt hatte - deuten den Forschern zufolge darauf hin, dass Hunde dieser Art kooperative Rudeljäger und zu sozialer Fürsorge fähig waren. Sie versorgten alte oder kranke Rudelmitglieder demnach wohl mit - ähnlich wie die in der Dmanisi-Region nachgewiesenen Frühmenschen. So wurden Überreste eines alten Homo erectus gefunden, der mehrere Jahre vor dem Tod alle Zähne bis auf einen verloren hatte - und dessen Überleben wahrscheinlich mit der Hilfe seiner Gruppe ermöglicht wurde.

Zusammenarbeit als Überlebensstrategie

Die beiden Säugetierarten seien bisher die einzigen des frühen Pleistozäns, bei denen Fossilienhinweise auf altruistisches Verhalten gegenüber Gruppenmitgliedern hindeuten. Verstärkte Kooperation und altruistisches Verhalten seien womöglich wichtige Faktoren für das Überleben und die Ausbreitung sowohl des Menschen als auch großer, sozial lebender Fleischfresser in den offenen Landschaften Afrikas, Eurasiens und Nordamerikas gewesen.

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Mit den Haushunden haben die Wildhunde übrigens nichts zu tun: Ihre Domestizierung begann der gängigen Annahme nach vor mindestens 14.000 Jahren ausgehend von Wölfen (Canis lupus). Wolf und Hund gehören zur selben biologischen Art, sie sind lediglich verschiedene Unterarten.

Erst vor kurzem hatten Schweizer Forscher fünf etwa 1,8 Millionen Jahre alte Schädel aus Dmanisi untersucht. Diese frühesten bekannten Homo-Vertreter außerhalb Afrikas konnten zwar bereits diverse Werkzeuge herstellen, ihre Hirnstruktur war aber noch sehr ursprünglich und entsprach bei weitem nicht dem modernen menschlichen Gehirn.

Quelle: ntv.de, Annett Stein, dpa

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